Magic Item Compedium Premium (v.3.5)

Magische Ausrüstung – Gürtel, Schuhe, Waffen, Mäntel – gehören zu „Dungeons & Dragons“ wie Charakterklassen, Stufenanstieg und der W20. Kaum etwas reizt vor allem junge Abenteurer dermaßen wie ein Ring of Lightning Flashes, eine Dragonrider Armor oder ein Manticore Greatsword. Für solche Schätze steigt man auch in tiefste Verliese hinab. Das „Magic Item Compendium“, ein weiterer Band der „3.5 Edition Premium Reprint“-Reihe, versammelt das Beste aus mehr als einem Dutzend „D&D“-Büchern und bietet magische Ausrüstung im Überfluss.

von Frank Stein

 

Genau wie die anderen Bände der seit Mitte 2012 erscheinenden „3.5 Edition Premium Reprint“-Reihe, weist auch das „Magic Item Compendium“ ein schickes neues Cover mit Prägung und Metallic-Effekten auf. Allerdings fehlen – im Gegensatz zu den Geschwisterprodukten – hier die aktuellen Errata, was nicht nur völlig unverständlich, sondern auch eher ärgerlich ist. Da sich das Buch also inhaltlich kein bisschen von der alten Ausgabe unterscheidet, lohnt ein erneuter Kauf nicht. Interessant ist es daher primär für neue Spieler, die mal in „D&D v.3.5“ hineinschnuppern wollen.

Das Buch ist in sechs Kapitel unterteilt und besitzt zwei Anhänge. In den ersten vier Kapiteln werden magische Gegenstände thematisch sortiert, so bietet Kapitel 1 etwa einiges an Rüstungen an. Ein netter Gag ist, dass man zu Beginn jedweder Art von normaler Rüstung nach dem Baukastenprinzip „Armor Properties“ zuweisen kann. Da finden sich dann Einträge wie „Acidic“, „Quickness“ oder „Stamina“, Eigenschaften, deren Preis, Voraussetzung und Effekt für die jeweilige Rüstung in einem kurzen Infoblock aufgeführt werden. Im Anschluss daran gibt es natürlich auch „fertige“ magische Rüstungen, von der poetischen „Armor of the Fallen Leaves“ bis hin zur grauseligen „Ghoul Shell Armor“. Viele Illustrationen vermitteln einen Eindruck davon, wie die einzelnen Panzerungen aussehen.

Kapitel 2 wiederholt dieses Konzept für Waffen. Eigenschaften wie „Blessed“, „Dragonboom“ und „Ghost Strike“ machen aus jedem gewöhnlichen Kriegswerkzeug etwas Außerordentliches. Erneut reich bebildert, folgt danach die Sektion mit fertigen Wunderwaffen, beispielsweise der „Blazing Skylance“, der „Crystal Echoblade“ oder dem „Spear of Retribution“. Mit solchen Waffen im Gepäck kämpft es sich doch gleich viel stilvoller gegen Horden von finsteren Schrecken.

Das mit 82 – von insgesamt 286 – Seiten längste Kapitel ist der Kleidung gewidmet. Kein Wunder, fallen in diese Kategorie doch magische Ringe, Roben, Gürtel, Kronen, Armschienen, Ketten, Mäntel, Stiefel und mehr. Auf eine „Properties“-Sektion wurde an dieser Stelle verzichtet, es geht gleich mit den Beschreibungen der von A bis Z durchdeklinierten Zauberklamotten los. Auch hier machen stimmungsvolle Illustrationen Lust darauf, nach Artefakten wie den „Bracers of Arcane Freedom“, der „Crystal Mask of Dread“, dem farbenprächtigen „Dragonscale Cloak“ oder der spektakulär von Flammenzungen umspielten „Fiery Tunic“ zu suchen. Wer so gewandet in einer Taverne auftritt, wird ganz bestimmt alle Blicke auf sich ziehen – auch wenn das mit normaler „Mittelalter-Fantasy“ kaum mehr was zu tun hat (aber gut, „D&D“ war schon immer sehr farbenprächtig in allen Belangen).

Das vierte Kapitel umfasst dann magische „Tools“. Dazu zählen Banner, Beutel, Musikinstrumente, Elixiere und mehr. Einige der Objekte kommen zugegeben etwas schräg rüber, etwa der „Everlasting Feedbag“ für den Lastesel der Abenteurer oder „Daern’s Instant Tent“, ein Zauberzelt, in dem immer angenehmes Schlafklima herrscht. Aber auch wenn sich mit so etwas kaum ein Dämon beeindrucken lässt: Praktisch sind derlei Gimmicks allemal für den gestressten Wildniswanderer.

Kapitel 5 bietet die – spätestens seit Erfindung der MMORPGs – beliebten „Magic Item Sets“, also thematisch zueinander passende Garderoben, die gleich multiple Einzeleffekte und im Zusammenspiel auch noch Collection Benefits bieten. Spieler, die entsprechend Spaß am Aufmotzen ihrer Charaktere haben, können hier in ganzen Abenteuerserien den Teilen etwa des „Fleet Warrior Array“ oder der „Regalia of the Hero“ hinterherjagen.

Das sechste Kapitel wendet sich an den Spielleiter und beschäftigt sich mit dem Einsatz magischer Gegenstände. Wie identifiziert man magische Gegenstände? Wo müssen sie getragen werden, um ihre volle Kraft zu entfalten? Wie werden sie aktiviert und wie die Effekte abgehandelt? Solche und ähnliche Fragen werden beantwortet, außerdem finden sich spezielle Regeln für „Relics“ und „Item Sets“. Schließlich gibt es einige Ausführungen zum Thema Spielbalance, also welche magischen Gegenstände man wann ins Spiel bringen sollte, wie sie zu platzieren sind und wie der Handel mit ihnen funktioniert. Beschlossen wird dieses aufschlussreiche Kapitel mit ein paar Sätzen zum Herstellen und Verbessern von magischen Gegenständen.

Im ersten der zwei Anhänge werden noch einmal alle magischen Gegenstände nach Preis sortiert. Im zweiten lassen sich „Random Treasures“ erwürfeln. Ganz am Ende des Buchs befindet sich noch ein „Magic Item Record Sheet“, damit man bloß nicht den Überblick über sein tolles Hab und Gut verliert.

Fazit: Veteranen, die mehr auf Charakterspiel als auf Power Play setzen, mögen über ein Buch wie dieses, das nur dafür gedacht ist, Charaktere mit exotischer und machtvoller Spezialausrüstung zu überhäufen, die Nase rümpfen. Aber wer Spaß daran hat, die Legende der eigenen Figur auch über ihre Kleidung und Waffen zu definieren, wird in diesem Buch wirklich mehr finden, als er jemals in seinem Abenteurerleben verwenden kann. Ein Füllhorn des Wunderbaren – und vielleicht genau das Richtige, um die „Generation WoW“ auch fürs Offline-Spielen zu begeistern. Wer bereits das alte Exemplar besitzt, braucht nicht zuzugreifen – aus unerfindlichen Gründen enthält diese Ausgabe keine Errata!


Magic Item Compendium Premium (v.3.5)
Quellenbuch
Andy Collins, John Snead u. a.
Wizards of the Coast 2013
ISBN: 978-0-7869-6449-9
285 S., Hardcover, englisch
Preis: $ 49.95

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