Star Trek Expeditions

Wenn der Titel des Spiels nicht schon aufmerksam gemacht hat, dann spätestens der Name des Autors: „Start Trek Expeditions“ ist eine kooperatives Brettspiel von Spiele-Legende Reiner Knizia. Das Spiel ist im Umfeld des jüngsten „Star Trek“-Films angesiedelt, wobei der Film aber nicht „nachgespielt“ wird; stattdessen werden Kirk & Co in ein neues Abenteuer geführt. Die Enterprise ist in den Orbit des Planeten Nibia eingetreten, der in die Föderation aufgenommen werden soll. Das allein ist schon nicht einfach, da tauchen auch noch die Klingonen mit einem Schlachtkreuzer auf.

von Pointman

Öffnet man den Spielkarton, findet man darin zwei Regelbücher (eins auf Englisch, eins auf Deutsch), einen großen Spielplan aus festem Karton, einen kleinen Tabellenplan zum Nachhalten der Missionsziele, Würfel und Papp-Marker, ca. 90 Spielkarten (Englisch), vier Figuren für die Mannschaft und zwei für die Schiffe. Das Material des Spiels ist okay. Der große Spielplan ist etwas einfach gehalten und nicht besonders interessant aufgemacht, die restlichen Hand-Karten sind oft mit Bildern aus dem Film aufgepeppt (meist Porträtfotos). Die Regelbücher sind gut aufgebaut und die wichtigen Passagen farblich gekennzeichnet. Die Regeln sind mit 24 Seiten Umfang nicht zu kompliziert, aber man muss sich das Heft vor dem Spiel schon mal in Ruhe durchlesen. Das gesamte Material ist recht stabil und haltbar. Das Highlight sind die Spielfiguren, mit denen man als Spieler das Spiel bestreitet. Wenn Kirk und Spock das Spielfeld betreten, kommt doch schnell „ Star Trek“-Gefühl auf. Da das Spiel von WizKids stammt (bekannt für ihre Clix-Reihen „HeroClix“, „Mechwarrior“ und „MageKnight“), stehen die Figuren natürlich auf den bekannten drehbaren Clix-Basen. Darauf sind alle wichtigen Werte der Charaktere enthalten. Außerdem sind sie wichtig für den Spielmechanismus.

Das Spiel ist für bis zu vier Spielern geeignet, die miteinander versuchen, die drei großen Handlungsstränge der Mission auf Nibia zu bewältigen (Rebellen, Politik und Ökologie). Während versucht wird, diese Probleme zu lösen, muss sich gleichzeitig die Enterprise im Orbit gegen den klingonischen Schlachtkreuzer verteidigen. Nebenbei läuft die Zeit bis zum Eintreffen einer größeren klingonischen Flotte ab. Wenn die Spieler die Mission (alle Handlungsstränge) bis zum Eintreffen der Flotte nicht abgeschlossen haben, ist das Spiel auf jeden Fall verloren.

Zu Beginn sucht sich jeder Spieler einen der vorgegebenen Charaktere (Kirk, Spock, McCoy oder Uhura) aus. Die Erfahrung lehrt, dass alle Spock und niemand Uhura spielen will, im Spiel selbst sind aber alle Figuren ähnlich wichtig. Alle Charaktere haben spezielle Talente, die für die Bewältigung von „Herausforderungen“ extra Punkte einbringen – McCoy hat beispielsweise das Talent „Medizin“. Zusätzlich hat jeder Charakter eine Spezial-Fähigkeit, mit der er etwas zu tun vermag, was kein anderer kann – Spock etwa kann den Planeten „scannen“ und sich die dort versteckten Herausforderungen ansehen.

Hier sind wir nun auch schon beim Kern des Spiels. Um die drei Probleme des Planeten zu lösen (Rebellen, Politik und Ökologie), muss man „Herausforderungen“ bewältigen. Es gibt für jeden Handlungsstrang drei aufeinander folgende Herausforderungen, die auf dem Planeten gefunden werden müssen. Die Art beziehungsweise Schwierigkeit der jeweils nächsten Herausforderungen hängt davon ab, ob man die vorhergehende geschafft hat oder nicht. Jede dieser Herausforderungen hat einen Zahlenwert, der zu erreichen ist – manchmal auch mehrere, die einen unterschiedlich hohen Erfolgsgrad angeben.

