Rückkehr der Helden

„Rückkehr der Helden“ ist mehr als ein Spiel, es ist deine Geschichte! Du bist als Spieler ein talentierter, allerdings unerfahrener Charakter. Dies soll sich im Laufe des Abenteuers ändern. Du erlebst die Geschichte deines Helden. Dieses Spiel ist dein Tor in die phantastische Welt der Elfen, Zwerge, Magier, Krieger und Priester! Erlebe aufregende Abenteuer in der Hauptstadt und Umgebung, kaufe auf den Märkten von Zenda ein, kämpfe gegen Riesen, Trolle oder andere finstere Wesen. Am Ende besiege den grausamen Namenlosen in seinem Turm und kehre zurück als Held!

von Klaus Singvogel

 

Das Spiel

„Rückkehr der Helden“ ist ein Brettspiel, das mit seiner Spielidee an die Tradition von „Talisman“ anknüpft oder in gewisser Weise mit dem Brettspiel „Dungeons & Dragons“ vergleichbar ist: Jeder Spieler übernimmt einen Charakter in einer Fantasy-Welt und beginnt eine Reise über den Spielplan, um seine Heldentat und anderen Aufgaben zu erledigen. Erst nachdem seine Heldentat erledigt wurde, darf ein Charakter gegen den Endgegner, den Namenlosen, antreten, um so Sieger des Spiels zu werden.

 

Während das Brettspiel „Dungeon & Dragons“ vom geschickten, kombinierten Einsatz der Fähigkeiten der Charaktere untereinander lebt, ist man bei „Rückkehr der Helden“ ein Einzelkämpfer. Im Gegensatz zu „Talisman“ kann man hier nicht gegen andere Charaktere kämpfen, sondern hat fast keine Interaktion mit den Mitspielern und deren Aufgaben. So kann nur dieser Charakter Gegenstände und Personen, die zum Erfüllen von Aufgaben benötigt werden, „sehen“, der die passende Aufgabe gefunden und angenommen (mitgenommen) hat. Nur der Beutel zum Ziehen von Markern, der Basar und eine spezielle Aufgabe bilden Ausnahmen.

 

Es können bis zu vier Charaktere aus den fünf vorhandenen Charakterbögen am Spiel teilnehmen. Nach einigem Spielen kristallisiert sich heraus, dass der Zauberer wohl der Charakter ist, der mit Abstand die höchste Herausforderung darstellt.

 

Das Spielbrett besteht aus 16 Einzelkarten (4x4 Anordnung), die jedes Mal neu angeordnet werden können und über die es sich zu bewegen gilt. Das Spielbrett stellt übrigens nur einen Teil der Welt dar. Man kann also nicht links hinauslaufen, um rechts wieder hereinzukommen. Ist ein Charakter dann unterwegs, trifft er immer wieder auf Marker mit dem PA-Logo, die es aufzudecken gilt. Unter diesen Spielmarken können Aufgaben aufgedeckt werden, die mitgenommen werden können (max. 4 Stück), es können Begegnungen sein, die dort dauerhaft liegen bleiben, oder aber es warten Monster auf einen, die es zu besiegen gilt.

 

Es gibt drei Arten von Kampf: Magie, Fern- und Nahkampf. Die Charaktere sind in den einzelnen Disziplinen unterschiedlich stark. Die Gegner lassen sich nicht immer in jeder Disziplin bekämpfen. Einem Kampf kann man nicht ausweichen. Hat man ihn verloren, geht normalerweise ein Lebenspunkt verloren. Man muss ihn aber nicht in der nächsten Runde weiterführen, sondern kann dann auch weiterziehen. So bleibt die Möglichkeit erhalten, dass man sich immer noch retten kann.

 

Heilung ist an dem eigenen Anfangspunkt, seinem Herrenhaus, und an mehreren Spielorten möglich.

