Star Trek – Voyager 1: Heimkehr

Die U.S.S. Voyager ist nach ihrer langen Reise zur Erde zurückgekehrt. Nun gilt es für Captain Janeway und ihre Besatzung sich wieder auf der Erde einzuleben und die Odyssee hinter sich zu lassen. Leider verändert sich die Situation auf der Erde schon bald auf dramatische Weise – und die Sternenflotte macht die Besatzung der U.S.S. Voyager dafür verantwortlich …

von Andreas Loos

Der Cross-Cult-Verlag hat den „Star Trek“-Romanen eine neue, deutschsprachige Heimat gegeben. Nachdem man den Abenteuern der U.S.S. Titan unter William Riker und dem Relaunch von TNG folgen konnte, beginnt der Verlag nun langsam, einzelne Lücken zu schließen. Die in den USA publizierten Romane haben hier einen enormen Vorsprung.

Vereinzelt konnte man in den verschiedenen Romanhandlungen das weitere Schicksal der Voyager-Crew verfolgen. In vielen wurde auf in deutscher Sprache noch nicht erschienene Romane Bezug genommen, was mir immer das Gefühl gab, etwas Wichtiges verpasst zu haben. Nun bekommt die Voyager eine direkte Fortsetzung nach dem Serienende im Pantoffelkino verpasst. Die Geschichte stammt aus der Feder von Christie Golden in der bewährten Übersetzung von Andrea Bottlinger, die zusammen mit Christian Humberg den Ratgeber „Sorge dich nicht, beame“ verfasst hat.

Die spektakuläre und überraschende Rückkehr der Crew um Captain Janeway aus dem Delta-Quadranten in der Doppelfolge „Endgame“ wird in „Heimkehr“ unmittelbar weitererzählt. Zunächst scheint alles Bestens zu sein. Die Crew wird mit offenen Armen empfangen und die Rückkehr des Schiffes groß gefeiert. Bald danach versucht sich die Besatzung wieder in die Föderation zu integrieren, was sich vielfach aber alles andere als leicht herausstellt. Der Roman greift auf 247 Seiten die verschiedensten Schicksale auf, beschränkt sich dabei aber natürlich auf die wichtigsten Mitglieder der Besatzung.

Sowohl der Doktor als auch Seven of Nine haben erhebliche Probleme, sich zu an das Leben auf der Erde anzupassen. Aber auch Tom Paris und Belanna Torres müssen als frische Eltern eine harte Zeit durchmachen. Für Harry Kim scheint es besser zu laufen, kommt er doch mit seiner alten Liebe Libby wieder zusammen. Der ehemalige Borg Icheb, der nun die Sternenflottenakademie besucht, scheint sich ebenfalls leichter zu tun. Die Lage verändert sich dramatisch, als ein Aufstand der allgegenwärtigen Hologramme ausbricht, an dem der Doktor scheinbar mit beteiligt ist. Daneben besteht der Verdacht, dass ein Maulwurf in der Sternenflotte die neue Technologie der Voyager stehlen und an das Orion-Syndikat verkaufen will. Um noch einen drauf zu setzen, fallen zum Überfluss auch noch mehrere Menschen einer rätselhaften Borg-Seuche zum Opfer. Schnell fällt da natürlich der Verdacht auf die U.S.S. Voyager und ihre Besatzung.

Christie Golden steht vor einer großen Aufgabe. Sie muss die Geschichten der maßgeblichen Protagonisten weiterspinnen, ohne einen oder mehrere sträflich zu vernachlässigen. Schließlich soll hier der Grundstein für eine Fortsetzung der Serie in Buchform eingeleitet werden. Der Aufstand der Hologramme, die Borg-Seuche oder aber auch die Geschichte, die sich um Belanna Torres entspinnt, wären jede für sich genug Stoff für ein eigenes Buch gewesen. So wird meiner Ansicht nach überall nur ein wenig an der Oberfläche gekratzt. Christie Golden schreibt eine durchaus stimmige Geschichte und schafft es, den Leser mit gleich mehreren Cliffhangern in den verschiedenen Handlungssträngen neugierig auf die Fortsetzung zu machen.

Besonders interessiert hat mich das Thema „Aufstand der Hologramme“, das eine ähnliche Problematik aufwirft, die in der TNG-Folge „Wem gehört Data“ behandelt wurde. Hier bekommt der Leser ein besonderes Schlaglicht präsentiert, das sich nicht nur mit den Rechten von künstlich geschaffenen Wesen befasst, sondern auch das zivile Leben auf Erde in ein anderes Licht setzt. Es gibt holografische Restaurants und holografische Dienstboten, die einer trägen und in Sachen Technik desinteressierten Bevölkerung zu Diensten stehen, während die Menschen replizierte Speisen zu sich nehmen, die grundsätzlich aus allem Möglichen bestehen könnte. Es hatte für mich irgendwie etwas Dekadentes und Armseliges, besonders wenn man sieht, wie hilflos die Leute reagieren, als Teile der alltäglichen und allgegenwärtigen Technik den Dienst willentlich versagt. Das hat mich doch schon nachdenklich gestimmt. Bahnt sich hier eine Hybris an, welche den Hintergrund beeinträchtigt? Die zivile Gesellschaft von „Star Trek“ hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Es gibt kein aktives, dauerhaftes Streben nach Wissen und neuer Technik. Die normalen Leute sind offensichtlich schon mit der Bedienung eines narrensicher konstruierten Transporters heillos überfordert.

Fazit:
Nach dem Ende der Serie „Voyager“ hinterließ mich der abrupte Abschluss in „Endgame“ etwas unzufrieden. Ich hatte mir sehr gewünscht zu erfahren, wie es der Besatzung nach der Rückkehr weiter ergeht. Mit diesem Roman wird diese Lücke zumindest teilweise geschlossen. Für die vielen Handlungsstränge blieb für meinen Geschmack jeweils etwas zu wenig Raum. Aus jedem hätte man locker einen eigenständigen Roman schaffen können. Gekonnt wird aber Spannung aufgebaut, auch wenn hier oft dem Leser manches zu schnell offenbart wird. Man kann aber aufgrund der gelungenen Cliffhanger auf die Fortsetzung gespannt sein.


Star Trek – Voyager 1: Heimkehr
Film/Serien-Roman
Christie Golden
Cross Cult 2013
ISBN: 9783864252877
247 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

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