Star Wars: Der Geist von Tatooine

Die Rebellion war siegreich über das Imperium. Der Imperator ist tot, Bakura gerettet und die Krise mit dem Hapes-Konsortium beigelegt. Doch wer dachte, dass sich Han und Leia dann erst mal aufs Kinderkriegen konzentrierten, wird eines Besseren belehrt.

von René Ulmer

Es war einmal, auf einem nur allzu bekannten Planeten im Äußeren Rand ...

Eigentlich bekommt man in „Der Geist von Tatooine“ eine ganze Handvoll Geschichten. Die erste ist eine Kurzgeschichte, die einen Zwischenstopp während Leias und Hans Hochzeitsreise beschreibt. Nett, aber unnötig.
Dann folgt der Hauptroman. Wer nun aufgrund des Titels einen Geist in der Geschichte erwartet, wird enttäuscht werden.

Han und Leia fliegen nach Tatooine, um ein alderaanisches Kunstwerk zu kaufen, das dort versteigert werden soll. Doch auch wenn es eine Verbindung zu ihrem zerstörten Heimatplaneten darstellt, geht es Leia in erster Linie um einen darin verborgenen Code für das Untergrund-Kommunikationsnetzwerk der Rebellen. Denn auch wenn sie nunmehr die Neue Republik ausgerufen haben, könnte das ehemalige Imperium damit eine Vielzahl von republikanischen Agenten entdecken und ausschalten, insbesondere die Gespensterstaffel unter Wedge Antilles, die sich gerade auf eine Mission begibt.

Anfangs ist Han wenig begeistert, da er sich und Leia wieder als Schachfiguren des Provisorischen Rates sieht, der ja schon in „Entführung nach Dathomir“ nicht davor zurückschreckte, Menschen für das sogenannte Allgemeinwohl zu verschachern – oder in dem Fall: Leia an Prinz Isolder vom Hapes-Konsortium zu verheiraten. Wie der Zufall es will, befindet sich die Schimäre, das Flagschiff von Großadmiral Thrawn im Orbit, auch wenn die Akteure nichts über den neuen Oberkommandierenden wissen.

Während man also verfolgt, wie alles schiefgeht, was nur schiefgehen kann, begegnet Leia etwas, das sie nie für möglich gehalten hatte: Entgegen ihrer Abneigung gegen ihren Vater muss sie erkennen, dass Anakin Skywalker, ungeachtet seiner Verwandlung zu Darth Vader, hier auf Tatooine einen bleibenden positiven Eindruck hinterlassen hat, und sie begegnet alten Freunden wie Kitster oder Wald, die man in „Star Wars – Episode 1: Die dunkle Bedrohung“ sah. All deren Ansichten zu Anakin stehen im krassen Gegensatz zu allem, was Leia in ihrem Leben über ihren Vater erfahren hat und wie sie von ihm denkt.

Nach diesem Roman folgt eine weitere Kurzgeschichte, die sich rein um Chewbacca, seine Frau Mallatobuck und deren gemeinsamen Sohn Lumpawarrump dreht, wie sie auf Corruscant einer Verschwörung nachgehen. Im Gegensatz zur Kurzgeschichte am Anfang des Buches liest sich diese um einiges spannender, was nicht zuletzt daran liegen könnte, dass Leia und Han in der ersten nur am Turteln sind, was Chewie im eigentlichen Roman oft genug auf den Keks zu gehen scheint.

Den Abschluss bildet ein Interview mit Troy Denning.

Back to the roots

Eigentlich bekommt man drei Romane in einem, wobei die Hauptgeschichte und die Chewie-Geschichte am Ende ein zufriedenes Gefühl zurücklassen. Insbesondere ich habe mich gefreut, nach dem recht übertriebenen Mord an Chewbacca in „Die Abtrünnigen“ mal wieder etwas über den Fellhaufen zu lesen.

Han und Leia mögen vielleicht in den ruhigeren Abschnitten übertrieben verliebt erscheinen, aber darüber kann man hinwegsehen. Wer schon einmal verliebt war, weiß, wie idiotisch man sich da öfter mal aufführt.

Die ganzen Figuren aus „Episode 1“ und andere Bekannte Anakins erhalten in diesem Roman mehr Rampenlicht, als sie es in den Filmen taten, und es wird anschaulich und eindrucksvoll beschrieben, welchen tiefgreifenden Einfluss dieser optimistische junge Sklave auf ihr Leben hatte, nachdem er ihnen bewiesen hat, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist – okay, dass er das später völlig vergeigt hat, wissen wir ja alle.

Fazit: Alles in allem eine angenehme und spannende Geschichte, die man sich als Fan der alten Trilogie nicht entgehen lassen sollte, da sie etwas mehr Licht auf die Charakterentwicklungen der bekannten Figuren wirft.


Star Wars: Der Geist von Tatooine
Film/Serien-Roman
Troy Denning
Blanvalet 2011
ISBN: 978-3-442-26842-9
587 S., broschiert, deutsch
Preis: EUR 14,00

bei amazon.de bestellen