Runebound: Crown of the Elder Kings

„Crown of the Elder Kings“ ist eine Abenteuervariante für das Fantasybrettspiel „Runebound“ (2nd Ed.), die von den Alten Königen erzählt, welche einst den Spielkontinent Terrinoth beherrschten, dann aber der Dekadenz und Grausamkeit verfielen und im Drachenkrieg untergingen. Während nun der Nekromant Vorakesh seine finsteren Pläne mit den Drachenlords verfolgt, suchen die Helden das Ritual zu vollenden, das die Macht der Alten Könige wiedererweckt und einen von ihnen schließlich als Erbe und Herrscher inthronisiert.

von Jan Stetter

„Crown of the Elder Kings“ (CEK) ist neben „Avatars of Kelnov“, „Cult of the Rune“ und „Scepter of Kyros“ eine der für „Runebound“ bisher erhältlichen Abenteuervarianten und bietet 30 wie üblich gut illustrierte Abenteuerkarten mit folgender Zusammensetzung:
9 grüne Herausforderungen
5 gelbe Herausforderungen
12 blaue Herausforderungen
2 blaue Begegnungen
2 blaue Ereignisse

Spielaufbau und allgemeiner Spielablauf unterliegen dabei nur geringen Modifikationen, denn die blauen Abenteuerkarten ersetzen einfach diejenigen des Basisspiels, die grünen und gelben werden neben jene des Basisspiels gelegt. Zieht ein Spieler während des Spiels ein Ereignis oder eine Begegnung von einem der Basisstapel, zieht er danach auch eine gleichfarbige Karte vom CEK-Stapel und führt beide nacheinander aus. (Ist der CEK-Stapel aufgebraucht, geht das Spiel mit dem Basisstapel normal weiter.) Die blauen Abenteuerkarten sind dann der Kern des neuen Abenteuers, denn es handelt sich jeweils um Vasallen der Alten Könige. Jeder Vasall hat einen von vier Rängen (Knave, Knight, Lady, Duke) und gehört einem von drei Häusern an (Secrets, Blood, Hate), also zum Beispiel „Duke of Blood“. Sobald ein Spieler drei Vasallen desselben Ranges oder drei Vasallen desselben Hauses (Drachenlords der roten Abenteuerkarten zählen dabei als Joker) gesammelt oder Drachenhochlord Margath besiegt hat, wird er sofort zum Alten König und gerät in den Mittelpunkt des Interesses aller anderen Thronanwärter... Der Kampf um die Herrschaft beginnt!

Der König legt dafür alle Drachenlords, die er eventuell gesammelt hat, ab und seine Vasallen in gewünschter Reihenfolge vor seinem Helden aus. Der Gegner mit der höchsten Stufe wird nun zum Angreifer und beginnt den Kampf. Zunächst werden alle Wund- und Erschöpfungsmarker von allen Helden, Verbündeten und Vasallen entfernt, dann erfolgt für jeden Spieler eine Aktualisierungsphase wie am Beginn einer normalen Spielerrunde. Anschließend bekämpft der Angreifer die Vasallen des Königs in der vorher vom König festgelegten Reihenfolge, danach den König mitsamt seinen Verbündeten selbst. (Es gibt zwischen diesen einzelnen Kämpfen keine Aktualisierungen oder Bewegungen mehr.) Siegt der Angreifer über einen Vasallen, wird dieser abgelegt. Siegt er über den König, ist dieser aus dem Spiel: Der Angreifer wird selbst zum Alten König und erwehrt sich nun des nächsthöheren Konkurrenten nach denselben Regeln. Verliert der Angreifer aber, ist er aus dem Spiel und wird vom Helden mit der nächsthöheren Stufe abgelöst, der den Kampf gegen den König fortsetzt. Es gewinnt, wer als letzter oder am längsten Alter König ist.

