Robotics

Ist euch bei euren suchterzeugenden Internetstreifzügen schon mal der Gedanke durch den Kopf gegangen, wie schön es wäre, wenn ein Haushaltsroboter (kurz „Bot“ genannt) mal spülen und putzen könnte, ein „Müllsortier-Bot“ den Müll rausbringt, während ein „Massage-Bot“ die Verspannungen nach stundenlangem Surfen löst? Willkommen in der nahen Zukunft des Spiels „Robotics“!

von Kai Milke

 

 

„Robotics“ ist ein weiteres Spiel, mit dem der Pegasus-Verlag im Familien- und Brettspielsegment Fuß fassen möchte und das zur SPIEL 2007 vorgestellt wurde. Jeder Spieler ist ein Roboterfabrikant und versucht aus verschiedenen Teilen wie Kopf, Torso, Rädern, Sauger, Ventilator, Hammer und Multifunktionsarm (Joker) einen Roboter zusammenzubauen.

Damit man weiß, welche Roboter gerade gefragt werden, liegen Auftragskarten aus (eine weniger als Spieler). Auf diesen Karten steht, welche Teile mindestens benötigt werden (zum Beispiel braucht der „Saftpress-Bot“ einen Kopf, einen Ventilator, einen Sauger und zwei Hämmer).

Zentrales Spielelement ist dabei eine Art Rondell, um das herum die einzelnen Bauteile ausliegen. Auf der Drehscheibe in der Mitte des Rondells sind die Preise aufgedruckt von 200-1000 Credits, wenn man regulär auf dem Markt kauft, und von 100-500 Credits, wenn man vom „Schwarzmarkt“ kauft. Nach jedem Kauf wird die Drehscheibe um eine Position gedreht, sodass sich die Preise nach jedem Kauf ändern.

Der Zugspieler hat nun die Wahl, ob er ein Bauteil vom Markt kauft, auf dem Schwarzmarkt nur den halben Preis zahlt oder ein Teil auf dem Schrottplatz aus einem Leinensäckchen blind zieht – mit dem Risiko, nicht die passenden Teile zu bekommen und unter Umständen kostenpflichtig in der Werkstatt zwischenlagern zu müssen. Nachteil des Schwarzmarktes ist, dass die mit einer roten Mutter markierten Teile bei einer „Betriebskontrolle“ entfernt werden müssen, weil sie ja illegal zum Dumpingpreis gekauft wurden. „Betriebskontrolle“ und „Saboteur“ sind je vier Plättchen, die man aus dem Schrottplatzbeutel ziehen kann. Mit dem „Saboteur“ kann man einem Spieler ein Teil von einem im Bau befindlichen Roboter klauen.

Sollte man nach den vielen Optionen immer noch nicht das passende Teil erhalten haben, kann man auch mit anderen Spielern handeln oder einen in Bau befindlichen Roboter zerlegen und umbauen.

Wer so alle Teile zu einem Roboter montiert hat und einen Auftrag fertig gestellt hat, muss allerdings erst eine Runde warten, bis man wieder an der Reihe ist, um den Auftrag endlich zu erfüllen und die Prämie kassieren kann. Es gewinnt, wer mit der Roboterbauerei 10.000 Credits verdient hat oder drei Aufträge erfüllt hat.

Wie spielt sich das Ganze? Die lustigen Zeichnungen und „Bots“ laden sofort zum Spielen ein. Der Marktmechanismus mit dem Rondell stört dabei nicht, ist aber auch nicht sonderlich originell. Viele Zwänge hat man nicht, da man entweder die billigeren Bauteile regulär am Markt kauft oder aus dem Schrottplatzbeutel zieht. Der Schwarzmarkt wurde von uns fast nie benutzt, da das Risiko, bei der Betriebsprüfung ein Teil aus seinem tollen „Bot“ zu verlieren, als zu groß erachtet wurde, und man ja immer kostenlos aus dem Schrottbeutel ziehen kann. Zwar darf man in seiner Werkstatt nur drei Teile kostenlos lagern und drei weitere Teile gegen Gebühr, aber durch die Handelsoption mit den Mitspielern bekommt man die meisten Teile eigentlich weg. Im schlimmsten Fall wirft man überflüssige Teile einfach wieder in den Schrottplatzbeutel zurück.

Frustrierend ist häufig, dass man einen passenden Bot fertig hat, aber noch eine Runde warten muss, bis man den Auftrag endlich erfüllen kann. Entweder wird dann von einem Mitspieler der Auftrag weggeschnappt oder ein lieber Mitspieler klaut mit einem Saboteur das seltenste Teil, auf das man gerade so lange gewartet hatte. Dann möchte man am liebsten in die Tischkante beißen und konnte sich in unseren Runden von so einem Schlag nicht erholen, wenn die übrig gebliebenen Teile nicht zufällig zu einem anderen ausliegenden Auftrag passten.

Fazit: Ich möchte dieses Spiel lieben, weil ich die verschiedenen „Bots“ so lustig finde und mir das Thema gefällt. Leider habe ich den Eindruck, dass dem Spiel ein bisschen mehr redaktionelles Feintuning nicht geschadet hätte. Der Schrottplatz ist zu lukrativ, der Schwarzmarkt zu riskant, der Saboteur zu mächtig. Gewünscht hätte ich mir außerdem mehr als die 16 „Bots“, die als Auftragskarten zur Verfügung stehen. Trotzdem werde ich noch mal das eine oder andere Spiel wagen und möchte es bei allen Kritikpunkten trotzdem empfehlen.


Robotics
Brettspiel für 3 bis 5 Spieler ab 12 Jahren
Mario Coopmann
Pegasus Spiele 2007
ISBN: 3939794406
Sprache: Deutsch
Preis: ca. EUR 29,95

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