Spartacus

Blut, Sand, Sex und Intrigen – das sind die Stoffe, aus denen die TV-Serie „Spartacus“ besteht, ein brutales Gladiatoren-Spektakel im „300“-Look, das dem Zuschauer eine sehr düstere und zugleich dekadente Facette des Lebens im alten Rom (genauer: Padua) vor Augen führt. Wer auch am heimischen Spieltisch mal in die Toga eines egozentrischen Dominus schlüpfen will, um mit seinen Rivalen um Siege, Gold und Einfluss zu buhlen, kann dies nun mithilfe des Brettspiels zur Serie tun.

von Frank Stein

 

 

Das Spiel ist für drei bis vier Spieler ausgelegt, und da es eine spürbare Handels- und Intrigenkomponente besitzt, macht es in der Vollbesetzung auch am meisten Spaß. Jeder Teilnehmer übernimmt dabei die Rolle eines sogenannten Dominus, eines römischen Herren, der natürlich nur eins im Sinn hat: seinen Reichtum und seine Macht zu mehren. Im Spiel heißt das de facto, den eigenen Einflussmarker von 1, 4 oder 7 (je nachdem, wie lang die Partie dauern soll) bis auf 12 zu treiben, was sowohl durch harte Kämpfe als auch gemeine Intrigen möglich ist.

Nachdem jeder Spieler einen Dominus ausgewählt hat (die einzelnen Charaktere unterscheiden sich etwas durch ihre Schwerpunktlegung: einer gewinnt zusätzlichen Einfluss durch Sklaven, einer durch Gladiatoren usw.) und das Startgefolge aus Wachen, Sklaven und Gladiatoren verteilt wurde, geht es los. Gespielt wird in Runden aus 4 Phasen. In der Unterhalt-Phase werden „erschöpfte“ (also „verwendete“) Sklaven und Gladiatoren wieder erfrischt, außerdem muss man seinen Haushalt bezahlen und Verletzte heilen. In der Intrigenphase werden Ereigniskarten gezogen, die man danach entweder gegen Gold verkaufen oder seinen Gegnern um die Ohren hauen kann. Die sogenannten Machenschaften reichen vom Goldraub, über das Senken gegnerischen Einflusses bis zum Erschöpfen gegnerischer Gefolgsleute, können aber auch Boni für einen selbst einbringen.

In der Marktphase wird gehandelt. Sklaven, Wachleute, Gladiatoren und Ausrüstung können zwischen den Spielern hin  und her geschoben werden. Vom Markt aus kommen neue Karten ins Spiel, auf die im Rund geboten werden kann. So kann man stärkere Kämpfer anwerben oder Waffen, Rüstungen und Spezialausrüstung kaufen, um in der Arena einen Vorteil zu haben. Der lohnt sich dann in der Arenaphase, in der ein Veranstalter (auch das Recht, Spiele auszurichten, wird per Gebot erworben) zwei Häuser zum Kampf einlädt. Natürlich kann er auch selbst einen Mann in die Arena schicken. Dort winken Einfluss und Geld – sofern man geschickt auf den Sieger und den Kampfausgang zu wetten weiß.

Der Kampf selbst wird in einem Mini-Wettstreit mit je zwei kleinen Gladiatoren-Miniaturen und Würfeln in einer Hexfeld-Arena ausgetragen. Das klingt erstmal nach reichlich Downtime für die zuschauenden Spieler, tatsächlich sind die Duelle schnell und dreckig. Zum Teil wurde ein Kampf mit einem mächtigen Axthieb beendet (zum Entsetzen des Verlierers). Und selbst wenn sie sich über ein paar Kampfrunden ziehen, ist es spannend, zuzuschauen und den eigenen Favoriten anzufeuern – man hat ja Gold eingesetzt! Siegreiche Kämpfer erwerben dabei die Gunst des Publikums und reifen schließlich zum Champion heran, Verlierern droht das Daumen-Urteil: Gnade oder Rübe ab. Der kluge Dominus hat daher immer ein paar Denare im Säckel übrig, um die Meinung des Veranstalters zu beeinflussen. Danach geht es in die nächste Spielrunde.

„Spartacus“ überrascht in jeder Hinsicht positiv. Schnell kann ein Lizenz-Spiel ja lieblos hingeworfen wirken. In diesem Fall liegt ein schön ineinandergreifender Spielmechanismus vor, der durch seine unterschiedlichen Phasen (Intrige, Handel, Kampf) für Abwechslung sorgt und auch verschiedene Strategien befördert. So kann man das Spiel sogar gewinnen, ohne ein einziges Duell in der Arena gewonnen zu haben. Man muss nur oft genug der Ausrichter sein. Oder seine Intrigenkarten klug nutzen. Auch sehr nett: Gold darf zu jedem Zeitpunkt den Besitzer wechseln. Bestechungen, Versprechungen, Verschwörungen und Betrug sind daher jederzeit erlaubt, ja gewünscht. Das alles befördert die Atmosphäre enorm, und man schlüpft wie von selbst in die Rolle des dekadenten Großbürgers, für den Leben wenig wert ist und der seine Gefolgsleute gerne ausnutzt und in den Tod schickt. (Ja, ich weiß: Das ist pädagogisch nicht wertvoll – aber schaut euch bitte mal die Serie an, auf der das Spiel basiert!)

Das Spielmaterial ist von guter Qualität und bedient sich reichlich am Personal der TV-Serie. Sowohl die Hauskarten, als auch die Gladiatoren- und Sklavenkarten zeigen Fotos von Serienprotagonisten, zusammen mit Zitaten derselben. Man steigt also mitten ins Seriengeschehen ein, was der Atmosphäre des Spiels selbst dann zuträglich ist, wenn man selbige nicht kennt. Auch die blutige Arena des Hauptspielbretts mit ihrem leider etwas unscharfen Publikum und die Gladiatoren-Miniaturen aus Plastik tragen hierzu mit bei. Die Spielregeln umfassen zwar 18 Seiten, sind aber voller Beispiele und auch sehr gut strukturiert, sodass man bereits bei der ersten Partie ohne größeres Nachblättern auskommt. An ein oder zwei Stellen hätte das ein oder andere Detail noch etwas genauer erklärt werden können, aber im Zweifelsfall hilft hier der gesunde Menschenverstand weiter.

Fazit: Jedem, der ein bisschen Spaß am gepflegten Wettstreit hat, kann ich „Spartacus“ nur empfehlen. Das Spiel bietet Abwechslung, ohne von Regeln erschlagen zu werden. Man braucht eine gute Mischung aus Glück und Taktik, um zu siegen – und muss schon völliges Pech haben, um total abgehängt zu werden. Es bleibt also relativ spannend bis zum Schluss. Die Interaktion mit den anderen Spielern sorgt darüber hinaus gemeinsam mit dem schön gestalteten Spielmaterial für die richtige Atmosphäre. Alles in allem ein eindeutiger „Daumen hoch“. Mögen die Spiele beginnen!


Spartacus – Ein Spiel über Blut und Verrat
Brettspiel für 3 bis 4 Spieler ab 16 Jahren
Sean Sweigart, Aaron Dill
Gale Force Nine/Heidelberger Spieleverlag 2013
EAN: 4015566032620
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 39,95

bei amazon.de bestellen