Perry Rhodan: Sternenozean 01: Der Sternenbastard

Es ist ein Projekt, gegen das selbst der aus 24 CDs bestehende „Otherland“-Zyklus bescheiden wirkt: Gemeinsam wollen der Pabel-Moewig Verlag und Lübbe Audio den 100 Heftromane umfassenden „Perry Rhodan“-Zyklus „Der Sternenozean“ vertonen. Produziert von STIL sind 12 Folgen des auf etwa 40 CDs ausgelegten Projekts unter Federführung von „Perry Rhodan“-Autor Frank Böhmert und Siegfried Antonio Effenberger bereits erschienen. Ein Geschenk für Hörspiel-Afficionados, ein Muss für Fans oder eher überflüssig? Hör‘n mer mal...

von Bernd Perplies

 

Der Heftroman-Zyklus „Der Sternenozean“ umfasst die Hefte #2200 bis #2299 und handelt (zunächst) von einem der größten Rückschläge für die galaktische Raumfahrt überhaupt: der Erhöhung der so genannten Hyperimpedanz in unserem Universum durch die gottähnlichen Kosmokraten, die hierdurch (genau wie die Redaktion der PR-Heftchen) die Raumfahrt wieder etwas schwieriger und spannender gestalten wollten, auf dass sich das Leben nicht so unkontrolliert ausbreite.

Gleichzeitig sieht das Jahr 1332 NGZ (Neue Galaktische Zeitrechnung) das Aufkommen des Kultes um den ominösen Gott Gon-Orbhon, der jeden Fortschritt auf der Erde aufhalten möchte. Richtig dramatisch wird es jedoch, als wie aus dem Nichts plötzlich überall in der Milchstraße Sternhaufen materialisieren, die seit Jahrmillionen verschollen gewesen waren. Welche Geheimnisse bergen sie, welche Bedrohungen und welche Möglichkeiten? Zu Brennpunkten in der Galaxis werden der Sternenozean von Jamondi, in dem Perry Rhodan und sein Freund Atlan verloren gehen, sowie die so genannte Paukenwolke, die unweit der Erde erscheint.

Die Spur führt in die Große Magellansche Wolke, in welcher angeblich Gon-Orbhon residieren soll, der mit den uralten Geheimnissen irgendwie in Verbindung steht. Reginald Bull, Gucky und weitere Gefährten machen sich auf eine weite Reise.

Damit wäre die Handlung des Zyklus zum besseren Gesamtverständnis grob umrissen. Doch wie gelungen ist nun die Umsetzung eines 100-bändigen und vielfach verästelten Plotgerüsts auf weniger als der Hälfte an CDs, wie verständlich ist die Geschichte für Laien und wie gut die technische Umsetzung? Also Folge 1 eingelegt und angehört.

Die Auftaktepisode „Der Sternenbastard“, nach einem Roman von Robert Feldhoff, lässt es langsam angehen. Erzählt wird die Geschichte von Kantiran, einem im arkonidischen Imperium lebenden Jungen, dessen Eltern, die als Prospektoren arbeiteten, ums Leben kamen und der seitdem bei Pflegeeltern auf dem Hinterwäldlerplaneten Creiff im Sternarchipel Hayock aufgezogen wurde. Sein großer Makel: Er ist ein halber Mensch!

An seinem vierzehnten Geburtstag taucht unvermittelt die schöne Mascantin (eine hochrangige arkonidische Militär) Ascari da Vivo auf. Sie enthüllt dem Jungen, dass er über ein beträchtliches Vermögen verfügt, dass er bekommt, wenn er mit ihr nach Arkon geht, wo er die Elite-Militärschule Paragetha besuchen soll. Warum sie ausgerechnet ihn, ein Halbblut, dazu auswählt, verrät sie nicht.

Obwohl – oder vielleicht gerade weil – er ein Außenseiter ist, schlägt sich Kantiran in den Folgejahren hervorragend und wird zu einem der begabtesten Schüler auf der Paragetha. Sein privates Glück scheint zudem vollkommen, denn er lernt die liebreizende Thereme kennen, die Leibschneiderin des Geheimdienstchefs des Kristallimperiums. Doch dann ereignet sich ein Mord und Kantirans Leben gerät aus den Fugen.

