Star Trek CCG: These Are The Voyages

Vor sieben Jahren kamen Captain Kirk und die Crew der guten alten Enterprise (ohne Buchstabe) erstmals ins Spiel – ins Sammelkartenspiel – und zwar in der „The Trouble With Tribbles“-Erweiterung der ersten Edition des „Star Trek“-CCG. Danach fand man sie noch in den Sets „Mirror, Mirror“ und „The Motion Pictures“, doch insgesamt waren „Die nächste Generation“ um Captain Picard und die Besatzung von „Deep Space Nine“ weitaus populärer vertreten. Auch in der Second Edition hat es zwölf Sets gedauert, bis Decipher es uns ermöglichte, die „alte Truppe“ an die blinkenden, technicolorbunten Konsolen zu setzen. Doch „These Are The Voyages“ ist nun ganz den Klassikern gewidmet. Und das ist gut so!

von Bernd Perplies

 

„These Are The Voyages“ kommt als reine Booster-Expansion mit 121 Karten (40 Rares, 40 Uncommons, 40 Commons, 2 Archive Portraits) daher, die in 30-Booster-Displays zu 11 Karten (1 Rare, 3 Uncommons, 7 Commons) verkauft wird. Ein 18-Karten-Foil-Subset und zwei coole, wenngleich extrem schwierig zu findende Archive Portrait Cards – sexy T’Pol und die eugenische Superfrau Persis – sollen dabei Sammler erfreuen. Eigentlich sollten es ja 122 Karten werden; leider wurde durch einen Fehler die Karte „Parek, Privileged Legate“ auf dem Druckbogen vergessen und durch den „Bashir Founder“ ersetzt. Ein dummer Lapsus, aber ein verzeihlicher, wenn man sich das Set ansonsten anschaut.

Denn eines muss man Decipher lassen: Mit „These Are The Voyages“ sind sie wirklich wieder an der Spitze ihrer Schaffenkraft angekommen. Die Druckqualität der Karten, die ja in der jüngeren Vergangenheit diverse Male Anlass zum Unmut gab, ist diesmal hervorragend. Fast alle Kartenmotive sind scharf und von einer knackigen Farbigkeit, die das Sammlerherz höher schlagen lässt. Hier kommt den Machern zugute, dass in den 1960ern noch auf Film gedreht wurde, der wirklich unverwüstlich ist – wer dagegen den oft verwaschenen, blassen DigiCam-Look manch neuerer Genre-Serien auf bedruckten Pappkärtchen sieht (*Hust* *Battlestar* *Hust*), der sieht den deutlichen Unterschied.

Obendrein sind auch die Motive wirklich schön ausgewählt. Ich wage zu behaupten, dass es noch kein „Star Trek“-Kartenset gab, das mit solch einer geballten Ladung holder Weiblichkeit aufwarten konnte: Uhura, Christine Chapel, Janice Rand, Marlena Moreau und Carolyn Palamas sind nur ein paar der Crewmitglieder der NCC-1701, die jedes Deck schon optisch aufwerten. Jadzia Dax, Seven of Nine und B’Elanna Torres erweitern andere Zeitlinien. Die schönste Dame aber ist die „U.S.S. Enterprise“ selbst, eine Raumschiff-Karte, die man sich als Poster an die Wand hängen möchte. „Sex sells“, sagt ein alter Spruch. Und ich kann nur bestätigen: Das klappt auch bei Sammelkarten!

Doch was bietet das Set für Spieler? Der Fokus liegt ganz klar auf der „Original Series“, einer neuen Sub-Affiliation mit Federation-Kartentemplate, die aber nicht so ohne weiteres mit ihren TNG- oder Voyager-Kollegen gespielt werden kann. 24 TOS-Charaktere (Kirk, Spock, Pille, Scotty, Uhura, Sulu, Chekov, Richard Daystrom, Matt Decker, Gary Mitchell und mehr) sowie vier zeitreisende DS9-Leute (Sisko, Dax, O’Brien und Bashir) bilden das Rückgrat einer Affiliation, die sich, unterstützt durch drei Raumschiff der Constitution-Klasse, vor keinem Gegner zu verstecken braucht. Zugegeben kommen die anderen Affiliations dadurch eher etwas kurz – aber immerhin sind es doch wieder vier neue Borg, sechs Starfleet-MACOs, acht klassische Klingonen und fünf klassische Romulaner mit von der Partie. Da ginge natürlich noch mehr, aber immerhin.

