Star Wars Essentials 5: Jedi Chroniken – Das Geheimnis der Jedi-Ritter

Drei wichtige Ereignisse prägten das literarische Expanded Universe Mitte der 1990er: Timothy Zahns „Erben des Imperium“-Romantrilogie, die „Dark Empire“-Comics und schließlich die 4000 Jahre in der Vergangenheit angesiedelten Geschichten um die Jedi und Sith der alten Zeit. Ursprünglich bei Carlsen respektive Feest Comics auf Deutsch erschienen und dort längst vergriffen, erleben diese klassischen „Tales of the Jedi“ (so der englische Reihentitel) nun eine Neuauflage in der „Essentials“-Reihe bei Panini Comics.

von  Kurt Wagner

Der erste Band der so genannten „Jedi-Chroniken“, der als „Star Wars Essentials 5“ erschienen ist, lüftet „Das Geheimnis der Jedi-Ritter“. Unter diesem sehr vagen Oberbegriff verbergen sich die englischsprachigen Einzelhefte „Tales of the Jedi“ #1-5 sowie „Tales of the Jedi: The Freedon Nadd Uprising“ #1-2 (alle aus dem Jahr 1994). Dabei handelt es sich tatsächlich um drei einzelne Abenteuer, die allerdings recht eng miteinander verknüpft sind: „Der Onderon-Krieg“, „Die Saga von Nomi Sunrider“ und „Der Freedon-Nadd-Aufstand“.

Die erste Geschichte berichtet von dem jungen Jedi Ulic Qel-Droma, der gemeinsam mit seinem Bruder Cay und dem Twi'lek Tott Doneeta kurz vor dem Abschluss seiner Jedi-Ausbildung steht. Der Meister der drei, der Arkanianer Arca, schickt die Schüler auf ihre erste eigene Mission. Sie sollen der Welt Onderon, auf der wilde Bestienreiter gegen die Bevölkerung der gewaltigen (und einzigen) Stadt Iziz kämpfen, den Frieden bringen. Dabei müssen sie allerdings feststellen, dass sich nicht ganz klar erkennen lässt, wer hier Freund und wer Feind ist.

Danach steht die junge Machtbegabte Nomi Sunrider im Zentrum. Sie ist die Frau eines Jedi-Ritters (das war noch vor der Regel, dass Beziehungen böse sind) und Mutter eines Kindes namens Vima, deren gleichnamige Ur-Ur-Ur-Enkelin 4000 Jahre später einen Gastauftritt in „Dark Empire“ haben wird (zufällig war Tom Veitch der Autor von beiden Comic-Reihen). Nomi jedenfalls wird gezwungen, den Weg der Jedi einzuschlagen, als ihr Mann von Piraten getötet wird. Es ist ein Weg, den sie nur höchst wiederwillig geht.

Das letzte Abenteuer führt alle Figuren auf Onderon zusammen. Dort haben Anhänger des vor Urzeiten auf dieser Welt verstorbenen Sith-Lords Freedon Nadd zusammengetan, um den fragilen Frieden zwischen den wilden Stämmen und dem Volk von Iziz zu unterminieren. Unter der heimlichen Führerschaft des greisen und von der Dunklen Seite verschlungenen Königs Ommin stürzen die Naddisten Onderon ins Chaos. Doch der wahre Feind offenbart sich der bunten Gruppe junger Jedi erst ganz am Ende.

Es ist nicht ganz leicht, „Star Wars“-Geschichten, die 14 Jahre alt sind, nach heutigen Maßstäben zu bewerten. Auf der Habenseite lässt sich auf jeden Fall dies verbuchen: Hier wurde wirklich „Star Wars“-Historie geschrieben, deren Auswirkung bis in die jüngsten „Knights of the Old Republic“-Abenteuer spürbar ist. Erstmals wagten es Autoren und Zeichner mit einer Epoche 4000 Jahre vor dem Kampf der Rebellenallianz gegen das Imperium völlig neue Konflikte mit neuen Helden und neuen Schurken zu entwerfen. Dabei wurden insbesondere die Jedi, die Sith und die Macht erforscht. Das Jedi-Zentrum Ossus, die Jedi-Holocrone, die Schlachtmeditation, Helden wie Nomi Sunrider und Ulic Qel-Droma oder Schurken wie Exar Kun und Freedon Nadd erblickten damals das Licht der Welt.

Optisch hinkt der Comic dem aktuellen Standard etwas hinterher. Man fühlt sich ein wenig an die alten „Prinz Eisenherz“-Bildergeschichten erinnert, nicht nur vom Zeichenstil, sondern auch von dem Dargebotenen. Dieses mittelalterliche Flair sorgt andererseits recht gut dafür, dass man sich in eine frühere „Star Wars“-Epoche versetzt fühlt (wobei ich persönlich 4000 Jahre immer zu viel fand – denn schon damals gab es überlichtschnelle Rauchmschiffe, Laserpistolen und Lichtschwerter; aber dieses „zu viel“ ist bei „Star Wars“ nun mal Programm). Bedauerlich ist, dass der Zeichenstil mitunter stark variiert. Dies zeigt sich vor allem in der Nomi-Sunrider-Episode, deren erste Hälfte grausig schlecht gezeichnete Figuren präsentiert, während die zweite der visuell beste Teil des Comic-Bands ist.

Fazit: Wer auf Sternenzerstörer, Sturmtruppen und Han Solo steht, sollte um „Das Geheimnis der Jedi-Ritter“ einen Bogen machen, denn hier wird Jedi-Historie erzählt, die 4000 Jahre vor der Zeitschiene der klassischen Filmtrilogie angesiedelt ist. Allen, die sich für die Anfänge der Jedi und der Sith (oder zumindest für deren frühe Konflikte) interessieren, bietet dieser Band jedoch eine gute Mischung aus Lichtschwert-Action und Jedi-Weisheiten. So oder so ist es Panini hoch anzurechnen, dass sie diese längst vergriffenen „Star Wars“-Abenteuer einer neuen Generation von Fans verfügbar machen – wenn auch zu einem stattlichen Preis.


Star Wars Essentials 5: Jedi-Chroniken – Das Geheimnis der Jedi-Ritter
Comic
Tom Veitch, Chris Gossett, Janine Johnston u. a.
Panini Comics 2008
ISBN: 978-3-86607-564-1
188 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 19,95

bei amazon.de bestellen