Star Wars Essentials 3: Die Erben des Imperiums

Bereits im Rahmen der beiden vorherigen „Essentials“- Rezensionen wurde auf die frühen Tage des „Star Wars“-Revivals hingewiesen: Anfang der 1990er läutete Timothy Zahns Bestseller-Roman „Die Erben des Imperiums“ eine neue Zeit für Fans ein, denn erstmals sponn eine Geschichte im großen Stil die Handlung nach „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ weiter, eine Entwicklung, die bis heute anhält. Nach dem gewaltigen Erfolg von Zahns Mär aus einer Galaxis weit weit entfernt, adaptierte Dark Horse die Story auch als Comic-Reihe. Im „Star Wars Essentials 3“-Band kommt die alte Geschichte dank Panini Comics zu neuen Ehren.

von Frank Stein

Es existieren kaum Figuren des Expanded Universe, die dermaßen zu eigenständigen Ikonen des „Star Wars“-Universums wurden, wie das von Autor Timothy Zahn erschaffene Ensemble aus der „Thrawn“-Trilogie, die nach „Erben des Imperiums“ mit den Bänden „Die dunkle Seite der Macht“ und „Das letzte Kommando“ fortgesetzt wurde. Der blauhäutige imperiale Großadmiral Thrawn, der Schurke Talon Karrde, die Ex-Assassine des Imperators Mara Jade – dies alles sind Namen, die einem „Star Wars“-Fan so geläufig sind wie Luke Skywalker, Han Solo und Leia Organa. Und das hat nicht nur damit zu tun, dass diese Figuren seit mittlerweile mehr als 15 Jahren wiederkehrender Teil des Expanded Universe sind, sondern vor allem damit, dass Zahn sie so treffend charakterisiert hat, dass sie perfekt ins „Star Wars“-Universum passen.

Das erlebte mit dem Erscheinen von Zahns „Die Erben des Imperiums“ eine spontane Ausdehnung, wie man sie seit Jahren nicht mehr erlebt hatte – zumindest nicht in ernst zu nehmenden Publikationen (tolldreiste Marvel-Comics und kindliche Ewok-Filme sollen hier mal außen vor bleiben). Fünf Jahre nach dem Sieg der Rebellion über den Imperator und seinen Todesstern ist das Imperium bei Weitem nicht so schwach, wie es sich manch ein Fan bis dato angesichts der Ewok-Grillparty am Ende von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ gedacht haben mochte.

Zwar hat die Allianz sich zur Neuen Republik ausgerufen, die einstige imperiale Kernwelt Coruscant befreit und zu ihrem Regierungssitz gemacht und die Reste der imperialen Streitkräfte in den Außenrand getrieben. Dort jedoch hat ein aus den Unbekannten Regionen zurückgekehrter Meisterstratege, der Chiss-Großadmiral Thrawn, das Kommando übernommen, und er plant nichts Geringeres als den ultimativen Gegenschlag, um die Galaxis erneut unter die Kontrolle des Imperiums zu bringen.

Dabei sind seine Vorgehensweisen deutlich subtiler als man es von Imperialen gewöhnt ist. Er lässt sich nicht auf große Raumschlachten ein, die man mit den verbliebenen Schiffen nicht gewinnen kann, sondern plant geduldig voraus und baut seine Strategie auf eine Reihe wohl ausgeklügelter Punktangriffe auf, die seine Macht und seine Möglichkeiten Schritt für Schritt aufbauen sollen. (Sehr zur Irritationen seines XO, Captain Pellaeon, eines Imperialen der alten Schule.) Dazu stützt er sich auch auf ungewöhnliche Hilfsmittel und Verbündete, etwa die Macht verdrängenden Ysalamiri und den verrückten Jedi-Meister Joruus C´baoth, der sich nur bereiterklärt, dem Großadmiral zu helfen, wenn dieser ihm die neuen Jedi – Luke, Leia und deren ungeborene Zwillinge – bringt.

