Runebound: Drakes and Dragonspawn

„Drakes and Dragonspawn“ ist die dritte so genannte „Challenge Card Expansion“ für das Fantasy-Brettspiel „Runebound – Second Edition“ (beziehungsweise die erste der zweiten Serie an Erweiterungskartensets). In dem aus 30 Karten bestehenden Erweiterungsset müssen sich die Helden mit niederen Drachen herumschlagen: mutierten Echsen, abscheulichen magischen Experimenten oder gefährlichen Hybriden, welche die Landstiche von Terrinoth, der klassischen Spielwelt von „Runebound“, unsicher machen.

von Bernd Perplies

„Drakes and Dragonspawn“ ist nur eines von sechs neuen Kartensets der zweiten Serie, die man sich als neuste Erweiterungen von „Runebound“ kaufen kann – zahlreiche weitere, ältere haben wir hier schon vorgestellt. So existieren neben den „Challenge Card Expansions“, die neue Monster, Encounters und Events enthalten, unter dem Titel „Champions of Kellos“ und „Walkers of the Wild“ zwei Sets mit zusätzlichen Items & Allies sowie zwei weitere Sets, die Spielvarianten ermöglichen.

Im vorliegenden Fall handelt es sich also um ein Erweiterungsset mit neuen „Herausforderungen“, das sich um Drachen in all ihren Erscheinungsformen dreht. Ganz gleich, ob man einem „Writhe Wyrm“ oder einem „Flamespear Drake“ im Kampf begegnet, entdeckt, dass man selbst (der Held) ein „Orphan of the Dragon“ ist, oder einen „Dragon Cult“ in Nerekhall aushebt, über allen Karten liegt der faule Odem der Großen Echsen. 19 neue Monster, 6 neue Encounters und 5 neue Events finden sich hier oder etwas detaillierter aufgeschlüsselt:

8 grüne Challenge Cards (Monster)
2 grüne Encounter Cards
2 grüne Event Cards
5 gelbe Challenge Cards (Monster)
2 gelbe Encounter Cards
2 gelbe Event Cards
4 blaue Challenge Cards (Monster)
1 blaue Encounter Card
1 blaue Event Card
2 rote Challenge Cards (Monster)
1 rote Encounter Card

Wie auch in dem Set „Shadows of Margath (revised)“ haben die Macher in diesem Set einen kapitalen Fehler der „Challenge Card Expansions“ der ersten Serie ausgebügelt. Dort gab es keine Event-Karten, sondern nur Challenges und Encounters, was dazu führte, dass das Verhältnis an Event-Karten im Zugstapel deutlich abnahm, wenn man alle neuen Karten mit einmischte (was man ja normalerweise macht). Da aber nur beim Ziehen einer neuen Event-Karte die Abenteuermarken auf dem Spielplan aufgefrischt werden, gab es früher oder später einen echten Mangel an Abenteuern und damit auch an Gold, wodurch das Spiel deutlich schwerer wurde! In diesem neuen Set stimmt das Verhältnis aber wieder und so kann man das Kartenset getrost in die farblich korrespondierenden Adventure-Card-Stapel des Grundspiels einmischen und dann loslegen. Extra Regeln für die neuen Karten gibt es nicht.

Die Monster sind eine fantasievolle Auswahl an Drachen und drachenartigen Geschöpfen. Das beginnt bei der humanoiden Halbdrachen-Magierin („Hybrid Sorcerer“) und setzt sich über echsenartige Tempelwächter („Venomspawn“), eine Familie Bronzedrachen („Bronze Brood“) und den titelbildfüllenden „Sylvan Wyrm“ fort, um mit den eindrucksvollen „Prismatic Dragonlords“ und dem „Dragonlord Mithrilin“ (hm… Mithril…) seine rote Obergrenze zu erreichen. Die Belohnungen bestehen überwiegend aus Goldmünzen – offenbar wollte man etwas gegen die chronische Geldknappheit der Helden unternehmen.

Vom Gametext her gefällt mir vor allem die „Bronze Brood“, die gemeinerweise im schwächsten Attribut des Helden am stärksten ist. Auch sehr lustig gestaltet sich die „Before Combat“-Phase beim „Ice Wyrm“. Erst muss man über die Gletscherspalte springen, versagt man, muss man versuchen, sich am Eis festzuhalten, versagt man, ist schwimmen im kalten Gebirgsstrom angesagt, versagt man… nun ja, dann verliert man einen Lebenspunkt.

Auch in den Events und Encounters geht es um große und kleine Echsen. So kann man nun etwa die Nachkommen „roter“ Drachen gegen 6 Gold in der Stadt verkaufen („Hatchlings Wanted“) oder aber Margath selbst zu sich locken, um das Spiel rasch zu beenden („Shards of the Egg“). Nett ist, dass gerade die Drachensegen, die manche Karten versprechen, per Würfelglück allen Spielern zuteil werden können, nicht bloß demjenigen, der eine der Karten gezogen hat.

Die Illustrationen der Karten schwanken meinem Empfinden nach diesmal etwas stärker hinsichtlich der Qualität. Während etwa „Magma Hatchling“, „Sylvan Wyrm“, „Nightspawn“ und „Prismatic Dragonlords“ sehr gut aussehen, gefallen mir Karten wie „Ravenous Hatchling“, „Seerspawn Hybrid“ und „Writhe Wyrm“ deutlich weniger. Es ist schwer zu erklären – der Zeichenstil wirkt einfach schlichter. Dennoch: Wirklich hässlich sind die Karten nun auch nicht zu nennen!

Fazit: „Drakes und Dragonspawn“ stellt ein typisches, thematisch zusammengestelltes Set an neuen Herausforderungen für „Runebound“-Helden dar. Es passt gut zum Basisspiel, in dem man ja gegen den Drachenlord Margath kämpfen muss und bietet gerade regelmäßigen „Runebound“-Spielern Abwechslung im Kartenstapel. Gäbe es ein Ranking, würde ich das Set nach „The Dark Forrest“, aber vor „The Terrors of the Tomb“ und „Shadows of Margath“ einordnen.


Drakes and Dragonspawn (Challenge Card Expansion)
Erweiterungsset
Robert Vaughn
Fantasy Flight Games / Heidelberger Spieleverlag 2006
ISBN: 1-58994-315-5
30 Karten, englisch
Preis: $ 7,95