Man erkennt anhand dieses Spielablaufs schon, worauf CEK seinen Hauptschwerpunkt legt: PvP (Player vs. Player). Das ist einerseits mal eine willkommene Abwechselung für Spieler wie mich, die eher „Kuschelrunebound“ spielen und den Kampf zwischen Helden bisher bewußt ausgeklammert haben, andererseits aber auch eine Variante mit einigem Konfliktpotential, denn da es sehr wahrscheinlich ist, dass man einen oder mehrere der Mitspieler am Ende bekämpfen muss, spielt man auch vor der Endschlacht viel taktischer und konfrontativer. Die Stärken der anderen Spieler werden genau beobachtet, deren mächtige Gegenstände und Verbündete mit einigem Schwitzen zur Kenntnis genommen. Und sollte ein Spieler das Glück einer guten Kombination von beidem haben, dann ist schnell abzusehen, ob man gegen ihn bestehen kann oder nicht. Die Spannung eines plötzlichen Sieges, wie sie im Basisspiel vorherrscht, wird dadurch zurückgenommen. Auf der anderen Seite wird der Wettlauf auf den Thron schneller und härter, denn wenn erst mal jemand König ist, kann man sich von weiteren Einkäufen und gemütlichem Stufenaufstieg verabschieden. Erfreulich ist dabei, dass es nicht zu den berüchtigten Koalitionen gegen DEN Mächtigen kommen kann, denn es gibt bekanntlich keinen Gruppenkampf. Wer Glück hat oder seine Ressourcen sinnvoll einsetzt, dem sei der Vorsprung also gegönnt, ohne dass er sich sofort einem Bündnis garstiger Neider gegenüber sieht.

Das neue Material ist inhaltlich von guter Qualität. Die kampfstarken grünen Herausforderungen sind allesamt so genannte Wächter einer der bekannten Städte und bieten als Belohnung unter anderem hilfreiche Effekte, die eng mit den Städten und Stadtstapeln zusammenhängen. Die gelben Gefahren haben es ebenfalls in sich und lassen so manche Würfelhand zittern, wenn der „Sword Shifter“ als Abbild des Helden kämpft, der „Armored Specter“ alle Waffen ignoriert und die „Summoning Siren“ den Helden schnell so becirct, dass er erstmal keine Lust mehr zum Kämpfen hat. Die blauen Karten sind dagegen zwar auch recht gut gemacht und kämpferisch nicht ohne, allerdings sind alle Ränge und Häuser miteinander vergleichbar und haben jeweils nur andere Attributsschwerpunkte (Secrets - Verstand, Blood - Körper, Hate - Geist). Da hätte ein wenig mehr Kreativität nicht schaden können, aber ich denke, dass es bewusst so gestaltet wurde, um die Balance zwischen den Häusern zu wahren. Abschließend sind noch die neuen Begegnungen und Ereignisse zu nennen, die es in sich haben und auch in Richtung PvP gehen.

Fazit: Schippern die Spieler bei dieser Abenteuervariante anfänglich noch in ruhigen und bekannten „Runebound“-Gewässern, so wird die See schon schwerer, wenn sich die gelben Herausforderungen blicken lassen. Und spätestens mit dem Erscheinen des Alten Königs stürmt es kräftig los ODER flaut schnell wieder ab, wenn er zu stark ist. Das ist also gleichzeitig Höhepunkt und Krux von CEK, denn niemand deckt überraschend Lord Margath auf und siegt noch, obwohl die anderen schon mehrere Drachenrunen haben. Der Sieg führt ausschließlich über den Triumph über die anderen Spieler, und wenn die Helden bei CEK im Endkampf nicht vergleichbar stark sind, wird aus dem Player vs. Player schnell ein Player vs. Tears. Aber das mindert den Spaß dieser Erweiterung für „Runebound“ nur am Rande, und man erhält für sein Geld eine gut spielbare und konfrontationsreiche Abenteuervariante, deren Karten man bei Bedarf auch dem Grundspiel zuordnen kann.


Crown of the Elder Kings (Adventure Variant)
Erweiterungsset
Robert Vaughn
Fantasy Flight Games / Heidelberger Spieleverlag 2006
ISBN: 1-58994-229-9
30 Karten, englisch
Preis: $ 5,95