Star Trek – Typhon Pact 3: Bestien

Im dritten Band des Cross-Overs zum Typhon Pact richten sich alle Blicke auf das Romulanische Sternenimperium, das eine große interne Krise zu bewältigen hat. Wie immer werden hier Intrigen gesponnen, um an die Macht im Reich zu kommen. Aber auch andere, bisher unbekannte Akteure, wie die Tzenkethi bekommen ein besonderes Schlaglicht und machen den Protagonisten wie Spock und Benjamin Sisko das Leben schwer.

von Andreas Loos

 

Der Typhon Pact wird, ähnlich wie die Vereinigte Föderation der Planeten, von verschiedenen Spezies gebildet. Die beiden vorangegangenen Bände haben sich jeweils mit den Breen und den Gorn befasst. Diesmal rücken gleich zwei Völker des Paktes in den Fokus, die Romulaner und die Tzenkethi. Erstere sind den Fans hinreichend bekannt, die anderen sind dagegen ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Der Roman kratzt bezüglich der Tzenkethi an der Oberfläche und fördert ein paar sehr interessante Ideen zu Tage.

Da in den Romanen kein übergeordneter Handlungsbogen, wie etwa in der „Destiny“-Trilogie, geschildert wird, sondern einzelne Begebenheiten das Thema sind, die grob in den gleichen Zeitrahmen fallen, ist es hier nicht notwendig, die anderen Bände zu lesen. In gewisser Weise, halte ich es sogar für durchaus nützlich, mit „Bestien“ anzufangen, da hier die Gründung des Paktes und seine Entstehung geschildert werden. Hier erfährt man zum Beispiel genau, warum Elias Vaughn im Koma liegt, als Basihr in „Nullsummenspiel“ von DS9 aufbricht.

David R. George III verfolgt in seinem Roman gleich mehrere Handlungsstränge, die untereinander nur wenige direkte Berührungspunkte haben. Da ist die Handlung um Captain Benjamin Sisko, der nach den Ereignissen den Propheten von Bajor und seiner neuen Familie den Rücken zugekehrt hat und wieder in den Dienst bei der Sternenflotte eingetreten ist. Aber diesmal ist Sisko nicht der souveräne Führer, sondern ein Getriebener, ein gebrochener Mann, der vor seinen Problemen davonläuft. Einige der Ereignisse des Romans, wie etwa der Kampf gegen die Borg, der kurz thematisiert wird, lassen das Selbstbewusstsein Siskos wie ein Kartenhaus zusammenstürzen. Zudem hat er einige extrem unangenehme Erinnerungen an die Tzenkethi, da er in früheren Konflikten gegen diese kämpfen musste. Diese Kriegsgeschichten eignen sich gut dafür, um die einzelnen Sichtweisen der Kontrahenten zu beleuchten. Es zeigt sich einmal mehr, dass es auf den Blickwinkel ankommt, aus dem heraus die Dinge betrachtet werden.  

Der langlebige Vulkanier Spock dagegen hat keine Zweifel an seiner Mission. Seine Bewegung, die für die Wiedervereinigung der Romulaner mit den Vulkaniern eintritt, erhält unerwarteten Zuspruch. Da das Imperium jedoch seit den Ereignissen der Fortsetzung von „TNG“ (vergleiche „Tod im Winter“) in zwei Staaten gespalten ist, sehnen sich die Romulaner danach, ihr zersplittertes Imperium wieder zu einen und zu ihrer alten Stärke zurückzukehren. Aber die abtrünnige, selbsternannte Imperatorin Donatra und Praetorin Tal Aura, die den Rest des Imperium kontrolliert, stehen sich unversöhnlich gegenüber. Allen ist klar, dass ein schwaches, uneiniges Imperium nicht in der Lage ist, im neuen Typhon-Pakt eine gewichtige Rolle zu spielen. Und so werden politische Manöver gestartet und von allen Seiten Intrigen gesponnen, um die Wiedervereinigung voranzutreiben. Besonders die Bemühungen einer außenstehenden Partei tragen schnell unerwartete Früchte.

Spock selbst hat mir diesmal nicht so gut gefallen. Er wirkte wie eine hilflose Marionette, da er die Handlung nur in einem sehr geringen Maß zu steuern vermag. Neben den intriganten Romulanern waren für mich aber mehr die Tzenkethi von Interesse. Ihr Aussehen, die Schiffe, in denen sie reisen, und ihre Architektur, zeigen ein Bild von einer Rasse, die noch exotischer ist, als die Gorn und die Breen. Die Tzenkethi stehen in Sachen Intrige den Romulanern in nichts nach. Bisher waren die Tzenkethi nicht mehr als eine Randnotiz, die gesichtslos im Hintergrund blieben. Jetzt lernen wir auch noch ihre auf Eugenik basierende Gesellschaft kennen. Das erinnert mich ein wenig an Huxleys „Schöne neue Welt“, zumindest in Ansätzen.

Die Geschichte ist sehr unterhaltsam und spannend geschrieben. Während mir der Vorgängerband, in der es Rikers U.S.S. Titan mit den Gorn zu tun bekam, weit weniger gut gefallen hat, fand ich diesmal den Roman sehr stimmig. Besonders die Bezüge zur großen Politik haben mir sehr gut gefallen.

Zum Abschluss lässt uns der Übersetzter Christian Humberg, wie auch in den vorangegangen Bänden, in einem Essay an der Entwicklungsgeschichte der Tzenkethi im „Star Trek“-Universum teilhaben. Zudem beleuchtet er auch die Persönlichkeiten von Sisko und Spock.

Fazit: „Bestien“ hätte aus meiner Sicht als erster Roman veröffentlicht werden sollen. Da es keinen übergeordneten Handlungsbogen gibt, kann man bei dem „Typhon Pact“-Cross-Over bedenkenlos mit jedem Buch anfangen, aber hier wird die Gründung des Paktes beschrieben. Zudem werden hier auch erstmals Ereignisse in Gang gesetzt, die das Machtgefüge zwischen den Mächten nachhaltig verändern. Es gibt ein gerütteltes Maß an Action und Intrigen, auch Raumschlachten kommen nicht zu kurz. Wer also sich in den Typhon-Pakt einlesen möchte, sollte meiner Meinung nach ausnahmsweise mit dem dritten Band beginnen.


Star Trek – Typhon Pact 3: Bestien
Film/Serien-Roman
David R. George III
Cross Cult 2013
ISBN: 978-3864252822
333 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 14,80

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