von Kurt Wagner
Gleich vorweg: Eigentlich heißt er Jack Harper. Und er arbeitet als Söldner – pardon: Experte – für das menschliche Militär, um im Jahr 2157 gegen all diejenigen zu kämpfen, die es gar nicht toll finden, dass sich die Menschheit seit Entdeckung der Masseportale acht Jahre zuvor einfach so ungefragt in der Galaxis ausbreitet. Vor allem die militaristischen Turianer blicken voller Unwillen auf die Neulinge auf der galaktischen Bühne und stellen das Recht der Menschheit infrage, zwischen den Sternen ihr Schicksal zu finden. Es kommt zum so genannten Erstkontakt-Krieg zwischen den beiden Völkern, der sich um den Planeten Shanxi entzündet.
Zu Beginn des Comics befindet sich Harper mit seinen Kameraden auf dem Planeten Shanxi, wo die Turianer gerade im Begriff sind, den Sieg davonzutragen. Doch während die menschlichen Truppen sich bereits auf dem Rückzug befinden, findet Harpers Befehlshaber General Williams heraus, dass die Aliens irgendetwas auf dem Planeten zu suchen scheinen – etwas von Wert, dass er ihnen natürlich abluchsen will. Er schickt Harper und seine Truppe los, und tatsächlich entdecken die in einer Höhle ein fremdartiges Artefakt, das von mutierten Turianern bewacht wird. Versehentlich aktiviert einer von Harpers Leuten die Energiequelle, und diese schlägt in sie alle ein. Danach ist nichts mehr, wie es zuvor war. Harper bekommt unheilvolle Visionen. Und die Turianer, die das Artefakt letztendlich doch in ihre Gewalt bringen, geraten in den Bann seiner uralten Macht. Jack Harper riskiert Kopf und Kragen, um herauszufinden, was hinter all dem steckt.
Der 100 Seiten starke Comic von Mac Walters und John Jackson Miller erzählt eine eigenständige und abgeschlossene Prequel-Episode, die ein Schlaglicht auf einer der Schlüsselfiguren des „Mass Effect“-Universums wirft: den Unbekannten. Die Story ist spannend erzählt und funktioniert im Grunde auch ohne große Hintergrundkenntnisse der Videospiele, allerdings weiß man vermutlich erst als Gamer und Fan der Spiele-Trilogie die kleinen und größeren Verweise, die hier gestreut werden, zu schätzen. So taucht beispielsweise der berühmte Turianer-Krieger Saren Arterius und wir lernen auch seinen Bruder kennen, dessen Schicksal später als Motivation für Sarens Ansichten gegenüber der Menschheit gilt.
Die Illustrationen von Omar Francia sehen richtig gut aus. Menschliche Proportionen, Alienphysiologie, Raumschiffe, Waffen und Stadtlandschaften hat er gleichermaßen im Griff. Vor allem seine Turianer wirken gelungen. Dankbarerweise bekommt er viel Gelegenheit, selbige zu zeichnen. Die Farben sind modern umgesetzt und erhöhen mit digitalen Farbverläufen und Lichteffekten den Schauwert der Bilder noch. Stark aufgebrochen und dynamisch kommt die Panelstruktur daher, was den zahlreichen Action-Momenten kräftig Schwung verleiht. Alles in allem weiß der Comic also nicht nur inhaltlich, sondern auch visuell zu punkten – was bei oft schnell produzierter Franchise-Ware weiß Gott nicht immer der Fall ist.
Eine kleine Covergalerie schließt den Band ab.
Fazit: Nicht nur als Videospiel ist „Mass Effect“ ein Erfolg, auch die Comics wissen bisher absolut zu gefallen. Für Fans der Spiele bietet „Evolution“ spannende Einblicke in die Vergangenheit einiger wichtiger Figuren. Und selbst für Nicht-Kenner der Materie liegt hier ein unterhaltsames Science-Fiction-Abenteuer vor, das reichlich Action und ein bisschen Mystizismus bietet.
Mass Effect #2: Evolution
Comic
Mac Walters, John Jackson Miller, Omar Francia
Panini Comics 2011
ISBN: 978-3-86201-076-9
100 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,95
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