Star Trek CCG: Fractured Time

Ein Basis-Set und drei reguläre Expansions ist das „Star Trek Second Edition“-Sammelkartenspiel von Decipher nun alt. Zeit für das erste „Bonus-Set“, wenn man so will. Im „The Lord of the Rings“-Spiel heißt so etwas Anthology-Box (alle drei Sets gab’s eine), hier ist es die Erweitung „Fractured Time“, die vor allem Sammler- aber auch Spielerherzen höher schlagen lässt, weil man ausnahmsweise mal genau weiß, was man für sein Geld kriegt.

von Bernd Perplies

 

„Fractured Time“ ist ein Set aus 40 festen Karten, die die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des „Star Trek“-Universums zum Thema haben. Im Detail: Es sind 3 Dilemmas, 15 Events, 2 Interrupts, 1 Mission, 16 Personnel und 3 Ships. Passend zum Titel wurden Motive aus allen fünf Serien und teilweise sogar aus Kinofilmen gewählt. So gibt James T. Kirk aus „Star Trek VII: Generations“ sein Debut als Charakter der „Second Edition“. Außerdem darf man sich über den ersten Charakter aus der Serie „Enterprise“ freuen: Daniels, den Zeitreisenden.

Auch sonst erweckt „Fractured Time“ den Anschein eines spielbaren Episodenguides durch die besten zeit- und raumkrümmenden Folgen von „Star Trek“: Kirk und Spock beim „Guardian of Forever“ (Event), Jadzia Dax im sexy Classic-Look samt Tribbles (Interrupt), Jonathan Archer mit einem Spherebuilder in der Röhre (Event), der Reisende der TNG, die Spiegeluniversums-Kira, die Tasha Yar einer alternativen Zeitlinie und Worf als Erster Offizier. Sicher ein besonderer Leckerbissen: Die „Future Enterprise“-Version der U.S.S. Enterprise-D, sicher eine der gefragtesten Karten der „First Edition“ – und wenn ich das so sagen darf: Diese Karte sieht noch deutlich cooler aus!

Neben den 40 „fixed cards“ befinden sich zudem noch ein „Premiere“-Booster, ein „Energize“-Booster, ein „Call to Arms“-Booster und entweder ein „Premiere“- oder ein „Call to Arms“-Starter in der praktischen Sammelbox, die vom Format her den „Sealed Deck“-Boxen des alten „Star Wars“-CCG oder den „Deluxe Startern“ des „The Lord of the Rings“-TCG entspricht. Und wie dort existieren auch hier mehrere Ausführungen, um genau zu sein sechs, entsprechend den aktuellen Fraktionen innerhalb des Spiels (Federation, Klingon, Romulan, Bajoran, Cardassian und Dominion – okay, die Borg haben Pech gehabt). Ebenso hübsch wie stabil, sind diese Boxen prima geeignet, ungefähr zwei eigene Decks in Hüllen darin aufzubewahren.

Natürlich munkelt bei solchen „Bonus-Sets“ immer eine Stimme im Hinterkopf: „Resteverwertung...“ Wenn man regulär die alten Expansion-Booster nicht mehr los wird, druckt man einen Stapel begehrenswerte Premium-Karten, packt sie in eine hübsche Schachtel und legt die übrigen Lagerbestände zu gleichen Teilen bei. Denn man beachte wohl: Ein „Necessary Evil“-Booster ist nicht dabei! Aber wie wir alle wissen, ist diese Expansion ja auch komplett ausverkauft gewesen. Also keine Restposten von dieser Seite. Und sobald sich der Begriff „Resteverwertung“ erst einmal eingeschlichen hat, lässt auch sein Bruder „Geldmacherei“ nicht lange auf sich warten.

Allerdings tut man Decipher damit zumindest im vorliegenden Falle Unrecht. Zwar kostet die Box ca. $ 40, aber selbst wenn uns das aufgrund der aktuellen Kursumrechnung nicht noch um einiges günstiger käme und selbst wenn man alle alten Karten, die in Boostern und Starter beiliegen, nur als lästige Dreingabe empfindet, bekommt man noch immer eine Premium-Karte pro Dollar, von denen etliche ihrer Wertigkeit nach auch ordentliche Rare-Cards abgeben würden (ich habe oben ja ein paar Beispiele genannt). Zumindest als Sammler kann man sich über diese günstige Gelegenheit also nur freuen.

Und auch für Spieler ist natürlich einiges Spannendes dabei. Wer Kartenanalysen im Detail sucht, sollte auf der Website von Decipher vorbeischauen, die etliche Kurzartikel vor allem zum Personnel anbietet. Als Beispiel sei nur „Worf, First Officer“ genannt, mit dem man zwei Karten von der Hand ablegen kann, um ein Federation-Personnel, das sich einem Dilemma gegenüber sieht, gegen ein gleichwertiges aus der Hand auszutauschen. Nice Surprise, würde ich dazu sagen. Und dass die „Future Enterprise“ ein wahres Powerhouse unter den föderierten Raumschiffen darstellt (mit 10/11/10, einer Cloaking Device und eingebautem Point Scoring!), muss wohl nicht extra betont werden – auch wenn sie sauteuer ist, sowohl was Punkte als auch Besatzungsanforderungen angeht.

Regeltechnisch hat sich vor allem im „Keyword“-Bereich was getan. Zum Beispiel wurden die roten „Alternate Universe“-Symbole nun in drei Symbole gesplittet. Rot für die Vergangenheit, blau für die Zukunft und gelb für alternative Universen. Auf diese Weise ergeben sich neue Möglichkeiten, mit Zeitebenen zu spielen. Passend dazu existiert das unloaded Keyword „Temporal“, das auf dieses Spiel mit den Zeitebenen hinweist. Ein weiteres neues Keyword (diesmal „loaded“, also mit festen Regeln, für die es jeweils steht) ist „Decay“, das jeweils mit einer Zahl verküpft ist. Befindet sich die entsprechende Zahl an Karten auf dem jeweiligen Event, wird es zerstört. Der „Game Text“ im Gegenzug sorgt dafür, dass diese Karten angesammelt und – wie es so schön heißt – „gestackt“ werden. Das Event „altert“ sozusagen unter der Last der Spielrunden bis es dahinscheidet. Eine nette Umsetzung des Set-Themas und ganz nebenbei zumeist ein netter Effekt mit verzögerter Wirkung.

Fazit: Sowohl für Spieler als auch für Sammler des „Star Trek“-CCG ist die Bonus-Expansion „Fractured Time“ mit seinen 40 neuen Karten ein lohnenswerter Kauf. Zwar braucht man die beigelegten Booster und Starter aus alten Sets nicht wirklich und ca. $ 40 sind auch nicht ganz wenig, aber die tollen neuen Karten machen diese eher moralischen Einwände denn tatsächlichen Makel locker wett!

Star Trek CCG: Fractured Time
Sammelkarten-Erweiterungsset
Decipher 2004
Sprache: Englisch
Preis: $ 39.95

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