Star Trek – New Frontier 09: Excalibur – Restauration

Über einige Bände konnte der Leser die verschiedenen Wege und Abenteuer der Crew der U.S.S. Excalibur nach deren Zerstörung durch das Doppel-Helix-Computervirus verfolgen. Nun wendet sich die Reihe einem Charakter zu, von dem man schon länger nichts mehr gehört hat.

von Andreas Loos

 

 

Am Ende des Vorgängerbandes „Renaissance“ gab es den unvermeidlichen Cliffhänger, und man durfte gespannt sein, wie die Geschichte rund um Robin Lefler, ihre Mutter und dem Gaststar Scotty auf dem Urlaubsplaneten Risa weitergeht. Peter David wendet sich stattdessen einem völlig anderen Thema zu. Nun lässt er seinen kantigen Captain Calhoun neue Abenteuer bestehen. Nach der Zerstörung der U.S.S. Excalibur strandet Calhoun allein auf dem rückständigen Planeten Yakaba. Folgten die anderen Bände der Reihe seit der Zerstörung des Schiffs den verschiedenen Mitgliedern der illustren Crew, so wendet er sich nun – endlich – dem Rätsel des Verbleibs des Hauptcharakters, der schon immer den Typ „einsamer Wolf“ verkörperte, zu. Für diesen hat er eine besondere Geschichte zusammengestellt, die dem größten „Cowboy“ unter den „Star Trek“-Captains seit James T. Kirk wie auf den Leib geschrieben ist.

„Cowboy“ ist hier auch das passende Stichwort. Der Hintergrund ist wie eine typischer Westernkulisse aufgebaut und auch die Handlung ist die eines typischen Westerns: Calhoun kommt dabei die Rolle des einsamen Fremden zu, der in ein verstaubtes Nest voller einfältiger Einheimischer kommt. Der Hintergrund wirkte dabei auf mich etwas widersprüchlich. Die Siedlungen sind nicht nur durch die unwirtliche Wüste getrennt, es fehlt auch eine gemeinsame planetare Regierung oder ein anderer, übergeordneter Staatenaufbau, der überregionale Entscheidungen trifft. Auf der anderen Seite gibt es aber „fahrende“ Richter, die alle paar Monate vorbeischauen, um Gericht zu halten. Die Bewohner der Siedlung, in die es Calhoun verschlägt, füllen die üblichen Rollen einer Westernstadt aus. Es gibt einen Gesetzeshüter, einen schmierigen Zeitungsreporter, einen Totengräber, der vor allem auf neue Kunden hofft und einen reichen und einflussreichen Geschäftsmann, der im Verborgenen die Geschicke der Siedlung lenkt. Als Konflikt hat sich David die junge Frau Rheela mit ihrem kleinen Sohn ausgedacht, welche die seltsame und unerklärliche Gabe hat, es in der Wüste regnen zu lassen. Die Einwohner stehen der Frau mit einer Mischung aus Bewunderung, Gier, Furcht und Hass gegenüber. Es versteht sich von selbst, dass Calhoun der armen Frau zur Seite springt und sie gegen alle Feinde verteidigt, während er einen Weg nach Hause sucht. Calhoun avanciert zum hiesigen Gesetzeshüter und bekommt es in der Folge mit verschiedenen Schurken zu tun, mit denen er auf seine eigene Art und Weise umgeht.

Die Geschichte ist stereotyp im Western verankert und bringt auch alle – und ich meine wirklich alle – typischen Szenen, die in einem Western vorkommen. Sie ist allerdings gut geschrieben, und eine solche Geschichte findet man in einem „Star Trek“-Roman in dieser Form nur sehr selten, obwohl auch immer mal wieder der Wilde Westen als Hintergrund gewählt wurde. Aber das trifft auch auf das Chicago der Roaring Twenties oder gar den deutschen Faschismus zu.

In einem zweiten Handlungsstrang befasst sich der Autor mit Elizabeth Shelby, die bisher erster Offizier der U.S.S. Excalibur und Calhouns Beziehungspartner war. Diese kommandiert nun ein eigenes Schiff, die U.S.S. Exeter, komplett mit einer von ihr handverlesenen Crew, mit der sie so einige Probleme bekommt. Ihre erste Aufgabe führt sie auf den Planeten Makkus, dessen Bewohnern sie ein Beitrittsangebot der Föderation unterbreiten soll. Die Mission läuft jedoch nicht so, wie Shelby es geplant hat, und sie muss schon bald feststellen, dass der Stuhl des Captains ein ziemlich ungemütlicher Sitzplatz sein kann. Auch ihre neue Crew bereitet ihr dabei ungeahnte Probleme. Dieser Handlungsstrang ist eine typische „Star Trek“-Mission, wie man sie über Jahre immer wieder zu lesen oder auf dem Bildschirm zu sehen bekam. Die Aliens der Woche haben ein ungewöhnliches Problem, das die Crew des Sternenflottenschiffs lösen muss. Es gibt eine „unerwartete“ Wendung, welche die Geschichte in eine neue Richtung dreht. Die Sternenflotte sieht sich dabei mit einem moralischen Dilemma konfrontiert, in der Regel mit der möglichen Verletzung der „obersten Direktive“ der Sternenflotte. Die Situation wird dann oft dadurch gelöst, dass man die Direktive umgeht oder die Regel der Situation angemessen verbiegt. Die Geschichte ist also nichts wirklich Besonderes und ist deshalb bestenfalls für die Charakterentwicklung von Shelby relevant, die ein paar harte Lektionen lernen muss.

Fazit: Peter David lässt seinen Captain Calhoun aus der Versenkung im Rahmen einer absichtlich stereotypen Westernhandlung wieder auftauchen. Der Erzählstrang rund um Elizabeth Shelby, die nun ein eigenes Schiff kommandiert, ist im Kern nur ein „typischer“ „Star Trek“-Plot. Beides ist aber sehr gut geschrieben und verliert auch in der Übersetzung von Claudia Kern nicht an Qualität. David bringt eine Menge typische Momente, die Calhoun auf den Leib geschrieben sind, und für einiges Schmunzeln sorgen. Der Leser bekommt die Mischung aus Sitcom und „Star Trek“ geboten, die man von Peter David gewöhnt ist. Und wie auch schon bei den anderen Bänden hat er zumindest bei mir den richtigen Nerv getroffen.


Star Trek – New Frontier 09: Restauration
Film/Serien-Roman
Peter David
Cross Cult 2013
ISBN: 9783864251801
420 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

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