Star Trek – Enterprise 1: Das höchste Maß an Hingabe

Eine fremde Spezies namens Xindi hat einen hinterhältigen Angriff auf die Erdbewohner verübt und mit einer gigantischen Waffe auf einen Schlag Millionen Menschenleben ausgelöscht. Von dieser Waffe scheint es zu allem Unglück auch noch eine zweite zu geben. Die Crew um Captain Archer macht sich auf, um sie zu zerstören.

von Markus Ritter

 

Unsere Geschichte setzt nach der ersten Xindi-Episode von „Star Trek – Enterprise“ ein und erzählt, wie die Mannschaft der Enterprise sich unter Mithilfe einer Militäreinheit, den MACOs, auf den Weg macht, um diese riesige Waffe, die anscheinend eine frappante Ähnlichkeit mit so etwas wie dem Todesstern aus „Star Wars“ zu haben scheint, zu zerstören. Oder zumindest dafür Sorge zu tragen, dass ihre bauliche Vollendung keinesfalls von Erfolg gekrönt sei.
Leider ist das, was man an Story zu lesen bekommt, nur ein Bruchteil dessen, was man sich anhand dieser kurzen Beschreibung vorstellen könnte. Im Gegenteil: Die beiden Autoren Michael A. Martin und Andy Mangels (ja, es mangelt) erzählen eine Geschichte, die streckenweise so langweilig ist, dass das Lesen zur Qual wird.

Captain Archers Crew – wenn man das überhaupt so sagen kann, denn T'Pol, Phlox, Hoshi und Trip werden hier zu absoluten Nebenfiguren degradiert, da sie großteils nur am Rande erwähnt werden und ihre Szenen äußerst kurz ausfallen – macht sich also auf in feindliches Gebiet, und dabei ist der Stress nicht nur in Bezug auf die Xindi vorprogrammiert. Auch intern hat man so seine Probleme mit den zusätzlichen Soldaten, eben den MACOs, die nicht nur Platz wegnehmen (so müssen sich die meisten Leutchens der Grundcrew ihre Quartiere mit der Spezialeinheit teilen, was auf engem Raum eh schon schlimm genug ist, wenn man kaum allein sein kann), sondern auch allgemein für ein dickes Stimmungstief sorgen, da ihre militärische Ausbildung sie offensichtlich nicht nur besonders gestählt und geformt, sondern auch – in den Augen der Mannschaft der Enterprise – zur Arroganz erzogen hat. Die Konflikte diesbezüglich reichen dabei von so banalen Sachen wie fast steril gemachten Betten, bis hin zur typischen Überheblichkeit, die Militärs allgemein gern an den Tag legen. Frei nach dem Motto: „WIR sind die, die die eigentliche Arbeit leisten, und unseren Arsch hinhalten, während die 'Zierfische' (so nennen sie die Angehörigen der Föderation) nur rumsitzen, und Däumchen drehen!“

Was nach guten Konfliktpotenzial für eine Story klingt, spielt sich hier erstens fast nur in den Köpfen der betreffenden Personen ab, und beleuchtet zwar so die Charaktere, macht die Spannung des Geschehens aber unendlich mürbe und träge. Auf etwa knapp hundert der dreihundert Seiten geht es in gähnender Langeweile fast ausschließlich um Szenen, die in zwei Shuttles spielen, und sich um Gedankengänge der Figuren drehen, während dabei die Spannung am eigentlichen Geschehen immer mehr in den Hintergrund rückt.

Was einen zusätzlich ärgert, ist die unverhohlene Übernahme von Elementen aus „Star Wars“, wie wir es alle kennen. Da gibt es Beschreibungen von Orten und Personen, die direkt, mit anderem Namen, übernommen, und ins „Enterprise“-Universum verlegt wurden. Eine Bar, eine Band, ein schleimiges Möchtegern-Jabba-Etwas, ein staubig öder Planet – und fertig ist die „Star Trek“-Version von Mos Eisley und Tatooine. Dazu kommt der mehr oder weniger unfreiwillige Trip (nee, nicht Tucker!) zum Todesstern-ähnlichen Ungetüm, das ganze Planeten bedroht, und es ist alles gesagt.

Ich begreife nicht, wie zwei Autoren zusammen so ein Schlafmittel zusammenschreiben konnten. Über 300 Seiten lang eine Story zu erzählen, die als Kurzgeschichte wesentlich besser gekommen wäre, ist nicht grade ein Riesen-Wurf. Positiv anzumerken ist der Anhang, der einem nochmal in schnellen Worten die Xindi-Krise im eigentlichen Verlaufe der Serie in Erinnerung ruft, sowie der kurze Kommentar über Militär im „Star Trek“-Universum.

Die deutsche Fassung ist recht brauchbar, und ich bewundere Bernd Perplies dafür, dass er bei Übersetzen nicht aus lauter Langeweile den Löffel abgegeben hat. Ihm gebührt denn auch mein einziger Dank: für das signierte Rezi-Exemplar und die gestohlene Lebenszeit. ;-)

Fazit: Wer ALLES liest, wo „Star Trek“ draufsteht, der wird natürlich auch hier nicht drumherum kommen. Wer sich  allerdings auf paar vergnügliche Lesestunden gefreut hat, weiß zumindest, was er/sie sich als Lektüre neben's Klo legen kann. Mehr als eine normale Sitzung konnte auch ich nur schwerlichst am Stück hinter mich bringen.


Star Trek – Enterpise: Das höchste Maß an Hingabe
Film/Serien-Roman
Michael A. Martin & Andy Mangels
Cross Cult 2011
ISBN: 978-3942649414
332 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

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