Silk Road

Fast zwei Jahrtausende lang war die Seidenstraße das wichtigste Verbindungsglied zwischen Orient und Okzident. Nicht nur Seide, sondern auch andere wertvolle Güter wie Juwelen, Elfenbein und seltene Gewürze gilt es in „Silk Road“ clever zu handeln, um als erfolgreichster Karawanenführer in Antioch anzukommen.

von Michael Wilhelm

 

 

In bester Tradition der inzwischen auch in Amerika sehr populären „Eurogames“ (das, was wir im Allgemeinen einfach „Brettspiele“ nennen), präsentiert sich der Inhalt der Box schon sehr überzeugend. Ein Spielplan aus farbig bedruckter Pappe, zahlreiche farbige Pappmarker, Spielsteine, Geld und Warenmarker aus Holz sind von hoher Qualität. Die Spielanleitung ist viersprachig, neben Englisch auch auf Deutsch, Holländisch und Französisch. Ganze zwei Seiten reichen aus, um das Spiel zu erläutern, was aber nicht bedeutet, dass das Spiel wenig Tiefgang hat, vielmehr sind die Regeln klar und eindeutig formuliert. Man hätte sich lediglich gewünscht, dabei ein wenig kräftigeres Papier zu verwenden, da in den ersten Spielen sicher noch manches Mal die Aktions-Marker-Übersicht zur Hand genommen werden wird.

Ziel des Spieles ist es, als Karawanenführer mit den meisten Waren (Elfenbein, Gewürze, Früchte, Juwelen und natürlich Seide) den weiten Weg vom fernen Changan ins am westlichen Ende gelegene Antioch zu beenden. Je nach Route gibt es 12 bis 13 Stationen zu passieren, wobei mittels der an jedem Ort ausgelegten Aktions-Marker nicht nur gehandelt und getauscht werden kann, sondern auch Sonderaktionen wie der Gauner (mit dem andere Aktions-Marker modifiziert werden können), der Dieb (der die Mitspieler bestehlen kann), der Tauschhändler (der Aktions-Marker austauschen kann) oder der Wesir (der Bonus-Geld für bestimmte Waren bringt) ausgeführt werden können.

Interessant ist dabei, dass der Posten des Karawanenführers jede Runde aufs Neue versteigert wird. Dabei erhält zum Abschluss einer jeden Runde der zuletzt handelnde Spieler den Posten, um ihn dann Gewinn bringend zu veräußern oder sich alternativ den lukrativsten Aktions-Marker zu sichern. Trickreich ist dabei allerdings, dass der Karawanenführer dann entscheiden darf, wer als nächster agieren darf, reihum bis zum letzten Spieler. Die Zugreihenfolge ist also nicht vorgegeben, sondern wird von den Spielern jede Runde aufs Neue entschieden. Der letzte Spieler geht allerdings leer aus, da die Zahl der Aktions-Marker an jeder Station der Zahl der Spieler minus 1 entspricht. Dafür darf dieser, wie oben schon erwähnt, dann mit diesem Posten in der nächsten Runde beginnen.

Um in „Silk Road“ erfolgreich ans Ziel zu kommen, bedarf es damit nicht nur cleveren Handelsgeschicks, sondern auch diplomatischer Fähigkeiten, da man auf das Wohlwollen der Mitspieler angewiesen ist. Dabei sind vor allem Spieler im Vorteil, die es schaffen, im Schatten eines Favoriten zu wandeln, der dann von den Mitspielern oft benachteiligt wird, um diesen letztlich auf der Zielgeraden zu schlagen. Auch wird dadurch das allzu frühe und schnelle Davonziehen nach erfolgreichem Start verhindert und das Feld eher zusammengehalten. Dabei ist auch eine Menge Kopfarbeit gefordert, denn jeder Spieler verfügt über einen Sichtschirm, hinter dem Waren und Geld versteckt gehalten werden.

Fazit: „Silk Road“ ist ein schönes und unterhaltsames Brettspiel ab 12 Jahren, das durchaus seinen Platz neben einheimischen Familienspielen verdient. Schönes Spielmaterial, eine einprägsame Regel und eine interessante Mischung aus Bluff, Diplomatie und Kopfarbeit sind der richtige Garant für kurzweilige Unterhaltung.


Silk Road
Brettspiel für 3 bis 6 Spieler
Ted Cheatham, Bruno Faidutti
Z-Man Games 2006
ISBN: n.a.
Box mit Spielplan, Spielmarken, Regeln, englisch/deutsch/holländisch/französisch
Preis: $ 49,99

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