Tatsächlich kommt das Set mit 73 Personnel-Karten insgesamt sehr „figurenbetont“ daher. Das geht zu Kosten der Missions, von denen es nur vier gibt, und vor allem der Ausrüstung (Equipment), die nur das „Tox Uthat“-Artefakt listet. Klassische Phaser, Tricorder und Pads, die man vielleicht erwartet hätte, fehlen.

Ein wichtiges spielerisches Element der TOS-Sub-Affiliation ist das so genannte „Upgrading“ der Karten. Der Spielmechanismus lautet dabei: „You may play this personnel at cost +X to…“. Wenn man also einen Charakter (oder auch ein Schiff) nicht für den angegebenen Wert spielt, sondern zusätzliche Punkte investiert, kann man damit einen Effekt auslösen, der oft im Ziehen, Anschauen und Verschieben von Karten besteht. Soll heißen: Ein Crewmitglied, das richtig motiviert wird, vermag über sich hinauszuwachsen.

Das Motto bei den Klingonen lautet derweil: In der Masse sind wir stark. „When you play this personnel, if you command two Klingons...“ ist folglich der auf allen acht Karten zu findende Spezialtext, um erneut besondere Effekte auszulösen.

Eine sich selbst erhaltende, sehr schlagkräftige Truppe sind die sechs MACOs von Starfleet unter dem Kommando von Major Hayes. Das neue Keyword findet sich nicht nur auf allen Karten, es wird auch jeweils im Spezialtext darauf Bezug genommen, sodass es sich wirklich anbietet, die Raumsoldaten gemeinsam ins Feld zu führen. Das kann etwa dazu führen, dass die Attribute von „Nelson Kemper“ auf 10/10/10 steigen, dass „Amanda Cole“ zum technischen Genie avanciert und „Sascha Money“ praktisch unverwundbar wird.

Die Dilemmas sind – passend zum Set – alle motivisch und inhaltlich den klassischen Abenteuern von Kirk & Co entlehnt. So muss man sich mit einem „Mugato“ herumschlagen, trifft auf „Neural Parasites“, steht in der „Arena“ mit einem Gorn oder findet sich als Protagonist im „Excalbian Drama“ wieder. Zu Hilfe kommen einem dabei als Non-Aligned Personnel ausgerechnet „Khan Noonien Singh“ und „S’salk, Gorn Captain“. Sehr nett!

Von mir aus kann diese Zeitschiene durchaus ausgebaut werden. Es gäbe noch einiges hinzuzufügen. So wurde ich gerne auf Sarek treffen, auf den Tribble-Händler Cyrano Jones oder den berüchtigten Gesetzlosen Harry Mudd. Ich würde mich mit Freude dem Planetenkiller stellen und tatsächlich wäre auch ein zumindest kleines (und kuschliges) Tribble-Dilemma ein netter Verweis auf alte Zeiten. Aus drei Staffeln Serienmaterial ließe sich noch einiges zaubern. Hoffen wir, dass Decipher entsprechende Pläne bereits im Kopf hat!

Fazit: Dem Anspruch nach sollte „These Are The Voyages“ vor allem neuen Spielern einen Einstiegspunkt geben und das Spiel an sich gleichzeitig auf ein neues Level heben. Beides ist mit der Einführung der TOS-Sub-Affiliation hervorragend gelungen. Die Kartenqualität ist optisch so gut wie lange nicht mehr (es macht richtig Spaß, die Karten einfach nur anzuschauen) und durch das „Upgrading“ ist ein interessanter neuer Spielmechnismus eingeführt worden. Nur im Detail hat Decipher versagt: So sind beispielsweise nicht genug Missionen im Set, um ohne fremde Karten ein turnierfähiges Deck zu bauen. Außerdem lässt sich neben der TOS-Truppe kein alternatives Deck konstruieren, mit dem zwei Spieler nach dem Kauf eines Displays direkt loslegen könnten. Das ist nun keineswegs ein Muss für eine neue Expansion, aber es hätte zu dem Ansatz, neue Spieler zu gewinnen, gut gepasst. (Vielleicht sollte das Konzept der Starter-Decks mal wieder eingeführt werden… Beim „LotR“-TCG ist das ja regelrecht Standard.)

Star Trek CCG: These Are The Voyages Sammelkarten-Erweiterungsset Decipher 2007 ISBN: 1-58236-092-8 121 Karten, englisch Preis: ca. EUR 3,00 (Booster) bei tradingcard-shop.de bestellen

Links:

 

www.decipher-games.de