Die Neue Republik weiß derweil noch nichts von ihrem Glück. Man hat mit im Rat mit enervierenden Querelen zu kämpfen, Han Solo soll alte Schmugglerkontakte aufwärmen, um die tolldreisten Piloten als Händler in die Dienste der Republik zu stellen, Luke versucht unterdessen, Leia zur Jedi auszubilden, die wiederum mit Zwillingen von Han schwanger ist. Alltag im All. Doch dann kommt es zu Attentaten auf die Helden der Allianz und zu Angriffen auf einzelne Planeten und es zeigt sich: Das Imperium ist noch nicht am Ende.

„Die Erben des Imperiums“ tritt eine wahre Lawine an Handlungsbögen los, die unsere Helden quer durch die Galaxis führen. Luke wird von Talon Karrde gefangen genommen, wo er mit Mara Jade eine Frau kennen lernt, die noch jahrelang sein Leben bestimmen wird. Leia flieht vor den Noghri-Killern und tritt plötzlich ein unerwartetes Erbe Darth Vaders an. Im neu gebildeten Rat ringen Mon Mothma und Admiral Ackbar mit dem machthungrigen Bothaner Borsk Fey’lya. Und Han düst derweil mit dem Millennium Falken von galaktischem Brennpunkt zu galaktischem Brennpunkt, mal von Wedge Antilles, mal von Lando Calrissian unterstützt. Coruscant, Tatooine, Bimmisaari, Kashyyyk, Nkllon, Dagobah, Abregado-Rae, Myrkr… auch an exotischen Schauplätzen ist die actionreiche Handlung nicht arm.

Vom Inhalt her weiß „Die Erben des Imperiums“ also voll zu überzeugen, nicht nur in Romanform, sondern auch im gezeichneten Ableger, der die Action noch einmal verdichtet, ohne aber wichtige Elemente auszulassen. Der Zeichenstil von Olivier Vatine und Fred Blanchard ist indes etwas gewöhnungsbedürftig. Die Figuren sind – nach heutigem Empfinden – relativ roh gezeichnet, mit groben Pinselstrichen. Interessanterweise stören die leicht abstrahierten Gestalten – Luke und Leia würde man in einem Einzelpanel vermutlich kaum erkennen – aber nicht. Die Stimmung von „Star Wars“ wird dennoch überzeugend eingefangen (was natürlich auch an den zahlreichen typischen Raumschiffen und Örtlichkeiten liegen kann).

Eine leise Kritik ist noch am Produktionsprozess des Comics zu äußern: Zumindest im mir vorliegenden Falle wiesen mehrere Seiten zu Beginn des Comics Flecken auf, so als habe ein Übermaß an Druckerschwärze auf die jeweils gegenüberliegende Seite abgefärbt. Das gilt keineswegs für alle Exemplare, die auf dem freien Markt im Umlauf sind, aber doch für einige, wie mir eine Stichprobe in der Bahnhofsbuchhandlung bestätigte.

Fazit: Die Story von „Die Erben des Imperiums“ ist großartig und über jeden Zweifel erhaben. Jeder „Star Wars“-Fan sollte sich diesen ersten Band und dann auch die zwei Folgebände der „Thrawn“-Trilogie von Timothy Zahn irgendwann zu Gemüte führen. Die Comic-Adaption macht durchaus Spaß zu lesen, auch wenn man sich an den Zeichenstil etwas gewöhnen muss. Zudem ist der Comic natürlich mit knapp 17 Euro mehr als doppelt so teuer wie der Roman. Im Zweifel würde ich zwar die Buchvorlage vorziehen, doch alles in allem ist den Machern eine nette Umsetzung gelungen und Panini Comics ist es hoch anzurechnen, dass einmal mehr ein Klassiker neu aufgelegt wurde.

Star Wars Essentials 3: Die Erben des Imperiums
Comic
Mike Baron, Olivier Vatine, Fred Blanchard
Panini 2007
ISBN: 3866073461
160 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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