Prince of Undeath (E3) (v.4.0)

Ein weiterer Kampf zwischen Gut und Böse steht an. Doch diesmal ist es das epische Finale, die ultimative Herausforderung der Abenteuerreihe von Wizards of the Coast. Diesmal geht es um alles, da der Gegenspieler der Inbegriff des Bösen ist. Es bedarf schon epischer Helden, um den Triumph des Bösen noch zu verhindern.

von Chris Sesterhenn

 

Mit „Prince of Undeath“ liegt der neunte und somit letzte Band der Wizards-of-the-Coast-Abenteuerreihe vor. Er schließt unmittelbar an seinen Vorgänger „Kingdom of the Ghouls“ an und bildet das große Finale. Wer einen der ersten acht Abenteuerbände kennt, kann direkt den nachfolgenden Block überspringen.

Trockene Fakten – die äußeren Werte:

„Prince of Undeath“ besteht – wie die Bände zuvor auch – aus einer Mappe mit zwei farbigen Abenteuerheften und diesmal wieder nur einem bunten Bodenplan. Buch 1 bietet dem Spielleiter auf 31 Seiten einen Überblick über das gesamte Abenteuer. So wird der Hintergrund erläutert, die Handlungsstränge werden skizziert und die Zusammenhänge aufgezeigt. Dem Spielleiter werden wie üblich Einstiegshilfen in das Abenteuer (so genannte Adventure Hooks) angeboten, welche insbesondere dann interessant sind, wenn die Gruppe das Vorgängerabenteuer nicht gespielt hat (was nicht zu empfehlen ist). Neben den Beschreibungen der abenteuerrelevanten Schauplätze werden auch noch neue Monsterarten (Abyssal Servitors, Fathomal und Forgeborn Abominations) und drei magische Gegenstände aus dem Abenteuer präsentiert. Abgerundet wird das erste Buch durch neun Farbzeichnungen, welche zur Förderung der Stimmung in den jeweiligen Szenen den Spielern gezeigt werden sollen.

Den Kern des „D&D 4.0“-Konzepts bilden die Encounter, welche sich in Buch 2 finden. Auch hier wird das in den bisherigen Abenteuern verwendete Format „Setup-Tactics-Conclusion-Features of the Area“ eingesetzt: Auf durchschnittlich zwei Seiten werden Begegnung und vorzufindende Umstände erläutert, die Lage auf einer kleinen, farbigen Karte skizziert, die Werte und das Verhalten der Gegner aufgeführt und noch die Auswirkungen bei Be- beziehungsweise Überstehen des Encounters beschrieben.

Komplettiert wird das Spielmaterial durch einen farbigen, doppelseitigen Bodenplan, welcher für ausgesuchte Encounter des Abenteuers vorbereitet ist.

Rundum lässt sich zu diesem Punkt sagen: altbekanntes Konzept, welches wie erwartet umgesetzt wird.

Um was geht es überhaupt? – zum Inhalt:

Bei Abenteuern ist es grundsätzlich etwas schwierig, auf die Handlung einzugehen, ohne dabei den Spielern die Spannung und/oder den Spaß zu nehmen. Und insbesondere beim epischen Finale einer langen Kampagne soll niemandem die Vorfreude durch verräterische Details geschmälert werden. Wer schon Kontakt zu einem der bisherigen „D&D 4.0“-Abenteuern hatte, wird die Aneinanderreihung von meist kampflastigen Encountern sofort wiedererkennen. Wer dabei auf eine Abweichung vom Standardaufbau hofft, nun, der hofft auch bei diesem Band wieder vergebens. Nur sehr selten werden die kämpferischen Auseinandersetzungen durch einige wenige Skill Challenges beziehungsweise Skill-Einsätze aufgelockert.

Wie bereits in „Kingdom of the Ghouls“ wird auch in „Prince of Undeath“ die Handlung aus dem Vorgängerband unmittelbar fortgeführt. Hier zeigt sich auch gleich der erste große Schwachpunkt des Abenteuers: Ein Spielleiter, der mit seiner Gruppe „Prince of Undeath“ als eigenständiges Abenteuer spielen will, wird für einen gelungenen Einstieg in die Handlung eine erhebliche Portion Eigenarbeit aufbringen müssen.

