Der Abenteuerband erscheint im gewohnten „Ratten!“-Format als kleines, aber schmuckes DIN-5-Heftchen mit knapp 70 farbigen Seiten. Das Layout ist sehr ansprechen. Besonders hervorzuheben sind die zwar wenigen, aber durchgehend exzellenten Porträts von Ratten. Sogar mein Kater ist bei dem Anblick ganz kribbelig geworden...

Doch nun zu den fünf Abenteuern:

„Ein neuer Krieg“ heißt das erste Abenteuer. und es verspricht, was es verheißt. Eine geheimnisvolle Rotte von Ratten plant die völlige Vernichtung einer in Rattenburg eingesessenen Rotte, um deren Platz einzunehmen, und bedient sich der Spielerratten als Mittel zum Zweck. Doch diese bemerken gerade noch rechtzeitig, in was sie hineingeraten sind. Aber können sie die in Gang gesetzten Ereignisse noch stoppen? Ein interessantes Abenteuer, das sogar zu einer völligen Umwälzung der bisherigen Verhältnisse führen kann, das allerdings nur sehr schwach ausgearbeitet ist, weswegen es mehr als Idee anstatt als Abenteuer anzusehen ist.

Deutlicher besser ausgearbeitet ist das Abenteuer „Namensvetter“, in dem die Helden ein gestohlenes Artefakt wiederbeschaffen sollen. Auf der Spur des Diebes müssen sie so manches Hindernis überwinden, ehe sie zum Schluss einem interessanten Gegner gegenüberstehen. Ein rundum gelungenes Abenteuer, das Spielspaß für einen Abend bietet.

Auch „Fell über den Ohren“ handelt von Diebstählen, welche die Rattenburg in Atem halten. Merkwürdigerweise werden gleich alle Rotten von geheimnisvollen Dieben heimgesucht. Wer steckt dahinter? Und gibt es eine Verbindung zwischen den Taten? Fragen, denen sich die Spielerratten in diesem packenden Abenteuer stellen müssen. Das Abenteuer ist hervorragend für den Einstieg geeignet, da sich durch die rottenübergreifenden Ereignisse gut alle Charaktere ins Spiel integrieren lassen.

Um ein ganz anderes, fast schon menschliches Problem geht es in „Sammlerwut & Sammlerstücke“. Das Rotauge Nebelfell Schattenschleicher führt ein lukratives Unternehmen, das seinen Käse mit der Überbringung von Nachrichten und dem Ausspionieren von Geheimnissen verdient. Doch plötzlich ist der Hauptkäsegeber Raffzahn Käsegreif verschwunden. In dessen Fußstapfen ist Nageviel Funkelpelz getreten, ein unangenehmer Verhandlungspartner, der den Preis gewaltig zu drücken versucht. Keine Frage, das dies nicht hinnehmbar ist, und so werden die Spielerratten beauftragt, herauszufinden, was mit Raffzahn Käsegreif passiert ist. Ein gefährliches Unterfangen!

„Das Rotaugenexperiment“ greift zwischenrattige Probleme auf und baut ein etwas ungewöhnliches Abenteuer darum herum. Nach einem Streit mit seinem Bruder verlässt Dickschädel Nörgel-Viel seine Rotte der Rotaugen und beschließt eine Laborratte zu werden. Sein Bruder befürchtet, dass sein kleiner Bruder auf dem falschen Weg ist und schickt die Spielerratten hinterher, um Schlimmeres zu verhindern. Tatsächlich steht auch Schlimmeres bevor...

„Bissige Zeiten“ bietet gutes Material für das ungewöhnliche „Ratten!“-Rollenspiel. Alle Abenteuer sind kurz, aber packend und lassen sich problemlos an einem Abend durchspielen. Wer also nicht die Zeit findet, um selber Abenteuer zu schreiben, der wird mit den vorliegenden Abenteuern gut bedient. Die Ausarbeitung ist teilweise etwas knapp, doch mit etwas Phantasie (und man sagt ja, dass Rollenspieler diese haben), lässt sich das problemlos beheben. Zudem lassen sich die Abenteuer gut miteinander verbinden und das Abenteuer „Ein neuer Krieg“ kann sogar zu einer kleinen Kampagne ausgearbeitet werden. Alle Abenteuer fangen den „Ratten!“-Flair durch eine originelle Wortwahl, die amüsante Rattennamen und letztlich auch durch die liebevoll ausgearbeiteten Nager gut ein.

Fazit: „Bissige Zeiten“ ist ein Abenteuerband mit Biss! Die fünf kurzen Abenteuer fangen die Atmosphäre gut ein und können problemlos in einer Spielsitzung durchspielt werden. Wer „Ratten!“ spielt oder die Welt gerne einmal von unten sehen möchte, der kann sich den Band ohne Bedenken zulegen.