MWDA 11: Bis zum letzten Mann

Einmal ist es Tara Campbell, der Countess of Northwind und Anführerin der berühmten Northwind Highlanders, gelungen, die Invasion des Clan Jadefalke in die Republik der Sphäre auf der Schlüsselwelt Skye in Präfektur IX zu stoppen. Doch die Clankrieger unter der Führung des intriganten Galaxiscommanders Beckett Malthus und der vom Wahnsinn getriebenen Malvina Hazen, geben nicht so rasch auf. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Falke erneut kreischend seine Klauen nach Skye ausstreckt.

von Jakob Schwarz

 

Die Geschehnisse dieses elften Buchs der erfolgreichen „Mechwarrior Dark Age“-Reihe des Heyne-Verlags tragen sich zwischen September 3134 und Januar 3135 zu, also ziemlich direkt im Anschluss des Vorgängerbandes „Der Flug des Falken“ von Victor Milan. Auch inhaltlich knüpft „BattleTech“-Großmeister Loren Coleman, der schon das alte Universum in Flammen und Vernichtung aufgehen ließ, an Milans Geschichte an und führt sie ohne stilistische oder inhaltliche Brüche weiter.

Nur mühsam erholt sich Skye von der letzten Attacke der Jadefalken. Tara Campbells Highlander humpeln aus Schlachten in der ganzen Präfektur zurück, während Anastasia Kerenskys Stahlwölfe wieder verschwunden sind. Der von Terra eingeflogene Paladin, Sire McKinnon, ein heißer Verfechter der Ideale der Republik der Sphäre und damit Herzog Gregory Kelswa-Steiner mit seinen latent sezessionischen Veranlagungen eher ein Ärgernis, denn ein Verbündeter, bringt zwar einen Atlas-Mech mit nach Skye, aber ansonsten nicht viel, was die Situation vor Ort bessert. Denn die Frage lautet nicht, ob, sondern wann die Jadefalken zurückkehren. Und diesmal haben die Verteidiger keine Reserven mehr, um sich dem Clan in den Weg zu stellen.

Die einzige Chance auf Rettung scheint Landgraf Jasek Kelswa-Steiner zu sein, der abtrünnige Sohn der Herzogs, der seinerzeit die Isle of Skye ihrer wertvollsten Truppen beraubte und mit ihnen den Sturmhammer gründete, eine Söldnereinheit, die dem Lyranischen Commonwealth und Haus Steiner zugeneigt ist. Er bietet sich seinem Vater als Hilfe an, nein, eigentlich kehrt er schlicht nach Skye zurück und lässt sich nicht verjagen. Und als hätte die Diplomatin Tara Campbell nicht schon genug zu tun, diese drei genannten, streitsüchtigen Männer an einen Tisch zu bringen, versichert sich Jasek auch noch der Hilfe der Stahlwölfe sowie der Lyraner. Diese höchst instabile Allianz muss zu einer Einheit zusammenwachsen, ansonsten wird es unmöglich sein, die Falken unter der heiß brennenden Malvina Hazen zu stoppen.

Mit jedem neuen Roman blüht das neue „Mechwarrior“-Universum stärker auf. Während die „Classic BattleTech“-Reihe von FanPro ein wenig unter dem Episodischen ihrer jeweils in Handlungszeit und -ort isoliert stehenden Romane zu leiden scheint, weben die Amerikaner im Dienste Wizkids ein immer dichter und dramatischer verstricktes Universum. Tara Campbell, Anastasia Kerensky, Jasek Kelswa-Steiner, die Highlander, der Sturmhammer, die Stahlwölfe – das sind Persönlichkeiten und Einheiten, die das Bild der Inneren Sphäre in den 3130ern prägen und die langsam, aber stetig auf den Status namhafter Heroen der früheren „BattleTech“-Reihe hinarbeiten. Man wundert sich nur, dass bislang kein Davion auf den Plan getreten ist (von Victor Steiner-Davion als uraltem, mächtigen Strippenzieher auf Terra, der indes kaum in Erscheinung tritt, mal abgesehen). Möglicherweise haben sich die Autoren an Haus Davion satt geschrieben.

Neben dem erstklassigen politischen Ränkespiel der verschiedenen Fraktionen überzeugt Colemans Roman vor allem durch die dramatischen und bemerkenswert abwechslungsreich geschilderten Mechschlachten. Vorbei die Zeit, da Bergbau- gegen Argomechs mit Diamantbohrern und Metallsensen antraten. Zwar ist das Konzept gemischter Einheiten – Mech, umgeben von Panzern, mit Flankenschutz von Kröten, Feuerunterstützung von ferner Artillerie und Deckung aus der Luft durch Hubschrauber und Luft/Raumjäger – präsenter denn je, aber auch die einstigen Herrscher des Schlachtfeldes sind wieder stark im Kommen. Neben den neuen Typen, zu denen ich mir wirklich mal Abbildungen im Glossar der Romane wünschen würde – so wie zu Beginn der „BattleTech“-Romanreihe in den 1990ern –, stapfen in „Bis zum letzten Mann“ auch bekannte Maschinen wie ein Wolfshund, ein Atlas, ein Kriegshammer IIC, ein Dunkelfalke IIC und ein Zeus durchs Bild. Realistisch betrachtet, mag man sich vielleicht die Frage stellen, wieso die Militärs noch immer auf 100 Jahre alte Baureihen setzen (leichte Anpassungen in den Systemen hin oder her), ganz irrational freut sich der Fan aber über den Wiedererkennungswert bekannter Designs.

Fazit: Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, kann ich über Loren Colemans Roman „Bis zum letzten Mann“ nur das gleiche Urteil fällen, wie über Victor Milans „Der Flug des Falken“: Es ist „BattleTech“-Unterhaltung auf höchstem Niveau. Der Konflikt innerhalb und zwischen den einzelnen Fraktionen von „Mechwarrior“ sorgt für spannende Unterhaltung bis zur letzte Seite, die zudem mit dramatischen Gefechten aller Waffengattungen überreich garniert ist. Die Wendung am Schluss kommt zwar ein wenig abrupt, aber ich nehme an, Coleman wollte hier die Überraschung nicht durch langes Hinarbeiten kaputt machen. Einer der besten Romane aus dem „BattleTech“-Universum der neuen Generation!


Bis zum letzten Mann (Mechwarrion Dark Age – Bd. 11)
Rollenspiel-Roman
Loren Coleman
Heyne 2006
ISBN: 3-453-52182-X
413 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 7,95

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