Sommerlund ist ein stolzes Königreich im Norden. Vor über 1.500 Jahren kam das Volk aus dem Nördlichen Nichts und besiedelte die Region. Von Anfang an war klar, dass sie die härtesten Gegner der machthungrigen Schwarzen Lord sein werden. So verwunderte es auch nicht, dass ihre Geschichte eine Aneinanderreihung von Kriegen gegen die imperialistischen Nachbarn darstellt. Darunter auch die berühmte Schlacht in der Maakenschlucht, welche in Band 4 der Abenteuerspielbuchreihe thematisiert wurde. Mit solchen Nachbarn konnte aus den Sommerlundigen nur ein einfacher, aber hartnäckiger Menschschlag werden, bei dem Pflichtbewusstsein und Ehre hoch im Kurs stehen, denn stets war und ist man sich der Gefahr bewusst, dass die Schwarzen Lord alles versuchen, um Sommerlund zu unterjochen.

Im Jahre MS 5050 besteht das Königreich aus den vier großen und freien Städten Holmgard, Toran, Anskaven und Tyso, der Südmark, welche die Kornkammer des Landes darstellt, den etwas dünner besiedelten Kirlundin-Inseln und Ruanon, das durch seine zahlreichen Minen geprägt ist. Sämtlichen Städten beziehungsweise Regionen wird ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem der Ort, die Bewohner und deren Eigenheiten beschrieben werden. Dabei wird beispielsweise auch auf lokale Sitten, das Rechtssystem, die Verteidigung der Stadt oder die Wirtschaft eingegangen. Karten zu den Städten und der Region runden das Buch ab.

Man merkt dem Buch an, dass es mit viel Freude geschrieben wurde. Es liest sich gut und ist auch zur beiläufigen Lektüre gut geeignet. Der neugierige Leser findet wertvolle Informationen zur Region und der Kundige trifft an manchen Stellen auf Bekanntes. Einzig die Geschichte von Sommerlund ist für meinen Geschmack zu dünn ausgefallen. Wer die Solospielbücher kennt, wird hier nichts Neues erfahren, außer dass den geschichtlichen Ereignissen nun eine Jahreszahl zugeordnet wurde. Die restlichen Passagen vermitteln hingegen ein schönes Gefühl, das es dem Leser erlaubt, in die Welt von Sommerlund einzutauchen, und dem Spielleiter, die Welt lebendig darzustellen. Dieses Gefühl ist es auch, was ich an der Welt von „Einsamer Wolf“ so schätze – die Welt mag unter logischen Gesichtspunkten gegenüber anderen System abfallen, aber die Stimmung, die verströmt wird, macht das mehr als weg.

Die Schwachstellen des Buches sehe ich daher auch ausschließlich im materiellen Bereich: Die Städtekarten sind aufgrund des DIN-A5 Formates des Buche etwas klein (dem soll aber Abhilfe geschaffen werden, denn der Verlag wollte die Karten kostenlos zum Downloaden zur Verfügung stellen). Ferner verwundert es mich, dass die an sich schöne, farbige Landkarte aus dem ersten Band abgedruckt wurde, obwohl sie nur einen Teil von Sommerlund zeigt – die südlichen Regionen, insbesondere Ruanon befinden sich nicht mehr auf der Karte. Hier hätte man die Karten etwas besser auf den Inhalt abstimmen können.

Trotz der genannten Schwächen liegt ein gelungenes Werk vor, das für den Preis von 14,95 Euro für eine Weltbeschreibung verhältnismäßig günstig zu erwerben ist.

Fazit: „Sommerlund“ ist ein schönes Quellenbuch, das den besonderen Flair der Welt von „Einsamer Wolf“ gelungen einfängt. Wer ein wenig mehr über die Heimat des letzten Kai-Lord wissen möchte, kann beruhigt zugreifen. Aber auch anderen Rollenspielern sei das Buch empfohlen, da es ein in sich stimmiges feudalistisches Königreich beschreibt, das in jeder Fantasy-Welt vorkommen kann.