Da mit „Prince of Undeath“ der Epic Tier sich seinem Ende nähert, können nur epische Handlungsstränge und epische Kämpfe erwartet werden. Alles andere wäre eines solchen Finales unwürdig. Und diese Erwartungshandlung wird auch in „Prince of Undeath“ voll und ganz erfüllt. Der Schwierigkeitsgrad der Encounter aus den beiden Vorgängerbänden wird konsequent fortgeführt. Dieser Fluss von Handlung und Herausforderungen lässt das Gefühl aufkommen, dass „Death’s Reach“, „Kingdom of the Ghouls“ und „Prince of Undeath“ eigentlich ein Abenteuer hätten sein sollen.

Auch wenn die sehr übersichtlich gestalteten Encounter-Beschreibungen den Spielleiter zu einem direkten Spiel mit wenig bis keiner Vorbereitung verleiten, sei auch an dieser Stelle erneut die ausdrückliche Empfehlung ausgesprochen, sich intensiv mit den gebotenen Informationen und Materialien vertraut zu machen. Die Abarbeitung der Encounter ist und bleibt auch in diesem Abenteuerband sehr geradlinig – zu geradlinig für meinen Geschmack. „Prince of Undeath“ bietet reichlich epische Herausforderungen für eine Heldengruppe. Die Kontrahenten in diesem Finale haben ein unglaubliches Potenzial. Gut und Böse schicken ihre (dem Gefühl nach) fähigsten Streiter in den Ring. Doch dann wird im Abenteuerverlauf die Bewegungsfreiheit der Helden auf ein Minimum reduziert. Die Spieler und ihre mächtigen Helden werden von Encounter zu Encounter geführt. Die aktive Gestaltung eines Abenteuers durch die Spieler sieht anders aus. In einem solchen Finale nur ein Passagier der Handlung zu sein, ist in meinen Augen schwach und enttäuschend. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer: Wie bereits „Kingdom of the Ghouls“ bietet auch „Prince of Undeath“ reichlich Hintergrundwissen, damit ein motivierter Spielleiter mit etwas Kreativität und Eigeninitiative aus den epischen Kämpfen auch eine Fortführung der epischen Erlebnisse für die ganze Gruppe machen kann. Doch im Vergleich zu den vorherigen Abenteuern dürfte dieser Aufwand erheblich größer sein.

Zusammenfassend lässt sich kurz und knapp sagen:

„Prince of Undeath“ folgt dem bisherigen Abenteuerschema und führt dabei die Ereignisse aus „Death’s Reach“ und „Kingdom of the Ghouls“ zu einem epischen Finale. Zwar werden die Bausteine für ein grandioses Finale zur Verfügung gestellt, doch es wird reichlich Eigenleistung vom Spielleiter erforderlich sein, um für seine Gruppe ein wirklich episches Erlebnis aus dem Abenteuer machen.

Bleibt die Frage: Für wen lohnt es sich? – meine Einschätzung:

Die ganz klare Empfehlung lautet: Wer „Death’s Reach“ und „Kingdom of the Ghouls“ nicht mit seiner Gruppe gespielt hat, sollte sich den Einsatz von „Prince of Undeath“ als Einzelabenteuer sehr gut überlegen. Für alle anderen bildet „Prince of Undeath“ ein Finale, welches zwar würdige Gegner und Herausforderungen aufbieten kann, aber an der Umsetzung krankt. Nach meiner Einschätzung ist daher Eigenleistung des Spielleiters für die meisten Spielrunden Pflicht.

Fazit: Mit „Prince of Undeath“ beendet Wizards of the Coast seine Trilogie für den Epic Tier. Das Abenteuer folgt dem gewohnten Schema für Abenteuer der 4. Edition von Dungeons & Dragons. Nach „Death’s Reach“ und „Kingdom of the Ghouls“ kann „Prince of Undeath“ meine Erwartungen nicht erfüllen. Immerhin gibt es Dank der zahlreichen Hintergrundinformationen einen Hoffnungsschimmer – motivierter und kreativer Spielleiter vorausgesetzt.


Prince of Undeath (E3)
Abenteuerband
Bruce R. Cordell, Scott Fitzgerald Gray
Wizards of the Coast, 2009
ISBN: 978-0-7869-5247-2
31 und 63 S., geheftet, englisch
Preis: $ 24,95

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