Star Trek – Typhon Pact 2: Feuer

Seit Captain Kirk sich mit einem Gorn messen musste, sind die Echsen ein mehr oder minder unbeschriebenes Blatt geblieben. Nun haben sich die Gorn mit anderen Völkern zum Typhon-Pakt zusammengeschlossen, der die Föderation bedroht. Captain Riker und die Crew der U.S.S. Titan bekommen es diesmal mit dieser besitzergreifenden und aggressiven Rasse zu tun, die sich Zugang zu einem uralten Artefakt verschafft hat.

von Andreas Loos

 

Der zweite Band des neuen Cross-Overs über den Typhon-Pakt beginnt in seiner Vorgeschichte bereits in der Zeit der „Destiny“-Trilogie. Die Gorn-Hegemonie steckt in einer tiefen Krise. Der einzige Planet, auf dem die Gorn die Eier ihrer Kriegerkaste ausbrüten können, fällt einer Naturkatastrophe zum Opfer. Genauso gut hätte man auch die Borg den Planeten vernichten lassen können. Das hätte ich persönlich passender für den Zeitpunkt gefunden, aber man kann die Borg wohl nicht immer für alles verantwortlich machen.

Nachdem der Brutplanet zerstört ist, haben die Gorn das Problem, binnen relativ kurzer Zeit ohne Krieger dazustehen, wenn kein Ersatz für die Welt gefunden wird. Da man sich der Probleme bereits seit Längerem bewusst ist und sich kein geeigneter Ort in greifbarer Nähe befindet, erforscht man seit geraumer Zeit die Geheimnisse der Terraforming-Technologie einer verschwunden Zivilisation. Diese Technologie bietet ungeahnte Möglichkeiten, kann man damit doch überall Lebensraum erschaffen.

In dieser Situation stößt die U.S.S. Titan unter William Riker auf die mehr oder minder erfolgreichen Terraforming-Versuche der Gorn. Riker und Co. sehen natürlich das Potenzial, das eine solche Technologie in sich birgt, sind doch nach dem Krieg gegen die Borg viele Planeten zerstört und unbewohnbar geworden. Der abtrünnige und wahnsinnige Gornkrieger Gog’resssh hat indes eigene, sehr ambitionierte Pläne entwickelt, die die bestehende, etablierte Ordnung in der Gorn-Hegemonie zum Wanken bringen könnten.

Bei allem Guten, das die Technologie bewirken könnte, schwingt sogleich die äußerste negative Einsatzmöglichkeit als Waffe mit. Der Genesis-Plot aus „Der Zorn des Kahn“ lässt grüßen, schließlich bot die dort vorgestellte Technik ähnliche Möglichkeiten. Anders als der Klappentext vermuten lässt, entdeckt nicht nur Tuvok das zerstörerische Potenzial. Da er aber in seiner langen Sternenflotten-Karriere auch mit den Aufräumarbeiten nach dem Genesis-Debakel befasst war, ist er auf besondere Weise betroffen.

Sowohl die Besatzung der U.S.S. Titan, als auch die Gorn diskutieren lebhaft und leidenschaftlich über dieses Thema. Natürlich steht für die Besatzung des Föderationsschiffes fest, dass das Artefakt am besten nicht in den Klauen der Gorn bleibt. Zudem ist der Planet Hranrar, das Ziel des neuesten Terrarforming-Tests, bereits von einer Prä-Warp-Zivilisation bewohnt. Kaum ein Roman, der die Abenteuer der U.S.S. Titan beschrieb, kam ohne eine Diskussion über die oberste Direktive aus. Auch diesmal wird wieder leidenschaftlich darüber diskutiert, ob man sich einmischen soll.

Und dann ist da noch ein Gorn-Wissenschaftler, der auf spektakuläre Weise auf der U.S.S. Titan landet. Der typische Vertreter einer xenophoben Rasse, der nur Schauermärchen über die Säugetiere von der Föderation gehört hat, wird mit der bunt gemischten Besatzung des Raumschiffes konfrontiert. Das Unbehagen beruht zudem auf Gegenseitigkeit, beunruhigt schließlich das Echsenwesen auch die Menschen an Bord.

Schön fand ich den Einblick in die Kultur der Gorn. Die Krieger benehmen sich wie selbstverliebte Schulhofschläger mit eingeschränktem Intellekt, die ihre anderen Artgenossen einschüchtern und für Nichtigkeiten töten. Auf der anderen Seite verfügen die Mitglieder der anderen Kasten über erstaunliche Fähigkeiten. Dadurch wirken die Krieger und ihr Gebaren noch primitiver. Wenn die Gorn sich über Menschen und die Föderation unterhalten, kommen dabei oft kaum aussprechbare Worte heraus. Das lässt mich schon einmal überlegen, mir auch ein eventuelles Hörbuch zulegen, da dem Sprecher dort schon einiges abverlangt werden wird.

Lag im ersten Band „Nullsummenspiel“ der Fokus auf den mysteriösen Breen, steht bei „Feuer“ die Kultur der Gorn im Mittelpunkt. Das Lektorat war im Großen und Ganzen in Ordnung, mir fiel nur ein Schreibfehler ins Auge. Wie auch schon bei „Nullsummenspiel“ gibt es am Ende einen Aufsatz von Christian Humberg, der sich mit den Gorn und ihrer Entwicklung im „Star Trek“-Franchise befasst.

Fazit: „Feuer“ ist eigentlich ein typischer „Star Trek Titan“-Roman. Nur diesmal sind die Gegner, die Gorn, eben Teil des Typhon-Pakts. Der Pakt selbst bleibt jedoch zum größten Teil eine Bedrohung im Hintergrund. Es geht primär darum, eine gefährliche Technologie einem potenziellen Feind aus den Klauen zu reißen. Daneben erfährt man sehr viel über die Rasse der Gorn. Allein dieser Einblick ist für mich sehr lesenswert gewesen.


Star Trek – Typhon Pact 2: Feuer
Film/Serien-Roman
Michael A. Martin
Cross Cult 2013
ISBN: 978-3864252815
486 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 14,80

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