Star Wars Essentials 1: Das dunkle Imperium 1

Viele Jahre wurden die Rufe der Fans nach einer Neuauflage der besten „Star Wars“-Comic-Klassiker nicht erhört. Jetzt aber, zum 30-jährigen Jubiläum von „Star Wars“, startet bei Panini die neue Reihe „Star Wars Essentials“, die uns zukünftig Highlights aus der Welt der bunten Bilder in neuer Aufmachung präsentieren wird. Zum Auftakt reisen wir 13 Jahre in die Vergangenheit zum ersten Comic einer damals neuen Generation von Geschichten – es droht „Das dunkle Imperium“.

von Kurt Wagner

 

Der Anfang der 1990er war eine Zeit des Aufbruchs für „Star Wars“-Fans. Timothy Zahn löste mit seiner Thrawn-Trilogie einen regelrechten Boom an neuen Abenteuern in Romanform aus, Welt der Spiele bescherte uns eine Übersetzung des populären d6-Rollenspiels von WestEnd Games, bei LucasArt ließen uns grandiose Raumflugsimulatoren wie „X-Wing“ und „TIE-Fighter“ selbst in die Cockpits der berühmten Jagdmaschinen steigen und bei Carlsen Comics widmete man sich den neuen „Star Wars“-Comics aus dem Hause Dark Horse. Der aus sechs Einzelheften zusammengefasste Sammelband „Das dunkle Imperium“ von Autor Tom Veitch und Zeichner Cam Kennedy war das erste Produkt dieser langjährigen und fruchtbaren Zusammenarbeit.

Jüngere Fans werden sich vielleicht gar nichts dabei denken, wenn sie die Geschichte von der Rückkehr des Imperators in einem Klonkörper lesen, von seinem Ansinnen, ausgehend von den Kernwelten die Galaxis mit neuen, furchtbaren Kriegsmaschinen zu unterwerfen, von Luke Skywalkers gefährlichem Spiel mit der Dunklen Seite der Macht und Leias verzweifeltem Versuch, ihren Bruder aus dem Banne Palpatines zu befreien. Doch tatsächlich hält man hier ein bedeutendes Stück „Star Wars“-Historie in den Händen. Welten wie Byss und Nar Shaddaa oder Raumschiffe wie der E-Wing, der modifizierte Mobquet-Transporter und der Weltenzerstörer haben hier ihren Ursprung und Story-Elemente wie die Rückkehr des Imperators, Lukes Verführung durch die Dunkle Seite, Boba Fetts Auferstehung und Leias Schwangerschaft mit ihren dritten Kind stellten auf radikale Weise die Weichen für zahllose spätere Ereignisse.

Während heutige Comics oft No-Names in den Mittelpunkt stellen – ich sage nur Zayne Carrick oder Ltd. Janek Sunber – und ihre Geschichten in den Nischen des „Star Wars“-Kanons suchen, schöpft „Das dunkle Imperium“ noch aus den Vollen. Luke, Han, Leia, Chewie, 3-PO, R2-D2, Lando, Wedge Antilles, Mon Mothma, Admiral Ackbar, General Madine, General Dodonna, Boba Fett, Dengar und natürlich der Imperator… all diese Filmcharaktere spielen Hauptrollen oder haben Cameos im Rahmen einer Handlung, die Ereignisse von galaktischen Ausmaßen beschreibt.

Auch optisch traut sich der Band einiges. Cam Kennedy setzt nicht auf Realismusnähe oder den gefälligen Fließbandstil, den man aus Tausenden amerikanischer Superhelden- und Genre-Comics kennt, sondern entwickelt seine ganz eigenen Bilder. Hier herrschen kantige Figuren vor, die dennoch überraschend gut getroffen sind und bei aller Abstraktion höchst lebendig wirken. Zudem arbeitet er mit regelrecht übesättigt wirkenden bläulich-schwarzen Schattenflächen und schert sich keinen Deut um realistische Farbgebung, sondern setzt vielmehr emotional aufgeladene Farbstimmungen ein, wobei die Verderbtheit der Dunklen Seite in Gelb und Grün präsentiert wird, in der Kälte technischer Anlagen oft Blautöne vorherrschen und Action oder intime Nähe gerne mal in Rot-Violett gebadet werden. Ein Stil, an den man sich gewöhnen muss, aber visuell durchaus reizvoll.