Man merkt der Handlung deutlich an, dass sie der Beginn von etwas sehr Großem ist. Denn derweil die klassischen Hörspiele noch in 50 Minunten ein ganzes Abenteuer zu erzählen hatten, werden hier in etwa 75 min. kaum die Figuren aufs Spielbrett gestellt. Für den Gelegenheitshörer ist der „Sternenozean“-Zyklus daher nicht geeignet – das zeigt schon die erste vertonte Episode. Auf der anderen Seite ist der Genre-Fan sofort Feuer und Flamme und lechzt geradezu danach, den nächsten Teil in den CD-Spieler zu legen, um zu hören, wie sich das Ganze entwickelt (so er denn nicht bereits die Heftromane kennt...).

Das liegt vor allem an zweierlei: Zum einen wird hier eine wirklich spannende Geschichte aufgebaut, mit einer Vielzahl an Protagonisten und Handlungssträngen. Und zu welchen dramatischen Wendepunkten von galaktischen Ausmaßen diese fähig ist, mag bereits die oben aufgeführte Zusammenfassung des Zyklus angedeutet haben! Zum anderen ist der Soundtrack des Hörspiels absolut filmreif. Exklusiv für die Hörspiel-Reihe komponiert und vom Berliner Filmorchester eingespielt, würde das heroische Intro und die Stimmungsmusik zwischendurch auch jede Perry-Rhodan-TV-Serie zieren. (Apropos... das wäre doch mal was...)

Etwas schwach sind dagegen die Ton-Effekte ausgefallen. „Natürliche“ Hintergrundgeräusche wie Vogelgezwitscher, dampfender Dschungel oder Marktgeschehen wirken ganz ordentlich, aber technische Effekte, wie die Triebwerke von Raumschiffen oder Thermostrahler und derlei, bestehen vor allem aus elektronischem Rauschen und besitzen kaum eigenen Charakter und Charme. Dabei machen Universen wie „Star Wars“ und „Star Trek“ seit Jahrzehnten vor, was akustisch im Bereich der Science-Fiction möglich ist. Kaum ein Fan, der nicht das Summen eines Lichtschwerts oder das Flirren eines Transporters erkennen würde. Hier könnte noch verbessert werden.

Das Ensemble ist von unterschiedlicher Qualität. Während Joachim Höppner als Erzähler und Jürgen Kluckert als Mal Detair (ein Tierheiler) mit Charakterstimmen ihre Rollen füllen und Norbert Langer die elektronische Uhr Kantirans mit einem Eifer mimt, der ihn für mich direkt neben Orlando Gardiners Digitalagent Beezle Bug aus „Otherland“ einreiht, fällt bei einigen anderen Sprechern eine gewisse Künstlichkeit im Sprachduktus auf, die für Hörspielaufnahmen interessanterweise nach wie vor weit gängiger zu sein scheint als etwa ür Filmsychnronisierungen.

Leider sind es mit Christian Stark (Kantiran), Daniela Hoffmann (Ascari) und Cathleen Gawlich (Thereme) gerade die Sprecher der Hauptfiguren, bei denen man als Hörer immer wieder Mühe hat, das Kino im Kopf heraufzubeschwören. Das liegt zugegeben nicht nur an der mitunter unpassend überdeutlichen Aussprache und Betonung, sondern auch an den sehr deskriptiven Dialogen, die ihnen das Drehbuch in den Mund legt (wie übrigens auch zahlreichen Nebenfiguren) und die für sich genommen sicher schon sehr schwer „natürlich“ rüberzubringen sind.

Als Bonustrack befindet sich am Ende das Lied „Passing By – Perry Rhodan Mix“ von Camouflage auf der CD, ein gefälliges Syntho-Pop-Stück, das irgendwie das Flair der 1980er ausstrahlt. Als Extra ganz nett, aber meines Erachtens nicht wirklich nötig.

Fazit: Obwohl die Geräuschkulisse gelegentlich charakteristischer sein könnte und die Sprecher stellenweise ungezwungener klingen könnten, ist und bleibt „Der Sternenbastard“ als Auftakthörspiel zum „Perry Rhodan“-Zyklus „Sternenozean“ eine musikalisch großartig untermalte Geschichte, die sich gut hören lässt und umgehend neugierig auf mehr macht. Teilzeit-Rhodaner, denen das wöchentliche Verfolgen der Heftromane zu zeitraubend ist, bekommen das große Abenteuer hier in verdichteter Form zum Zuhören geboten. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.


Perry Rhodan: Sternenozean 01: Der Sternenbastard
Hörspiel nach einem Heftroman von Robert Feldhoff
Christian Hagitte, Simon Bertling
Lübbe Audio 2006
ISBN: 3-7857-3163-9
1 CD, 75 min.
Preis: EUR 7,95

bei amazon.de bestellen