Runebound: The Island of Dread

Ahoi, ihr Helden. Der Landspaziergang ist vorbei. Jetzt gilt es, zwischen den Inseln von Torue Albes zu segeln, um nach den verlorenen Kartenteilen zu suchen, die den Weg zur sagenumwobenen Island of Dread weisen. "The Island of Dread" ist die erste großformatige Erweiterungsbox für das Fantasy-Brettspiel "Runebound" und bietet 2 bis 6 Spielern einiges an neuen Abenteuern.

von Bernd Perplies

Das Spielmaterial

Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Kartenerweiterungssets kommt "The Island of Dread" als Erweiterungsbox daher, die vom Umfang her dem "Runebound"-Grundspiel in nichts nachsteht. Das Cover eines Lindwurms, der von Lavaglut erhellt vor einer felsigen Kulisse zwei Helden ordentlich einheizt, scheint zwar irgendwie nicht zur Seefahrer-Thematik zu passen, dafür ist die stabile Pappbox ansonsten in Blau gehalten, was dann doch wieder ans Meer erinnert.

An Spielmaterial wartet einiges Neues auf die "Runebound"-Spieler. "The Island of Dread" bietet ein komplett neues Spielbrett, welche die Westküste des Spielkontinents Torue Albes zeigt, vor der sich einige Inseln befinden. Dieses Game Board Overlay wird über das normale "Runebound"-Spielfeld gelegt, die Randbereiche, in denen die Spielkarten ausliegen, bleiben dabei erhalten. 77 neue Abenteuerkarten der Farben grün, gelb, blau, rot und silber gilt es zu bewältigen, wobei die blauen Karten diesmal allein auf Seereisen zur Geltung kommen – ein Ankersymbol setzt sie von normalen Abenteuerkarten ab – und die silbernen Karten auf der extra ausliegenden Island of Dread liegen. Hierunter verbergen sich die besonders garstigen Monster, denen sich der Held stellen muss, der zuerst die nötigen Kartenteile gefunden hat.

Elf neue Marktkarten sowie acht neue Helden erweitern das Angebot des Grundspiels, das auch in "The Island of Dread" zum Einsatz kommt. Neu sind die acht Legendary Items, acht Event Tiles (kleine Hexfeldmarker, die in gewissen Situationen auf das Spielfeld gelegt werden), zwölf Map Counters sowie die 14 Captain Cards. Alle Spielmaterialien bestehen aus fester Pappe; die Illustrationen der Spielkarten sind überwiegend sehr gut gelungen. Indes ist der empfohlene Verkaufspreis von $ 34,95 auch nicht ganz ohne, vielleicht sogar etwas hoch, denn die Box hat weiß Gott noch Luft im Innenraum.

Was ist neu?

Im Prinzip funktioniert "The Island of Dread" erst einmal, wie das Grundspiel von "Runebound" auch. Jeder Spieler übernimmt einen Helden, der durch die Lande zieht, um Challenges (= Monster) zu besiegen und Encounters (= Quests) zu bewältigen, derweil er immer mehr Gold, Erfahrung, Ausrüstung und Verbündete sammelt, um sich damit dann schließlich einer letzten großen Herausforderung zu stellen, die ihm den Sieg einbringt. Im Grundspiel musste der Drachenlord Margath bezwungen werden, hier heißt es, die geheimnisvolle Island of Dread zu finden, um dort den uralten und bösen Gott Assif Shib-Sa herauszufordern, der erwacht ist und droht, die Lande um die Cerridor Sea zu verwüsten.

Um diese Insel zu finden, muss ein Held ein Kartenset sammeln. Kartenteile gibt es in blau und in grün, je eine blaue und eine grüne Karte bilden ein Set. Klingt simpel, ist es auch vergleichsweise. Allerdings kann (und sollte) man sich für die Kartensets auch so genannte Legendary Items kaufen (sprich: die entsprechende Karte führt nicht zur Island of Dread, sondern zur Fundstätte eines dieser Artefakte). Diese verleihen erhebliche Kampfboni, die man zum Sieg über Assif Shib-Sa und seine Brut dringend benötigt.

Kartenteile findet man überwiegend auf Seereisen, der einzigen Möglichkeit, von der Westküste von Torue Albes auf die vier benachbarten Inseln zu kommen. Die Seereise folgt einem eigenständigen Zugmechanismus, der eine Variante des normalen Spielzuges ist. Um eine Seereise antreten zu können, muss man im Market Step seines vorherigen Zuges einen Captain angeheuert haben, von denen immer einer in jeder Stadt auf Passagiere wartet. Dann sticht man in See und darf jede Runde den Seefahrtsrouten folgend bis zum nächsten "Ankerfeld" (= Ereignisfeld) oder Zielhafen vorrücken, wo die Reise endet. Auf einem Ankerfeld erwarten einen für gewöhnlich Seeungeheuer (in Form der blauen Abenteuerkarten), die leider sehr unterschiedliche Stärkegrade aufweisen, sodass man kaum vorhersagen kann, wann ein Held bereit ist, das erste Mal eine Seereise zu unternehmen, ohne dabei furchtbar eins auf's Dach zu bekommen. Ein Sieg wird mit Gold, Erfahrungspunkten und nicht selten den begehrten Kartenteilen belohnt.

Fazit: Die drei neuen Spielmechanismen – Kartenteile, Legendary Items und Captain Cards – sind an sich eine nette Variante zum Grundspiel von "Runebound", im großen Ganzen fühlt sich eine Spielrunde "The Island of Dread" jedoch sehr ähnlich an. Man bedient sich im Wesentlichen der gleichen Strategien, indem man versucht, möglichst rasch und effizient die Abenteuermarker abzuräumen und den eigenen Helden aufzupeppen. Auch die zwei deutlichen Mankos des Grundspiels – die häufige Goldknappheit der Helden und die enorm lange Spieldauer ("Runebound" ist kein Spiel für Zwischendurch, sondern erfordert einen ganzen Abend; am besten mit einem vorgelagerten Nachmittag dazu) – sind noch vorhanden. Deshalb muss jeder für sich entscheiden, ob er "nur" für eine Karte, eine Reihe zusätzlicher Spielmaterialien und eine leichte Spielvariante eine ganz neue Box kaufen will. Spaß macht diese Erweiterung ohne Frage (und unter den neuen Helden sind auch ein paar echt kultige Gestalten), ganz billig ist sie allerdings nicht.


Runebound: The Island of Dread
Erweiterungsset
Robert Vaughn
Fantasy Flight Games / Heidelberger Spieleverlag 2005
ISBN: 1-58994-231-0
Box mit Spielplan, Heldenfiguren, Spielkarten und -markern, englisch
Preis: $ 34,95