Die neue Ausgabe von Panini unterscheidet sich kaum vom Carlsen-Original. Mark Zug zeichnete ein neues Coverbild, das meiner Meinung nach gegenüber dem Originalcover des großen „Star Wars“-Künstlers Dave Dorman aber abfällt. Die Schrift wurde vom handgeschriebenen Lettering der Carlsen-Ausgabe in die lesbarere (manche würden sagen langweiligere) Standard-Comic-Schrifttype umgewandelt, wobei auch kleinere Übersetzungskorrekturen vorgenommen wurden, die allerdings kaum ins Gewicht fallen. Ob das Jagdgeschwader der Allianz nun „Ritter“ oder „Schurke“ heißt, ist nun relativ egal – vor allem, weil ohnehin „Renegat“ die einzige richtige Übersetzung gewesen wäre, wenn die Jungs im Original „Rogues“ gehießen hätten (was ich aber nicht mit Sicherheit sagen kann).

Die Ausgangslage der Geschichte, die bei Carlsen seinerzeit noch fast eine Seite füllte, wurde in der neuen Version von Panini deutlich zusammengekürzt, weswegen sie hier noch einmal überblicksartig dargeboten werden soll: Nach der Schlacht von Endor rief die Allianz in drei Vierteln der Galaxis die Neue Republik aus. Ohne die Unterstützung eines Jedi-Ordens indes dauerte es nicht lange, bis überall neue Krisenherde auftauchten. Splittergruppen des Imperiums gruben sich auf einzelnen Welten und in einzelnen Sektoren ein und leisteten erbitterten Widerstand.

Fünf Jahre nach der Schlacht von Endor erschien dann der Großadmiral Thrawn und hätte die junge Republik fast in die Knie gezwungen. Zwar konnte er besiegt werden, doch nur wenige Tage nach seinem Fall führten überlebende Mitglieder des Inneren Zirkels des Imperators gemeinsam mit sechs Flottenkommandeuren einen Angriff auf Coruscant durch und brachten die Thronwelt erneut unter imperiale Kontrolle. Doch kaum dort eingenistet, brach Zwist unter den Imperialen aus, wer das Erbe des Imperators antreten solle und ein furchtbarer Bürgerkrieg war die Folge. Die Allianz nutzt die Uneinigkeit unter den Imperialen, um mit gekaperten Sternenzerstörern überfallartige Einzeleinsätze in den imperialen Kriegsgebieten zu fliegen. Luke und Lando sind bei solch einem Angriff mit der Liberator auf Coruscant abgestürzt. Nun eilen Han und Leia zur Rettung ihrer Freunde.

Sehr schön sind die etwas kräftigeren Farben der Neuausgabe, auch wenn das Glanzpapier deutlich dünner ist, sodass der Band, obwohl aufgrund von Impressum und sehenswerter Covergalerie acht Seiten dicker, insgesamt schmaler daherkommt als der Carlsen-Comic. Übrigens mag sich niemand verwirren lassen, dass die Geschichte im Carlsen-Comic nur 144 Seiten zählt, auf der Rückseite der Panini-Ausgabe aber 156 Seiten „Star Wars“-Action angepriesen werden. Hier wurden schlicht das Drumherum von acht Seiten plus je Vor- und Rückseite des Umschlags (vier Seiten) addiert. Die Story selbst ist exakt identisch in Länge und Layout.

Fazit:
„Das dunkle Imperium“ ist ein Klassiker unter den „Star Wars“-Comics, keine Frage. Der ungewöhnliche Zeichenstil von Cam Kennedy sowie die epische Handlung von Tom Veitch heben ihn deutlich von den durchaus feinen, aber oft auch kleinen Abenteuern jüngerer Zeit ab. Fans, die den Carlsen-Band bereits besitzen, bekommen mit der Panini-Ausgabe außer einer Covergalerie nichts Neues geboten, wer aber „Das dunkle Imperium“ noch nicht kennt, der sollte sich diese neue Chance, die Wissenslücke zu schließen, nicht entgehen lassen!


Star Wars Essentials 1: Das dunkle Imperium 1
Comic
Tom Veitch, Cam Kennedy
Panini 2007
ISBN: 3866073445
156 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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