 

Am Anfang sollte man nur die einfachen Aufgaben angehen. Durch Besiegen von Monstern und Erfüllen von Aufgaben wird man immer besser, da man mehr Erfahrungswürfel ansammelt. Je mehr Erfahrungswürfel man hat, desto mehr Würfel kann man pro Probe verwenden. In einer Probe werden aber immer nur zwei Würfel auswählt und mit seinem Probenwert verglichen. Auch die Ausbildung bei den Lehrern hilft, da dort der Wert für eine Probe gesteigert werden kann.

 

Fühlt man sich stark genug, kann man seine Heldentat angehen. Nach Erfüllung des ersten Teils einer Heldentat, erscheinen die Wächter des Namenlosen auf dem Spielbrett. Damit wird das Reisen zwar einerseits gefährlicher, weil man öfters kämpfen muss, aber andererseits bringt ein Sieg über einen Wächter mehr Erfahrungswürfel (2) ein. Kämpfe werden so durch die vielen gewonnen Erfahrungswürfel im Laufe des Spiels einfacher.

 

Das Erfüllen von Aufgaben und erfolgreiche Bekämpfen von Monstern führt dazu, dass neue Marker aus dem Beutel nachgezogen werden und so im Laufe des Spiels notwendige Gegenstände, Begegnungen und Ereignisse auf dem Spielbrett erscheinen. Dadurch ergeben sich immer wieder neue Spielhandlungen, was die Sache zwar unterschiedlich, aber auch glücksabhängig gestaltet und den Spielsieg beeinflusst.

 

Irgendwann hat man seine Heldentat erfüllt und ist im Besitz seines Edelsteins. Dieser ist die Voraussetzung, um gegen den Namenlosen kämpfen zu dürfen. Es gibt mehrere Identitätskarten für den Namenlosen. Eine davon sollte man zu Beginn des Spiels ziehen. Diese gilt das komplette Spiel über. Da es mehrere Namenlose gibt, die unterschiedliche Stärken haben, ja manche davon sogar immun gegenüber einer bestimmten Art von Angriffen sind, variiert der Endkampf von Spiel zu Spiel. Die Karte des Namenlosen bleibt verdeckt bis es zum Endkampf kommt. Ausnahme bildet der Kampf gegen Mäuse. Der Sieger darf sich dann als einziger die Karte des Namenlosen ansehen. Die Vorbereitung zum Duell gegen den Namenlosen (Steigerung der Kampfwerte) ist dann nicht mehr glücksabhängig.

 

Das Spiel gestaltet sich also schlussendlich zu einem Rennen: Es gilt, nicht zu lange für seine Heldentat zu brauchen, und dann schnell und entsprechend gut vorbereitet als erster gegen den Namenlosen anzutreten. Während des Spiels dominiert leider immer wieder der Faktor Würfel- und Ziehglück.

 

Kommen wir zum Regelwerk, dem größten Haken am Spiel. Das Regelwerk wird zwar in einem lockeren, innovativen Plauderton dem Leser nahe gebracht, doch nachdem man 16 Seiten Spielregeln durchgekaut hat, entdeckt man, dass auf bestimmte Spielsituationen gar nicht eingegangen wurde. Sie sind nämlich nur im Glossar aufgeführt (wie die Funktion von bestimmten magischen und normalen Gegenständen, Lehrer, ....). Auch scheint man die Regeln nicht genügend Korrektur gelesen zu haben. So sind nicht alle Dinge alphabetisch angeordnet (der „Hexenbesen“ findet sich zwischen „Bewegungspunkte“ und „blaue Felder“) und manche Spielsituationen fehlen dort ebenso (Welche Spielfelder für den Zwerg als „Gebirge“ zählen, Tod eines Charakters, mehrere Monster auf einem Feld). Das Spiel hat Druckfehler an entscheidenden Situationen (etwa der Heldentat der Daphne). Hier liegt der gravierendste Nachteil des Spiels.

 

Doch nachdem man das Spiel ein paar Mal ausprobiert hat und die Spielregeln und das Glossar nochmal gelesen hat, kann man die meisten regeltechnischen Spielsituationen meistern. Schade also, dass man hier mehr Wert auf den innovativen Erzählstil des Regelwerks gelegt hat, als auf die Vollständigkeit und Korrektheit des Inhalts.

