Milestones

Ein mittelalterliches Setting, in dem man Rohstoffe und Geld einsammeln muss, um Straßen, Häuser und Märkte zu bauen und letztlich möglichst viele Siegpunkte zu bekommen? So weit also alles wie immer in deutschen Brettspiellanden. Mal sehen, ob „Milestones“ aus seiner ausgelutschten Prämisse ein bisschen Originalität herausquetschen kann.

von Bastian Ludwig

 

 

„Milestones“ ist angesiedelt in einer mittelalterlichen Welt, in der die Spieler Rohstoffe und Geld erwirtschaften müssen, um damit verschiedene Bauaktionen durchzuführen. Das Spiel folgt dabei den Grundzügen des Worker-Placement-Mechanismus’, bei dem in jeder Runde aus einer festen Palette möglicher Aktionen einige Aktionen ausgeführt werden.

(Ein kleiner Exkurs, um für ein bisschen Verwirrung zu sorgen: Bei vielen Spielen dieses Typs wird diese Aktionen-Auswahl durch „Arbeiter“ genannte Spielfiguren markiert, daher der Name des Mechanismus’. Bei „Milestones“ heißen die Marker hingegen schlicht „Spielfiguren“, ein Spielelement mit dem Namen „Arbeiter“ gibt es aber trotzdem, diese haben jedoch eine andere Funktion.)

Zurück zu „Milestones“: Die möglichen Aktionen sind auf dem „Aktionstableau“ angeordnet, einem Rundkurs, den die Spielfigur im Uhrzeigersinn abschreiten kann. Das Feld, auf dem sie stehen bleibt, wird aktiviert. Ein Stopp auf einem der sich im Laufe des Spiels verändernden „Arbeiterfelder“ bringt Rohstoffe, auf einem „Gebäudefeld“ kann man zum Beispiel Rohstoffe kaufen oder verkaufen, Arbeiter einstellen und auf den Arbeiterfeldern platzieren, Straßen, Häuser oder Marktplätze bauen oder Marktplätze beliefern. Die meisten dieser Gebäudeaktionen bringen Siegpunkte. Wer als erster eine bestimmte Anzahl an Punkten erspielt hat, gewinnt. Wie viele Felder er je Zug überspringt, darf jeder Spieler selbst entscheiden. Allein auf dem Feld „Burg“ muss er auf jeden Fall stehen bleiben. Bei dieser Zäsur verliert er alle Rohstoffe beziehungsweise Goldmünzen aus seinem Vorrat bis auf drei und er muss einen Arbeiter abgeben. Beim nächsten Durchlauf der Arbeiterfelder gibt es nun also weniger Rohstoffe zu ergattern.

Mit seinem Szenario und seiner Mechanik reiht sich „Milestones“ in eine ganze Reihe ähnlich gelagerter Spiele der letzten Jahre, wie beispielsweise „Agricola“ oder „Stone Age“, ein. Leider schafft es das Spiel dabei nicht, seinem Genre etwas Neues abzugewinnen. Alles scheint man irgendwann schon mal irgendwo gesehen zu haben. Der Verlag selbst bezeichnet den Rundlauf-Mechanismus des Aktionstableaus als frische Idee, und tatsächlich ist die Herausforderung, die Balance zwischen zu schneller und zu langsamer Fortbewegung zu finden, das Element, das dem Spielerlebnis noch am ehesten Würze verleiht. Allerdings dauert es nicht lange, bis man die für einen am besten geeignete Geschwindigkeit gefunden hat, und ab diesem Punkt spielen sich die einzelnen Runden von „Milestones“ recht gleichförmig. Das liegt vor allem auch daran, dass es für die Spieler, über die gesamte Laufzeit des Spiels gesehen, keine Möglichkeiten gibt, sich weiterzuentwickeln. Stattdessen fängt man bei der Burg, den Abgaben auf diesem Feld sei Dank, immer wieder auf einem ähnlichen Level an, bevor man den Dreischritt Rohstoffe sammeln, Dinge bauen, Punkte kassieren vollzieht.

Dabei macht „Milestones“ das, was es macht, nicht einmal schlecht. Das Spiel fließt dank klarer, überschaubarer Regeln locker und flüssig dahin, man hat genügend Optionen, um sich nicht zu langweilen, aber auch nicht so viele, dass man jeden Zug eine halbe Stunde lang planen müsste. Interaktion findet kaum statt, stattdessen spielt man eher nebeneinander her, aber hier und da kann man den Gegnern doch mal vor den Karren fahren. Wirkliche Kämpfe entstehen jedoch meist nur um die raren und wertvollen Bonusplättchen. So hat jeder Spieler genügend Möglichkeiten, sich Siegespunkte zu sichern. Entsprechend eng bleiben die Marker auf der Siegpunkteleiste beieinander. Erst die Endabrechnung kann noch mal einiges durcheinanderwirbeln. Pegasus selbst gibt seinem Spiel zwei von vier Anspruchspunkten. Diese Einschätzung kann ich unterschreiben. Damit ist das Spiel auch gerade für Familienspieleabende mit jüngeren Spielern geeignet, denen es als Einstieg für komplexere Vertreter des Worker-Placement-Genres dienen kann.

Fazit: Ein ordentliches Worker-Placement-Spiel ohne große Aussetzer, aber auch ohne Überraschungen. Gerade für Familienspielerunden mit Kindern irgendwo im unteren zweistelligen Altersbereich geeignet. Ältere Spieler mit mehr Anspruch greifen aber lieber zu „Stone Age“ oder „Agricola“.


Milestones
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren
Stefan Dorra, Ralf zur Linde
Pegasus Spiele 2012
EAN: 4250231754562
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 34,95

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