Mesopotamien

Darf man einen Spieleautor an seinem größten Erfolg messen? Oder soll man fair jedes Spiel einzeln bewerten? Eine schwierige Frage, die ich mir bei meiner Rezension von „Mesoptoamien“ stellen musste, einem Spiel von Erfolgsautor Klaus-Jürgen Wrede („Carcassonne“).

von Kai Milke

 

 

In Wredes Spiel von 2005 kontrolliert jeder Spieler einen Stamm, dessen Ziel es ist, vor allen anderen seine vier Opfermarker im zentral gelegenen Tempel den Göttern zu opfern. Jeder Opfermarker hat einen Wert von 2, 4, 6 oder 7 „Mana-Punkten“, die der Spieler abgeben muss, wenn er diesen Marker opfern möchte. Mana-Punkte wiederum bekommt man, wenn man Steine zum Tempelbau bringt oder mit seinen Eingeborenen an einem Kultplatz betet.

Das Ganze findet auf einer Art Puzzleteilen statt, die Wald, Steinbrüche, Vulkane oder Ebenen darstellen. Im Wald gibt’s Holz, im Steinbruch … Steine, Vulkane sind Hindernisse, die mit den Eingeborenen nicht überquert werden können, auf Ebenen können Dörfer und Kultplätze errichtet werden.

Der Spieler am Zug kann zunächst fünf Bewegungspunkte auf seine Eingeborenen verteilen. Damit können die Eingeborenen Holz oder Steine aufnehmen und transportieren, anderen Mitspielern Rohstoffe abnehmen, am Tempelbau mitwirken, Opfermarker zum Tempel bringen oder neue „Puzzleteile“ entdecken, denn der Platz ist eng.

Danach kann man eine von vier Aktionen wählen: Mit Holz und der Arbeitskraft von zwei Eingeborenen kann man eine Hütte ins Spiel bringen. Mit jeder neuen Hütte kommen auch Opfermarker ins Spiel, die unter die Hütte gelegt werden und dann später zum Tempel gebracht werden. An Hütten können aber auch zwei Eingeborene zusammen einen neuen Eingeborenen zeugen. Mit Steinen und der Kraft von zwei Eingeborenen kann man auch Kultplätze bauen, um später Manapunkte zu erlangen.

Alternativ kann man eine Karte ziehen, mit der man später andere Spieler vertreiben kann, fürs Beten doppelte Manapunkte bekommt, beim Entdecken das sonst verdeckt gezogene Puzzleteil auswählen kann und vieles mehr. Zum Schluss des Zuges erhält man für jeden Kultplatz, an denen eigene Eingeborene stehen, einen Manapunkt.

Die Ausstattung des Spiels ist hochwertig. Steine sind aus Stein (!!!), Holzstäbchen symbolisieren Holz. Die zunächst komisch anmutende Puzzleform der Geländeteile ist eigentlich genial, denn der tollpatschige Mitspieler kann die üblicherweise verwendeten Sechsecke nicht mehr so einfach über den Tisch wischen. Das Spiel ist spannend, denn ständig möchte man mehr machen, als man darf, und ständig ist der Platz knapp, um noch einen Kultplatz oder eine neue Hütte zu bauen. Auch die Rohstoffe sind knapp, und so muss ständig neues Gelände erkundet werden, um den Nachschub zu gewährleisten. Am Ende ist der Sieg doch immer knapp.

Fazit: „Mesoptoamien“ ist kein „Carcassonne“, aber doch mit relativ einfachen Regeln und einer hohen Spannungsdichte lohnenswert. Vielleicht ist das Thema nicht ganz so Mainstream-tauglich wie „Carcassonne“, was aber nicht abschrecken sollte.


Mesopotamien
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren
Klaus-Jürgen Wrede
Phalanx 2005
ISBN: n. a.
Sprache: Deutsch
Preis: ca. EUR 24,79

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