 

Das Spiel dauert erfahrungsgemäß zwischen einer und dreieinhalb Stunden. Dabei hängt die Spieldauer stark von der Anzahl der Mitspieler ab.

 

Spielinhalt

 

Das Spiel ist optisch recht ansprechend gestaltet. Es ist üppig ausgestattet: viele Pappkartons (16 Spielfelder, 5 Charakterbogen, 10 Pappfiguren, 8 Heldentaten-Karten, 6 Namenlose-Karten), viele Holzteile (30 Goldstücke, 60 Erfahrungswürfel, 5 Spielwürfel und 4 Herrenhäuser), Lebenspunkte aus leuchtend roten Glassteinen, 4 Halbedelsteine, sowie diverse Marker und einen Stoffbeutel.

 

Die „Deluxe“-Version enthält zusätzlich 10 Zinnfiguren.

 

Spielvarianten und Erweiterungen

 

Es gibt das Spiel „Rückkehr der Helden“ in der normalen Box mit Pappfiguren zu kaufen. Die seltene „Deluxe“ enthält neben Papp- auch Zinnfiguren zum selbst bemalen. Und in der noch selteneren „Deluxe Limited“-Version sind bemalte Zinnfiguren enthalten.

 

Das Spiel ist für 1 bis 4 Spieler konzipiert. Das Solospiel wurde nicht gespielt. Daher kann keine Aussage dazu gemacht werden.

 

„Rückkehr der Helden“ bildet das Grundspiel. Es ist möglich, dieses mit der Erweiterung „Im Schatten des Drachen“ kombiniert zu spielen. Dann können sogar 5 oder 6 Spieler teilnehmen, ansonsten ist „Im Schatten des Drachen“ nur ein 2-Personen-Spiel.

 

Wem nach einiger Zeit das Grundspiel zu langweilig wird, kann die Erweiterung „Die Gralssuche“ kaufen und durch Austausch bestimmter Marker und Charaktere ein anderes Spiel auf demselben Spielplan spielen kann. Leider ist es dann wieder auf 1 bis 4 Personen beschränkt.

 

In „Helden in der Unterwelt“ findet „Rückkehr der Helden“ eine weitere Nachfolge. „Helden in der Unterwelt“ ist ein eigenständiges Spiel, lässt sich aber mit „Rückkehr der Helden“ kombinieren.

 

Weitere Varianten, wie „Die Nibelungen“, sind in Planung.

 

Fazit: Wer sich von unzureichenden Regeln und Druckfehlern im Spiel nicht abschrecken lässt, kann ein schönes Brettspiel aus dem Fantasy-Genre finden. Teilweise ist das Spiel ziemlich glücksbetont (Ziehen von Markern, Kampf gegen Monster), was sich aber im Laufe des Spiels unter Kontrolle bekommen lässt. Entsprechend stellt sich der Spaßfaktor erst nach ein paar Spielen ein, wenn man die wild verteilten Regeln zu finden und mit ihnen umzugehen weiß. Der Spaßfaktor ist dann begeisternd hoch und nach einigen Spielen ist sogar Suchtfaktor vorhanden.

 

Strategische Spieler werden diesem Spiel sicherlich nicht sehr viel abkaufen können. Allen anderen Spielern sei ein optisch reizvolles Spiel ans Herz gelegt, insbesondere, da es im Moment (Juli 2007) zu einem günstigen Preis verkauft wird (bahnt sich ein Ausverkauf an?). Mein Tipp deshalb auch an alle, die in ein paar Jahren nicht gewillt sind, für gebrauchte Versionen Wahnsinnpreise zu bezahlen.


Rückkehr der Helden
Brettspiel für 1 bis 4 Spieler
Lutz Stepponat
Phantastische Abenteuer/Pegasus Spiele 2003
ISBN: 3930635968
Box mit Regeln, Gebietskarten, Spielfiguren und Spielmarken, deutsch
Preis: EUR 29,95

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