Will man eine Herausforderung angehen, nimmt man zunächst den dazu passenden Grundwert der Charaktere auf ihrer Clix-Scheibe (der sich übrigens verringert, wenn man verletzt wird). Dazu erhält man allerlei Boni. Diese bekommt man zum Beispiel für helfende Besatzungsmitglieder, Talente, gefundene Artefakte oder „Energize“-Karten. Die „Energize“-Karten sind eine Art Ereigniskarten, die jeder Spieler als eigene Aktion ziehen kann, um sie dann an geeigneter Stelle einzusetzen. Ohne diese extra Boni wird es recht schwer, die Herausforderungen zu bewältigen, zumal es, wie gesagt, auch darauf ankommt, wie gut man diese Würfe geschafft hat. Zuletzt würfelt man noch zwei Spezialwürfel und addiert das Ergebnis. Erreicht man den Zielwert der Herausforderung, war man erfolgreich und kann zur nächsten übergehen. Dabei hat jedes Ergebnis Einfluss auf den gesamten weiteren Missionsverlauf. Insgesamt muss man neun Herausforderungen angehen, was im Rahmen der gegebenen Zeit sehr eng wird. (Aber genau das ist ja der Witz von kooperativen Brettspielen.)

Um zu gewinnen, können und sollten die Spieler sich während der gesamten Mission gegenseitig unterstützen, beispielsweise indem sie ihre Gegenstände austauschen oder ihre Fähigkeiten füreinander anwenden (McCoy etwa kann die anderen Spieler auf dem Planeten heilen). Ohne Zusammenarbeit geht das Spiel recht schnell den Bach runter, da nicht nur die Herausforderungen schwierig sind, sondern es auch ein Zeitlimit gibt und die Enterprise gegen den Schlachtkreuzer der Klingonen kämpfen muss, dem sie eigentlich hoffnungslos unterlegen ist. Der Raumkampf wird übrigens ebenfalls wie eine Herausforderung behandelt. Allerdings haben die Klingonen auch einen Angriffswert und einen Würfel und schießen natürlich zurück, wenn man sich ihnen stellt (eigentlich schießen sie sogar meist zuerst). Und wenn die Enterprise abgeschossen wird, ist das Spiel auch vorbei! Es existieren also durchaus mehrere Möglichkeiten, das Spiel komplett zu verlieren.

„Star Trek Expeditions“ bietet keine unterschiedlichen Szenarien für die Heldengruppe. Jede Partie spielt auf Nibia, jedes Außenteam steht vor dem gleichen Problem. Aber dadurch, dass der Ausgang jeder Herausforderung den Handlungsstrang und die folgenden Herausforderungen verändert beziehungsweise neue schafft, ist jedes Spiel durchaus anders. Zusätzlich gibt es 16 „Eventkarten“, von denen immer nur sechs pro Partie verdeckt auf dem Spielplan ausgelegt werden und die jeder Partie noch eine eigene Note verleihen.

Fazit: Ich muss sagen, ich mag das Spiel. Das Spiel funktioniert gut und ist recht spannend. Es ist aber kein Actionspiel, wie man vermuten würde, wenn man den letzten „Star Trek“-Film gesehen hat. Die Herausforderungen sind eher diplomatischer oder wissenschaftlicher Natur. Der kooperative Aspekt ist gut eingefangen. Jeder hat eine Aufgabe, und man kann zwar etwas planen, aber das Spiel macht einem immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Bis zum Schluss wird der Druck aufrechterhalten. Sehr nett sind die kleinen Herausforderungen nebenbei, die schon sehr an die frühen „Star Trek“-Episoden (aus den 1960ern) erinnern. Hier ist die Stimmung ganz gut getroffen. Ich würde sagen: beide Daumen oben und „Beam me up, Scotty“!


Star Trek Expeditions
Brettspiel für 2 bis 4 Personen
Reiner Knizia
WizKids/NECA 2011
EAN: 0634482703205
Sprache: Englisch (Material/Regeln) / Deutsch (Regeln)
Preis: ca. EUR 45,00

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