Lovecraft-Bibliothek 15: Im Haus der Kröte

In seinem Roman „Im Haus der Kröte“, der als 15. Publikation der Reihe „H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ erscheint, verwebt der Autor Richard L. Tierney zahlreiche Anspielungen auf Gottheiten und sagenumwobene Orte des Cthulhu-Mythos in einem neuzeitlichen Horror-Roman. So werden nur leicht verfremdete Namen wie der Meeresgott Kahuantaloa, Hasetur, die Ersten Götter oder Karakossa den meisten Lesern von Romanen des Cthulhu-Mythos bekannt vorkommen.

von Oliver Adam

 

Das Hardcover-Buch macht einen sehr edlen Eindruck und bietet neben den anderen Publikationen der Reihe einen eindrucksvollen Anblick im Bücherregal. Der Buchrücken ist auch wieder in stimmungsvollem schwarz gehalten. (Der fünfte Band sticht durch seinen blauen Buchrücken immer noch unpassend aus der Sammlung heraus.) Dabei zählt „Im Haus der Kröte“ mit 270 Seiten zu den umfangreichsten Titeln der Reihe.

Der Roman startet sehr atmosphärisch und vielversprechend mit einer Ritualszene auf einer Erdpyramide in Südamerika, deren Verlauf der Protagonist James Kerrick beiwohnt. Kerrick ist ein Abenteurer, der wertvolle archäologische Funde aus entlegenen Gebieten raubt und sie an dubiose Sammler in aller Welt verkauft. Eines Tages gerät er an einen reichen, exzentrischen Amerikaner, dessen Gesichtzüge und Körperform merkwürdig an eine Kröte erinnern und dessen entlegener Wohnsitz eine Steinstruktur wie die Warzen einer Kröte aufweist. Dieser bietet ihm unglaubliche Summen für seinen neusten Fund aus einer vergessenen mexikanischen Stadt, die Kerrick bei einem Flug mit einer kleinen Propellermaschine durch Zufall entdeckt hat.

Kerrick erliegt den Verlockungen des Geldes und gerät zwischen die Fronten eines finsteren und dubiosen Kultes und dessen Widersachern, wobei er mehrmals im Verlauf der Handlung die Seiten wechselt. Dabei trifft er unter anderem auf seine Jugendliebe, die in die Fänge des Kultes geraten ist, deren junge Tochter, die sich ganz alleine daran machen möchte, sie zu befreien und die froschähnlichen Verwandten des Kultistenführers. Schließlich unterbindet Kerrick zusammen mit den Widersachern des Kultes in letzter Minute ein grauenvolles Ritual, das Teil eines uralten Planes der Ersten Götter ist, die sich an den Leiden und Schmerzen der Menschen zu laben.

Fazit: „Im Haus der Kröte“ liest sich sehr flüssig und verzichtet auf komplizierte Satzgebilde. Die Geschichte entfaltet sich jedoch nur schleppend und ist geprägt von klischeehaften Charakteren und Handlungslinien, so dass Tierney dem Genre kaum neue Aspekte hinzufügen kann. Einen düsteren Kultistenführer mit froschhaften Zügen, ein großes Ritual zum Höhepunkt der Romans, bei dem nur noch das eine Artefakt fehlt, und viele weitere Elemente hat man bereits in zahlreichen Romanen des Genres besser verarbeitet gesehen. Dies macht den Ablauf der Handlung für den im Cthulhu-Mythos bewanderten Leser vorhersehbar und wenig überraschend. Hinzu kommt, dass die Motivation des Protagonisten, sich in das gefährliche Spiel des Kults einzulassen, über das gesamt Buch hinweg konstruiert und dadurch wenig überzeugend bleibt. Aus diesem Grund ist das 24 Euro teure Buch eher für Sammler der Reihe und eingefleischte Fans zu empfehlen.


Im Haus der Kröte (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens #15)
Horror/Mystery-Roman
Richard L. Tierney
Festa-Verlag 2004
ISBN: 3-935822-75-8
270 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 24,00

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