Star Trek – Typhon Pact 1: Nullsummenspiel

Die „Typhon Pact“-Reihe wird vom Verlag Cross Cult nach den Romanen des „Destiny“-Cross-Overs als ein weiterer Meilenstein im „Star Trek“-Universum angepriesen. Mir liegt hier der erste Roman der Reihe vor und man kann gespannt sein, ob der Roman die vollmundigen Versprechen hält.

von Andreas Loos

 

 

Nach dem ersten großen Cross Over in der „Destiny“-Trilogie, in der die Bedrohung durch die Borg unter horrenden Verlusten beendet wurde, hat sich das Gesicht der Föderation und Situation zu ihren Nachbarn gewandelt. Ein neues Bündnis, der Typhon-Pakt, der sich unter anderem aus Romulanern, Gorn, Tholianern und Breen zusammensetzt, ist der Sternenflotte militärisch ebenbürtig. Zum Auftakt stiehlt ein Spion des Paktes die geheimen Pläne für den neuen Quantum-Slipstream-Antrieb, dessen Weiterentwicklung die Raumfahrt revolutioniert. Dieser neue Antrieb ist der einzige wirkliche Vorteil, den die Föderation gegenüber dem Typhon-Pakt noch hat. Schon bald mehren sich die Anzeichen, dass die Breen die gestohlenen Pläne für den Bau eines Prototypen mit dem neuen Antrieb benutzen.

Die Föderation ist besorgt genug, um ein Team in den Raum der Breen zu entsenden, um den Prototypen zu zerstören. Die Agenten bekommen alle Vollmachten, inklusive der „Lizenz zum Töten“. Und wer ist der Mann, der auf diese gefährliche Mission geschickt wird? Genau: Dr. Julian Bashir, der genetisch aufgewertet Arzt der Raumstation DS9, der schon während der Serie öfters mit Geheimdienstoperationen betraut war. Da auf DS9 gerade Ruhe eingekehrt ist und der Doktor in einer klassischen Midlife-Crisis steckt, kommt ihm das Angebot des Geheimdienstes ganz recht. Als Partnerin an seiner Seite steht die ebenfalls genetisch aufgewertete Sarina Douglas, welche den Fans aus den DS9 Episoden „Statistische Wahrscheinlichkeiten“ und „Sarina“ bekannt sein dürfte.

Die beiden sollen als Breen getarnt das Schiffsbauprojekt der geheimnisvollen Rasse sabotieren. Klingt verrückt? Ist es auch. Der Plan, jemanden in eine Kultur einzuschleusen, über die man so gut wie gar nichts weiß, ist schon sehr verwegen. Dass der Geheimdienst auf Leute zurückgreift, die in der Föderation wegen ihrer genetischen Aufwertung stigmatisiert werden, gerade weil sie schneller, intelligenter und anpassungsfähiger sind als normale Menschen, ist schon harter Tobak. Das ganze Unternehmen ist ein reines Himmelfahrtskommando. Der Freizeitspion Bashir ist als James-Bond-Verschnitt mit der Lizenz zum Töten für mich auch nicht wirklich überzeugend. Dass er sich auf dieses dubiose Abenteuer einlässt, ist wohl seiner Zuneigung zu Sarina geschuldet, die er für intellektuell ebenbürtig erachtet. Auch die momentane Orientierungslosigkeit und rastlose Ruhe tragen zu seiner Entscheidung bei.

Während der Leser nun den beiden Agenten auf eine Reise zu den mysteriösen Breen begleitet, kann er sich auf einen Ausflug zu einem Volk gefasst machen, das bisher ein unbeschriebenes Blatt im „Star Trek“-Kanon war. Nun setzt Mack ein Schlaglicht auf dieses geheimnisvolle Volk.  Dabei hat er sich einen paranoiden Überwachungsstaat ausgedacht, der im „Star Trek“-Universum seinesgleichen sucht. Aber auch hier gibt es Dissidenten, die bereit sind, gegen das bestehende System aufzubegehren. Bashir und Sarina gelingt es, mit diesen Kontakt aufzunehmen. Schließlich finden sie die geheime Werft, in der der Prototyp gebaut wird.

Während Bashir spioniert, wird an der Grenze zum Typhon-Pakt patrouilliert. Captain Ezri Dax, die den modernen Kreuzer Aventine kommandiert, wartet darauf, die Agenten im Bedarfsfall aufzulesen, wenn diese ihre Mission abschließen. Dabei wird sie von einer Flotte des Paktes beschattet. Ezri muss sich etwas einfallen lassen, wenn sie von den feindlichen Schiffen nicht aufgehalten werden möchte und ihr läuft die Zeit davon.

Der Roman ist ein klassischer Agententhriller im „Star Trek“-Kleid. Statt Bashir könnte auch James Bond durch die Kulisse wandern, um das geheime Labor eines Superschurken, der im Dienste der Sowjets steht, aufzuspüren. Sarina macht sich jedenfalls als Bond-Girl ziemlich gut. Sie ist effizient und kaltblütig und genau der Typ Frau, auf die der Arzt von DS9 steht. Gegen sie wirkt Bashir aber richtig unbeholfen.

Die beiden bekommen dann auch ordentliche Action ab. Die Handlung verläuft allerdings ziemlich linear, und David Mack hat logische Bugs in der Story vermieden. Okay, manche Aktionen sind verrückt und ließen mich mit den Augen rollen. Aber dafür sind die Agenten ja auch genetisch aufgemotzt und mit allerlei technischen Finessen ausgestattet. Nur ein „Bondshuttle“ hat noch gefehlt. Der Kalte Krieg mit seinen Mindgames kommt jedenfalls gut rüber, was auch die gelegentlichen Abstecher auf das politische Parkett unterstreichen, wenn der Leser der Föderationspräsidentin über die Schulter schauen darf.

Besonders gefreut hat mich die Liebe zum Detail, die der Autor bei dem Entwurf der Zivilisation der Breen entwickelt hat. Wie weit es die Breen im Bezug auf das „Star Trek“-Universum gebracht haben, zeigt auch ein Essay aus der Feder des Autors und Übersetzers Christan Humberg, der zuletzt die Romane der letzten DS9 Reihe übersetzt hat. Hier wird der Entwicklungsbogen der Breen gespannt: von der ersten beiläufigen Erwähnung zur großen Bedrohung der Föderation. Für ein Cross-Over habe ich bisher nur die Beteiligung anderer Charaktere jenseits der DS9-Besatzung vermisst. Aber das kommt bestimmt noch.  

Fazit: „Nullsummenspiel“ vermischt DS9 mit einem Agententhriller vor der Kulisse eines Kalten Krieges. Der Roman ist stimmig und spannend geschrieben. Der Auftakt ist sehr vielversprechend und ich bin gespannt, was als nächstes kommt. Die Idee mit dem genetisch verbesserten Julian Bashir als James-Bond-Verschnitt ist im Kontext zum bisherigen Kanon nur konsequent. Mit den Idealen, die Gene Roddenberry für seine Föderation einmal im Sinn hatte, hat das alles aber nur noch wenig zu tun. Die Föderation gleicht hier mehr dem Bild, das man heutzutage von den Vereinigten Staaten von Amerika hat.


Star Trek – Typhon Pact 1: Nullsummenspiel
Film/Serien-Roman
David Mack
Cross Cult 2013
ISBN: 978-3864251948
310 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

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