Olympus

„Olympus“ entführt die Spieler in die Welt des alten und mythologischen Griechenlands. Der eigene Stadtstaat soll durch Gotteszuwendungen und Bauten der mächtigste der Antike werden …

von Markus A. S. J.

 

 

Was bei dem Spiel als erstes nach dem Öffnen auffällt, ist, dass der Heidelberger Spieleverlag leider unbedingt das momentane Standardformat der Kartons benutzen wollte. Ärgerlicherweise ist dies eine totale Platzverschwendung im Schrank, weil prinzipiell ein Drittel der Packung für das meiste Spielmaterial gereicht hätte. Natürlich hätten dann das Spielbrett und die Spielerbögen auch angepasst bzw. etwas anders konzipiert sein müssen, was aber prinzipiell möglich gewesen wäre, wenn man sich zum Beispiel das Winter-„Carcassonne“ oder „Thurn und Taxis“ anschaut, wo auch alles in kleine Kartonmaße hineinpasst. Alternativ hätte man analog zu „Dominion“ Kartenschlitze in die toten Plätze des Kartons integrieren können, was noch eleganter und sinnvoller wäre, als den Karton zu verkleinern.

Abgesehen vom Platzmanagement ist jedoch zu sagen, dass das Spielmaterial eine gute Qualität besitzt. Die Karten sind stabil und normal spielkartengroß. Die Illustrationen sind liebevoll der Thematik angepasst und dennoch kindgerecht. Die Figuren und sonstigen „Marker“ sind aus bemaltem Holz und kein Kunststoff, was sehr gut ist. Aber hier fällt leider der nächste Kritikpunkt an: Es ist nicht ganz intelligent gelöst, dass die Nahrungsmarker (Fisch – blau, Fleisch – rot und Getreide – gelb) – das „Geld“ mit dem man alle Käufe und Bauten bezahlt – die gleichen Farben besitzen, wie drei der fünf Spielerfarben. Die Farbpalette gibt da doch mehr her.

Aber kommen wir nun zum eigentlichen Spiel. Bei „Olympus“ handelt es sich um ein rundenbasiertes Spiel, mit einer recht raffinierten Lösung für Planung und Reaktion. Jeder Spieler repräsentiert einen antiken griechischen Stadtstaat und will der mächtigste werden. Hierfür werden die alten Götter angebetet, welche einem dann ihre Gunst gewähren, wodurch man seine Bevölkerung, sein Wissen oder andere wichtige Dinge mehren kann. Jede Runde besteht aus mehreren Phasen und beginnt mit der Anbetung – die einzige Phase auf die ich hier etwas genauer eingehen will, um die Raffinesse des Spielmechanismus zu erklären.

Der Spieler mit dem Startspielmarker beginnt immer als erster „aktiver Spieler“ und betet zu einem Gott, dessen Eigenschaft er nutzen möchte – z. B. Athena, um sein Wissen zu vergrößern. Nun haben jetzt folgend alle anderen Spieler die Möglichkeit, ebenfalls den gleichen Gott anzubeten! Damit ist man nicht aufgeschmissen, wenn der Vordermann einem etwas wegschnappt, oder man auf einen Krieg reagieren muss. Der Unterschied besteht lediglich im Machtgrad der göttlichen Gunst. Die Spieler die sich einer Zeremonie anschließen, bekommen nur die halbe Gunst des Gottes, allerdings ist das besser, als leer auszugehen, wie es in anderen Aufbauspielen (z. B. „Agricola“) meist der Fall wäre. Der Nachteil am Anschließen ist, dass man sich trotzdem eines seiner Priester beraubt und gegebenenfalls zu dem Zeitpunkt, an dem man selbst aktiver Spieler in der Runde wird, keinen freien Priester zum Nutzen mehr hat. Also heißt es hier: Gut planen und geschickt reagieren sind die Mittel zum Erfolg! Hieran schließt sich aber auch der dritte und letzte Kritikpunkt des Spiels an. Es ist schon ab dem zweiten Spiel schwierig, das Spiel mit Neulingen auf Augenhöhe zu spielen, da man einen Vorteil hat, weil man den Mechanismus und seine Auswirkungen besser überblicken und voraussehen kann.

Alles in allem ist das Spiel dennoch sehr gut gelungen. Das Thema des antiken Griechenlands ist stimmig umgesetzt und der raffinierte Mechanismus lässt viele Siegmöglichkeiten und sogar spontane Strategiewechsel zu. Es macht viel Spaß und gerade der letzte Kritikpunkt lässt sich dadurch umgehen, dass man den Neulingen eine Revanche gibt, wo sie ja dann auch alles gut überblicken. Wenn man flüssig spielt, ist der Zeitrahmen mit 90 Minuten auch realistisch gesetzt, wobei mehr Spieler hier ausnahmsweise mal nicht gleichbedeutend sind mit einer längeren Spieldauer!

Fazit: Wer rundenbasierte Aufbauspiele mag („Village“, „Stone Age“, „Agricola“ o.ä.) und/oder ein Freund griechischer Mythologie ist, die hier ganz nett umgesetzt ist, der kann bei diesem recht kurzweiligem Spiel eigentlich kaum etwas falsch machen. Mit bis zu fünf Spielern ist es auch nicht auf den Vierer-Standard begrenzt und mit 90 Minuten Spielzeit (es geht auch schneller – 45 bis 60 Minuten, selbst zu viert geschafft) ist es auch nicht so langwierig wie andere hier genannte Beispiele.


Olympus
Brettspiel für 3 bis 5 Spieler
Andrea Chiarvesio, Luca Iennaco
Heidelberger Spieleverlag 2012
EAN: 4015566012059
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 29,99

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