Star Trek – Deep Space Nine 8.04: Dämonen der Luft und Finsternis

Die Raumstation am Rande des bajoranischen Wurmlochs kommt nicht zur Ruhe: Nach dem verheerenden Krieg gegen das Dominion und seinen Nachwirkungen muss sich die Crew unter dem Kommando von Colonel Kira Nerys mit dem Vermächtnis der Iconianer auseinandersetzen. Diese beherrschten einst die Galaxis und hinterließen unzählige „Portale“, die es ermöglichen, in Nullzeit zwischen den Quadranten hin- und her zu reisen. Während verschiedene Fraktionen um die Kontrolle dieses Portalnetzes streiten, muss Kira eine ganze Planetenbevölkerung evakuieren.

von Henning Mützlitz

 

Inhalt

Drei Millionen Menschen der außerhalb des Föderationsraums gelegenen Kolonie Europa Nova warten darauf, von den nur spärlich vorhandenen Schiffen der Sternenflotte und Bajoraner vor der tödlichen Strahlung, der ihr Planet von einem auf den anderen Moment ausgesetzt ist, zu fliehen. Neben den logistischen Problemen müssen sich Kira, Dax und Commander Elias Vaughn dabei mit unzähligen weiteren Problemen herumschlagen, die eine solche Operation mit sich bringt.

Die tödliche Strahlung, der der Planet ausgesetzt ist, stammt von großen Mengen Antimaterieabfall, der durch eines der iconianischen Raumportale in das System gelangt. Währenddessen erreichen die Station und Commander Elias Vaughn Berichte aus dem gesamten Alpha-Quadraten, wonach sich an vielen Stellen Portale öffnen, und somit das gesamte fragile Gleichgewicht der Mächte durch die damit einhergehenden strategischen Möglichkeiten gefährden. Nog versucht daraufhin an Bord der Defiant zusammen mit dem Andorianer Ch’Tane einen Weg zu finden, die Portale zu schließen.

Gleichzeitig versucht Quark als Unterhändler des Orion-Syndikats mit Vertretern der geheimnisvollen Iconianer über die Portale zu verhandeln. Diese möchten sie an den Meistbietenden verkaufen und haben als eigenen Verhandlungspartner keinen Geringeren als Quarks Cousin Gaila in den Ring geworfen. Ein zähes Ringen am Verhandlungstisch beginnt. Im Europa-Nova-System startet Kira zusammen mit dem Jem’Hadar Taran’atar auf eine Erkundungsmission durch das Portal. Sie landen dabei im Delta-Quadranten und finden heraus, dass eine unbekannte Spezies den Schrott ihres Antriebs durch das Loch entsorgt hat. Doch im verlassenen Schiff auf der anderen Seite der Galaxie wartet eine weit größere Gefahr auf die Bajoranerin und den Krieger.

Meinung

Mit „Dämonen der Luft und der Finsternis“ liegt seit einiger Zeit der vierte Band der sogenannten „8. Staffel“ von „Deep Space Nine“ in Buchform vor (im Original 2001 als vierter Teil der serienübergreifenden „Gateways“-Reihe erschienen). Wer glaubt, es kehre ein wenig Ruhe ein im bajoranischen Sektor, nachdem die Trümmer des Dominion-Krieges weggekehrt wurden, wird rasch eines Besseren belehrt. Doch lauert die Gefahr dieses Mal nicht in Form einer sich am Wurmloch enttarnenden Flotte oder einer Invasionsarmee aus dem Gamma-Quadranten, sondern in den sich allerorten öffnenden Portalen der vor rund 250.000 Jahren über die ganze Galaxie verteilten Rasse der Iconianer. Wenn man in Nullzeit zu unzähligen Orten in allen vier Quadranten reisen könnte, würde dies ungeahnte Möglichkeiten bieten – und ungeahnte Gefahren für die Großreiche.

Mit den Portalen der Iconianer wird ein altes Thema aus der zweiten Staffel TNG (Folge 37: Die Iconia-Sonden) wieder aufgegriffen. Schon damals verhinderte Captain Picard den Missbrauch der iconianischen Technologie durch die Romulaner. Dieses Mal steht aber nicht nur die potenzielle Bedrohung der Föderation durch äußere Feinde im Fokus, sondern der drohende Tod von drei Millionen Menschen durch die Antimateriestrahlung, die durch eines der Portale aus dem Delta-Quadranten in das Europa-Nova-System gelangt ist. Die Bedrohung ist also weniger abstrakt, und so besteht tatsächlich neben der zukünftigen Gefahr ein konkreter – und ungleich dringenderer – Anlass, die Portale wieder zu schließen.

Im Rahmen dieser Notwendigkeit entwickeln sich mehrere Handlungsstränge, die alle relevant für die Lösung dieser am Anfang kaum zu bewältigenden Problematik sind. Dem Autor ist es hier hervorragend gelungen, Spannung zu erzeugen, die Dramatik und das Tempo der Ereignisse zu verdeutlichen und darüber hinaus die Charaktere nicht zu vernachlässigen. Denn immer wieder wird Bezug auf die vorangegangenen Bände geworfen und ein Blick ins Innenleben der Protagonisten gegeben. Nicht ganz klar werden hingegen die Hintergründe zu den Portalen und den Machenschaften dahinter. Dies ist wohl dem Umstand geschuldet, dass der deutsche Roman aus der ursprünglichen „Gateways“-Reihe ausgekoppelt wurde.

Die Bewertung des Romans könnte hier dennoch mit einem „Gut gemacht, bitte mehr davon!“ schließen, wenn es nicht diesen unnötigen Schlussteil geben würde: Auf dem Höhepunkt der Dramatik mit (mehr oder weniger) überraschenden Wendungen und jeder Menge Action erlebt Kira einen Flashback, der sie weit in die Vergangenheit ihres eigenen Volkes schleudert. Außer einigen Metaphern auf die derzeitige politische Situation hat dieser jedoch kaum etwas zu bieten und verliert sich in unnötigen Kleinigkeiten einer für den Roman völlig unerheblichen historischen Nebenhandlung. Das Ganze hätte man auf ein paar Seiten einflechten können, stattdessen nimmt der Rückblick rund 30 Seiten ein. Angeblich entstammt dieser Teil dem siebten Band der „Gateways“-Reihe und wurde wohl integriert, um Kiras Handlungsbogen sinnvoll in den Roman einzuflechten. Wenn das die Absicht war, ist es jedenfalls nicht gelungen.

Zur Ausstattung

Covergestaltung und Layout fügen sich nahtlos in die bisherigen Bände ein. Das für Cross Cult typische Nachwort wurde dieses Mal allerdings leider nicht mit aufgenommen. Es hätte vielleicht dazu beitragen können, den Bezug zu den Serien und den merkwürdigen Schlussteil des Romans zu erläutern.

Fazit: „Dämonen der Luft und Finsternis“ ist insgesamt gesehen eine durchaus gute Fortsetzung der „Deep Space Nine“-Romanreihe. Kurzweilig und spannend geschrieben, eine gekonnte Präsentation der Charaktere und viele wiederkehrende Elemente für den „Star Trek“-Kenner. Eine Kenntnis der vorherigen Bände ist nicht zwingend notwendig, aber macht einige Details sicherlich verständlicher. Der Schlussteil des Romans trübt den guten Gesamteindruck leider ein wenig und lässt den Leser etwas ratlos zurück.


Star Trek – Deep Space Nine 8.04: Dämonen der Luft und Finsternis
Film/Serien-Roman
Keith R. A. DeCandido
Cross Cult 2010
ISBN: 9783941248545
320 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

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