Shadowforce Archer: African Alliance

„Play it again, Sam“ hat Rick (Humphrey Bogart) kein einziges mal in dem Streifen „Casablanca“ gesagt. Den Ausdruck haben wir Woody Allen zu verdanken, der den Klassiker „Casablanca“ 1972 auf die Schippe nahm. Doch was hat das nun mit einem „Spycraft“-Campaign-Setting namens „Shadowforce Archer“ und dem hier vorliegenden Quellenband „African Alliance“ zu tun?

von Jens Peter Kleinau

 

Auf dem Softcover des 128 Seiten starken Quellenbandes reckt ein afrikanischer Agent die Waffe schussbereit in die Höhe und wirkt dabei in seinem Anzug ziemlich elegant und verdammt tödlich. Die schwarzweiße Zeichnung vermittelt trotz ihrer Schlichtheit den notwendigen Eindruck von einem Hauch James Bond mit ordentlich Action und modernem, afrikanischem Touch.

„The African Alliance Chamber Book“, so der volle Titel, führt die globale Storyline von „Shadowforce Archer“ fort und reiht sich direkt hinter das „European Commonwealth Chamber Book“ ein. Daher ist auch die Anmerkung, dass zum Spielen lediglich das „Spycraft Espionage Handbook“ und das „Dungeons & Dragons Core Book“ (Spielerbuch) ausreichen, nicht korrekt. Die teilweise interaktive Weltgeschichte im Hintergrund von „Shadowforce Archer“ erhält nur dann optimale Wirkung und damit auch Spielspaß für die Rollenspieler, wenn man sich an die Reihenfolge der Produkte hält. Anders wird es einem Spielleiter nicht gelingen, die Hintergrundinformationen zum aktuellen Geschehen zu erhalten. Das Setting wird den Spielern nicht vermittelbar sein.

Zurück zu „Casablanca“. Dies ist eines der Settings, auf dem die Spieler den Bedrohungen durch Agentenmissionen entgegnen. Die „Hand of Glory“ arbeitet immer noch an ihrem Fourth Reich und setzt auch Afrika in Brand. Den mystischen Erznazis sind alle Mittel recht, um ihre dreckigen Ziele zu erreichen (allein um das zu verstehen, wird der 96-seitige Quellenband „The Hand of Glory Threat Book“ benötigt).

Neben Humphrey-Bogart-Feeling kommt auch das James-Bond-Flair nicht zu kurz. Nicht für die Queen, sondern für Elias Graham arbeitet eine bunte Truppe von Gentlemenspionen, coolen Kämpfern und Technofreaks, die sich Gerechtigkeit und Verteidigung der Freiheit auf die Fahne geschrieben haben. Ob diese menschenfreundlichen Ziele so vollständig stimmen und auch erreicht werden können, sollten die Spieler selber herausfinden.

Die Storyline schließt einige offene Enden ab („Helix“, „Hand of Glory“ etc.) und klärt auch ein paar Hintergründe auf. Allerdings wird gleich darauf ein neues Fass aufgemacht, das sich schon angedeutet hatte. Die Organisation „The Shop“ entwickelt sich zu einer der größten Bedrohung für die „Archer Conspiracy“ (näheres dazu in dem Quellenband „The Archer Foundation Chamber Book“).

Für die Spieler gibt es natürlich auch neuen Regelstoff in Form eines neuen Departments (eine Art Ersatz für das Volk bei den d20-Regeln), einer neuen Basisklasse, neuen Prestige-Klassen und natürlich neuen Feats, neuen Fertigkeiten und den beliebten Ausrüstungsgadgets. Alles nett und auch nicht Fehl am Platz. Doch für mich schon lange kein Grund mehr, ein Quellenbuch zu kaufen. Die inflationären Regelergänzungen schrecken mich eher ab. Ausnahme bilden da eventuell noch die Regeln für abgerichtete Tiere und die Fallen (praktisch zur Sicherung der Basis).

Dem Spielleiter werden neue Nichtspielerklassen und auch -charaktere sowie natürlich die Settings und Abenteuerideen serviert. Das ist teilweise mit Zeichnungen und Karten unterlegt und enthält immer entsprechende Werte für die Durchführung von Missionen. Bemerkenswert ist dabei die Idee des Gewinners des ersten Wettbewerbs zur Fortsetzung der interaktiven Storyline – sie kommt den Fans von Sean Connery und den Avengers sicherlich bekannt vor, aber Spaß macht sie trotzdem.

Fazit: Solide Arbeit in schlichtem Outfit haben die AEG-Autoren hier abgeliefert. Dabei ragt das Quellenbuch nicht unbedingt durch Äußerlichkeiten und Regelerweiterungen heraus, sondern durch die Details der Storyline, die sich hervorragend mit den Regeln und den Missionen ergänzt. Dass dem Spielleiter noch eine Menge Arbeit bleibt, bis ein handfestes Abenteuer oder gar eine Kampagne daraus wird, ist Teil des Konzepts und soll hier nicht nachteilhaft bewertet werden. Wer sich auf die „Spycraft“- und „Shadowforce Archer“-Produkte von Alderac als Spielleiter einlässt, der hat auch Spaß daran, den Spielern eine entsprechende Umgebung zu schaffen. Durch die generelle Storyline und die Missionsideen hat er ausreichend Material zur Verfügung. Somit ist auch „African Alliance“ ein gutes Quellenbuch für Rollenspieler mit einem Hang zu James Bond im Quadrat gepaart mit paranoiden Weltverschwörungstheorien.


Shadowforce Archer: African Alliance
Quellenbuch
Alexander Flagg, Steve Crow, Clayton A. Oliver u. a.
Alderac Entertainment Group 2004
ISBN: 1-887953-89-2
128, Softcover, englisch
Preis: $ 24,95

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