Perry Rhodan: Die Kosmische Hanse

Nicht jeder hat fünf Freunde, einen 2 x 2 Meter Wohnzimmertisch und acht Stunden Zeit, um ein Brettspiel zu spielen. Manchmal möchte man einfach abends eine „Kleinigkeit“ zocken, mit der Freundin, dem Nachbarn, dem Dude aus dem Hobbyshop. Für solch private Treffen hat Kosmos eine besondere Reihe entwickelt: „Spiele für 2“. Und an zwei passionierte Weltraumhändler richtet sich „Perry Rhodan: Die Kosmische Hanse“.

von Frank Stein

 

 

Ich kenne mich zwar ein bisschen im Perryversum aus, aber so gut auch wieder nicht. Die Kosmische Hanse muss ich erstmal googeln – denn um richtig in Stimmung zu kommen, muss man ja wissen, wen man so mimt (so sind Rollenspieler: wollen sich selbst beim Verschieben von Pappmärkchen fühlen wie Captain Kirk auf der Brücke der „Enterprise“… oder so ähnlich). Zum Glück gibt es die Perrypedia, und die weiß alles, was man wissen muss.

Die Kosmische Hanse wurde von Perry Rhodan in Anlehnung an die alt-terranische Hanse gegründet, um den Handel und den Frieden in der Milchstraße zu stärken. Mit der Gründung der Kosmischen Hanse wurde die Neue Galaktische Zeitrechnung als neue Zeitrechnung eingeführt, das Jahr 3588 entspricht 1 NGZ. 61 NGZ wurde eine neue Währung eingeführt, der Galax. (Um Galax wird es auch in dem Brettspiel gehen. Um viele Galax!) Die Handelsflotte rekrutierte sich vor allem aus ehemaligen Keilraumschiffen der Orbiter. Der Rest der Hanseschiffe bestand aus Kugelraumern. – Naja, das soll uns als Geschichtsstunde genügen.

Im Spiel nun mimt jeder Spieler einen Hanse-Kapitän, der das Ambourella-System im Sternenozean von Jamondi erschließen will. Bis vor wenigen Jahren war diese Region der Milchstraße, die – aha, das weiß sogar ich! – erst durch den Hyperimpedanzschocks in unser Normaluniversum zurückgestürzt war, noch abgeschottet. Aber jetzt kann man sie erforschen und zahllose Völker interessieren sich für die neuen Welten, die Bodenschätze und allerlei mehr versprechen.

Als Kapitän seines Raumers (einer davon ist ein Kugelraumer) besucht man die sechs Planeten des Ambourella-Systems und verschiebt Waren von Planet A zu Planet B, um dabei ordentlich Geld zu verdienen (nix real existierender Sozialismus wie bei „Star Trek“) und mit einem Vermögen von 70 Megagalax schließlich der reichste Mann im Sektor zu werden. Dabei helfen der Kauf von neuen Technologien und der Einsatz „unerwarteter“ Interventionen, die durchaus mal den Frachraum des Gegners leeren können.

Das Spielprinzip ist so einfach, dass ich anfangs Sorge hatte, es könne mir, der fünf Freunde, einen 2 x 2 Meter Wohnzimmertisch und acht Stunden Zeit hat, um ein Brettspiel zu spielen, zu schlicht sein. Aber mitnichten! Die Hatz nach den wertvollsten Warenbeständen und das Planen der effektivsten Handelsroute lassen das Spiel zum kurzweiligen Wettrennen werden. Dabei sorgen die durchaus starken Ereigniskarten (hier „Interventionen“ genannt) dafür, dass im Laufe der Spieldauer, die durch zwei kleine Schiffsmarker auf einer Sonnenscheibe bis 70 durchgezählt wird, mal der eine, mal der andere galaktische Händler die Nase vorn hat.

Das Spiel unterteilt sich in abwechselnde Züge, während denen jeder Spieler sein Schiff mit 1W6 Bewegungspunkte weit bewegen, zwei Planetenoperationen (wie Ent- und Beladen) durchführen und bis zu zwei Interventionskarten spielen darf – die Reihenfolge ist egal. Jede Welt bietet ein buntes Gemisch an Waren (30 Warenkarten werden zu Beginn zufällig verteilt) und hat ihre ganz bestimmten Güterbedürfnisse, die es zu befriedigen gilt. Das heißt, dass etwa alle herumliegenden Karten mit dem Molkexianring-Symbol zu der Dschungelwelt der Aras gebracht werden müssen oder alle Fischlieferungen zu den Topsidern auf der äußeren Eiskugel des Systems.

Witzigerweise werden die Warenkarten, die am Ziel ankommen, nicht weggelegt, sondern einfach umgedreht – auf der Rückseite befinden sich nämlich andere Waren. Nur wenn zwei mal die gleiche Ware enthüllt wird, kommen die Karten weg, sodass es im Laufe des Spiel sukzessive zu einer Güterverknappung kommt, die aber sehr gut mit dem 70-Megagalax-Spielziel harmoniert (am Anfang gibt es viele Waren, am Ende werden es immer weniger). Ich nehme an, da steckt einiges an Mathematik dahinter.

Das Spielmaterial besteht aus stabiler Pappe beziehungsweise qualitativ hochwertigen Spielkarten, die allesamt von sehenswerten Illustrationen von Swen Papenbrock geziert werden.

Fazit: „Perry Rhodan: Die Kosmische Hanse“ ist ein spannendes, kleines Spiel für Zwischendurch, das durch einfache Regeln und tolle Optik besticht. Das Spielkonzept ist elegant und sorgt für ein befriedigendes Kopf-an-Kopf-Rennen – wobei die Reihenfolge, in der man die Ereigniskarten (Technologien und Interventionen) vom Zugstapel zieht, schon einen spürbaren Einfluss auf den Spielverlauf hat. Und 15,99 Euro sind… naja… vielleicht drei Euro zu teuer. Aber ansonsten: Sehr schön! Beam me up, Scotty! (Mist, schon wieder falsches Universum!)


Perry Rhodan: Die Kosmische Hanse
Brettspiel für 2 Spieler
Heinrich Glumpler, Klaus N. Frick, Swen Papenbrock
Kosmos 2007
EAN: 4002051690175
Box mit Sonnenscheibe, 6 Planetenmarkern, 90 Karten, 4 Raumschiffmarkern, Würfel, Regeln, deutsch
Preis: EUR 15,99

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