Star Trek – Deep Space Nine 8.06: Mission Gamma 2: Dieser graue Geist

Auf der am Rande des Wurmlochs in den Gamma-Quadranten gelegenen Raumstation Deep Space Nine werden die Weichen für die Zukunft gestellt: Eine interplanetare Konferenz hochrangiger Diplomaten verhandelt über den Beitritt Bajors zur Föderation. Colonel Kira und Sicherheitschefin Ro stehen dabei vor delikaten Aufgaben, von denen eine liebeskranke Andorianerin noch eine der harmloseren darstellt. Zur gleichen Zeit versucht die Defiant unter Commander Vaughn und Ezri Dax auf der „Mission Gamma“ zwischen zwei verfeindeten Völkern im Gamma-Quadranten zu vermitteln.

von Henning Mützlitz

 

Inhalt

Colonel Kira Nerys ist als Nachfolgerin von Captain Sisko wahrlich nicht zu beneiden: Kaum ist nach den Angriffen der Dominion-Renegaten und der Evakuierung des Europani-Volkes etwas Ruhe eingekehrt, „darf“ sie auf DS9 eine Konferenz zur Zukunft Bajors ausrichten. Zusammen mit Ro Laren gelingt es ihr glücklicherweise, die Sicherheit der Konferenzteilnehmer zu gewährleisten und deren mitunter ausgefallenen Extrawünsche zu berücksichtigen. Gleichzeitig müssen aufgrund der Abwesenheit vieler Führungsoffiziere neue Sternenflottenkollegen eingearbeitet und in das Stationsleben integriert werden. Durch all das kommt sie bei der Suche nach Jake Sisko, der schon Monate zuvor spurlos verschwunden ist, kaum ein Stück weiter.

Als hätten Colonel Kira und ihre bajoranische Sicherheitschefin Ro Laren nicht schon genug mit den verschärften Sicherheitsvorkehrungen auf der ehemaligen cardassianischen Raumstation zu tun, werden sie zusätzlich in die privaten Probleme des neuen Crew-Mitglieds T’Shar hineingezogen. Der Andorianer befindet sich zwar augenblicklich als Crewmitglied der Defiant auf der „Mission Gamma“ im gleichnamigen Quadranten jenseits des Wurmlochs, seine drei „Bündnispartner“ (so etwas wie das andorianische Pendant zu Eheleuten) sitzen jedoch auf DS9 und erwarten ihn zurück, um möglichst bald zum so genannten „Sheltreth“ – der Zeugung von Nachwuchs – nach Andoria aufzubrechen. Vor allem seine Partnerin Thriss vermisst ihn derart, dass sie in Quarks Bar gewalttätig wird – und in Ros Arrestzelle landet. Währenddessen zeigt sich durch die Anwesenheit der cardassianischen Botschafterin Natima Lang, dass alte Wunden zwischen Bajoranern und Cardassianern schneller aufreißen können als gehofft.

Im Gamma-Quadranten hat die Crew der Defiant derweil mit ganz anderen Problemen zu kämpfen: Durch eine Falle des Volks der Cheka wird das Schiff derart beschädigt, dass an eine Weiterreise nicht gedacht werden kann. Zu ihrem Glück bieten die Yrythny ihre Hilfe bei der Reparatur an. Es stellt sich jedoch heraus, dass beide Völker erbitterte Feinde sind. Commander Vaughn und Lieutenant Dax müssen sich mit Händen und Füßen gegen Instrumentalisierungsversuche der Yrythny wehren und werden zu allem Überfluss auch noch in deren gesellschaftlichen Konflikte hineingezogen. Ezri versucht dabei, in die Fußstapfen ihres früheren Dax-Wirtes Curzon zu treten und die Situation diplomatisch zu befrieden. Doch der Grat, auf dem sie wandelt, kann genauso gut zur totalen Eskalation führen ...

Meinung

Die „Mission Gamma“ geht in den zweiten Teil. Was im vorherigen Band mit der Erforschungs- und Erkundungsmission jenseits des bajoranischen Wurmlochs seinen Anfang genommen hat, findet in „Dieser Graue Geist“ seine Fortsetzung. Während im Gamma-Quadranten also die Aufgaben der Defiant-Besatzung ganz im Sinne des klassischen „Star Trek“-Gedankens ihr Fortsetzung erleben, kommt auch die Fortschreibung der Geschichte des Alpha-Quadranten nicht zu kurz, denn auf der Raumstation Deep Space Nine beginnt die Konferenz der dortigen Großmächte zur Zukunft Bajors und der Reintegration Cardassias nach den Gräueln des Dominion-Kriegs. Gewissermaßen liest man somit zwei Romane parallel – und genau hier beginnt das Dilemma.

