Star Trek – The Original Series 05: Das Ende der Dämmerung

Der Cross Cult-Verlag möchte mit dem vorliegenden Roman die Fans der Originalserie ansprechen. Auch ich zähle mich zu den Fans der Serie, und ob es bei mir gelungen ist, erfahrt ihr hier…

von Andreas Loos

 

„Das Ende der Dämmerung“ wurde bereits 1996 in den USA veröffentlicht. Der Roman hat damit auch schon mehr als 15 Jahre auf dem Buckel. Für einen Leser, der sich in den letzten Jahren mit den anderen Romanen aus dem Hause Cross Cult beschäftigt hat, ist der Roman ein echter Anachronismus. Bisher waren vor allem die „TNG“-Romane, die nach dem letzten Kinoabenteuer „Nemesis“ spielten, stark von Veränderungen geprägt, die insbesondere das Leben der Hauptakteure betrafen. Das vorliegende Buch aber bewahrt den Status quo am Anfang der Episode und am Ende. Man kann sich entspannt zurücklehnen, wohlwissend, dass es keine wirklich unangenehmen Überraschungen in bezug auf Kirk und Co. geben wird.

Und so ist Roman leider auch nur durchschnittliche Kost. Der Autor hält sich an das für die Originalserie typische Handlungsschema: Als „Alien der Woche“ müssen die Dumada herhalten. Diese haben einen Planeten besiedelt, der nur auf einem kleinen, schmalen Streifen zwischen Tag- und Nachtseite bewohnbar ist. Der Streifen leidet nun unter Überbevölkerung und die Bewohner haben einen haarsträubenden Plan entworfen um Ihr Problem zu lösen: Mithilfe von ein paar zehntausend Impulstriebwerken wollen sie den Planeten in Rotation versetzen und so den ganzen Planeten besiedeln, wenn dieser über einen geregelten Tag und Nachtrhythmus entwickelt. Toll, eine Aufgabe, die förmlich nach einem technischen „Wunderkind“ wie Scotty schreit. Dass der verantwortliche Wissenschaftler für das Projekt entführt wurde, als das Projekt in die entscheidende Phase eintritt, gibt auch Kirk und der restlichen Besatzung etwas zu tun. Während Kirk und Spock den Entführten suchen, und Scotty auf dem Planeten an den Maschinen arbeitet, bekommen Dr. McCoy und Sulu ein eigenes Projekt.

Auch wenn sich der Roman flüssig liest und auch eine gewisse Spannung aufgebaut wird, hat mich der haarsträubende Plot schwer irritiert. Einen Planeten in Rotation zu versetzen, das ist selbst für „Star Trek“ schon harter Tobak. Das für die Dumada, die warpfähige Schiff bauen können, angesichts des drohenden Untergangs der Bau einer Evakuierungsflotte und der Besiedlung einer neuen Welt nicht in Frage kommt, war mir schlicht zu unglaubwürdig. Die Handlung enthält zu viele hausgemachte Fallstricke und wird durch ein paar meiner Meinung nach überflüssigen Nebenhandlungen unnötig in die Länge gezogen.

Zudem wirkte der Roman stellenweise so, als ob der Autor alles in den Roman packen wollte, was der Fan von der Originalserie kennt und schätzt. Deshalb finden sich auch neben McCoys bekannten Phrasen „Verdammt Jim, ich bin Arzt und kein…“ und Spocks typischem Gebaren auch eine romantische Beziehung zwischen Kirk und der natürlich nicht unattraktiven Matriarchin. Es gibt also vieles, was der Fan wiedererkennen wird. Der Autor beschränkt sich auf das Kernensemble der Serie und so verkommen die anderen Mitglieder der Brückenbesatzung zu simplen Statisten. Auch der Versuch, ausgerechnet ein paar Rothemden eine besondere Rolle zuzuschreiben, die zur Lösung des Problems beiträgt, war für mich zu bemüht und letztlich unglaubwürdig – um es noch diplomatisch auszudrücken. Das alles hebt die Episode nicht über Mittelmaß hinaus. „Star Trek“ ist halt eben doch mehr, als sich sklavisch an die Vorlagen aus dem Fernsehen zu halten. Es gibt genug Romane aus der „TOS“-Ära, die dies unter Beweis gestellt haben.

Fazit: „Das Ende der Dämmerung“ erzählt eine typische „Star Trek“-Episode, die auf einem hanebüchenen Plot rund um eine Welt voller „Aliens der Woche“ aufgebaut ist. Das mindert bei mir das Lesevergnügen, denn ich erwarte auch bei „Star Trek“ eine zumindest ansatzweise wissenschaftlich fundierte Basis für die Handlung. Ansonsten macht der Roman eigentlich alles richtig: Es wird ordentlich Spannung aufgebaut und die Charaktere sind gut in Szene gesetzt. Stellenweise habe ich mich aber gefragt, ob der Autor „Star Trek“ parodieren wollte, manche Situation war für mich einfach zu unglaubwürdig und ich hatte den Eindruck, dass der Autor bei der Recherche geschlampt hat. Dass der Roman über 15 Jahre alt ist, und der Leser in bezug auf „Star Trek“ auch in Deutschland mittlerweile nicht immer die gleichen Geschichten lesen möchte, kann man dem Buch nicht anlasten. Es wirkt heute aber aus der Zeit gefallen.


Star Trek - The Original Series 5: Das Ende der Dämmerung
Film/Serien-Roman
Jerry Olton
Cross Cult 2014
ISBN: 9783864253027
268 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

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