Dem Titel nach – die „Mission Gamma“ soll im Mittelpunkt von insgesamt vier Bänden der neuen DS9-Romanreihe stehen – müssten die Ereignisse im Gamma-Quadranten eigentlich den besonderen Reiz der Handlung ausmachen, während die politischen und persönlichen Verwicklungen auf DS9 als flankierender Subplot dienen könnten. Die Autorin räumt jedoch beiden Handlungen in etwa gleich viel Raum ein. Das wäre erst einmal nicht weiter schlimm, wenn es nicht dazu führen würde, der Mission Gamma jegliches Spannungselement zu rauben. Die gesellschaftlichen Probleme der Yrythny, mit denen die Crew der Defiant konfrontiert wird, mögen eine nette Idee sein, bauen aber in der vorliegenden Form keinerlei Spannung auf. Den Fremdwesen steht man als Leser recht gleichgültig gegenüber, und manchmal ertappt man sich bei dem Gedanken, die Handlung schon einmal so ähnlich in einer der weniger spektakulären Episoden von „Star Trek TNG“ oder „Voyager“ gesehen zu haben.

Der zweite Handlungsbogen auf der Station ist dagegen deutlich interessanter: Nicht nur, dass hier die politischen Verwicklungen und Veränderungen des Alpha-Quadranten im Rahmen der interstellaren Konferenz eine wichtige Rolle einnehmen, daneben wird das Beziehungsgeflecht der Stationsbewohner weiter ausgebaut. Kira und Ro werden mit den Herausforderungen ihrer neuen, verantwortungsvollen Aufgaben und ihrem nicht immer störungsfreien Arbeitsverhältnis vertieft, Quarks Liebe zu der Sicherheitschefin erfährt neuen Auftrieb, und die Probleme der andorianischen Bündnispartner von Fähnrich ch’Thane halten die Station in Atem und ermöglichen darüber hinaus die Einführung des neuen Stationscounselors Philippa Matthias.

Hier zeigt sich wieder einmal, wo die Stärken der als „8. Staffel“ bezeichneten Romanreihe liegen: Der glaubhafte Ausbau der Charaktere, die sich mit den neuen Gegebenheiten arrangieren müssen, sowie die konsequente Weiterentwicklung der politischen Verhältnisse im bajoranischen Sektor des Alpha-Quadranten. Gerade die Aufarbeitung und Probleme des bajoraisch-cardassianischen Verhältnisses sowie die undurchschaubaren Cardassianer Natima Lang und Gul Macet bringen Farbe ins Spiel. Der Gesamtroman leidet jedoch unter der Diskrepanz der beiden Handlungsstränge, da man der „Mission Gamma“ nach wie vor relativ gleichgültig gegenüber steht.

Zur Ausstattung

Covergestaltung, Layout und Verarbeitung des Taschenbuchs kommen in gewohnt guter Qualität daher – langsam nimmt das Gruppenbild der Protagonisten, das seit dem ersten Band der Reihe aufgebaut wird, Gestalt an. Ein Nachwort mit Erläuterungen fehlt dieses Mal, dafür ist eine kurze Leseprobe des „Star Trek TNG“-Romans „Den Frieden verlieren“ enthalten.

Fazit: Wie im vorherigen Band fällt das Fazit zwiespältig aus: Erneut hat man den Eindruck, als seien zwei Bücher in eines gepackt worden. Die Ereignisse auf DS9 sind durchaus lesenswert – wenngleich auch nur mit einem dahinplätschernden Spannungsbogen versehen – und treiben die Verwicklungen zwischen Personen und Mächtegruppen glaubhaft voran, während die „Misson Gamma“ (immer) noch in relativer Belanglosigkeit und Langatmigkeit vonstatten geht. Deshalb ist der Roman nur bedingt empfehlenswert. Leser der vorherigen Bände und Fans der Reihe sollten den Band allerdings nicht überspringen, um in den Fortsetzungen „up to date“ zu bleiben.


Star Trek – Deep Space Nine 8.06: Mission Gamma 2: Dieser graue Geist
Film/Serien-Roman
Heather Jarman
Cross Cult 2011
ISBN: 9783941248564
508 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 14,00

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