Lord of the Rings TCG: Black Riders

Saruman: „Die Zeit verrinnt schneller als du denkst. Saurons Streitmacht ist bereits unterwegs. Die Neun haben Minas Morgul verlassen.“

Gandalf: „Die Neun?“

Saruman: „Sie überquerten den Fluss Isen am Mittsommerabend und haben die Gestalt von schwarzen Reitern angenommen...“ (aus „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“)

von Michael Wilhelm, Stephan Schäfer & Bernd Perplies

 

„Black Rider“ ist eine „normale“ Expansion mit 194 Karten (60 Commons, 60 Uncommons, 60 Rares, 14 Starter Deck-only Cards). Es existiert ein 18-Card Legends Foil Subset, also reguläre Rares in ihrer Foil-Variante, sowie ein 9-Card Legends Masterworks Alternate Template Foil Subset, also reguläre Rares als Foils, die zusätzlich ein anderes, aufwändigeres Kartendesign aufweisen – nämlich das der „Return of the King Collection“. Derlei Sonderkarten liegen den Boostern übrigens nicht extra bei (wie es früher der Fall war), sondern ersetzen jeweils die Rare-Karte. Die Karten kommen ganz klassisch als 11-Card Expansion Packs auf den Markt (1 Rare, 3 Uncommons, and 7 Commons), zudem gibt es erneut zwei 63-Card Starter Decks: einen „Saruman“-Starter, der die Horden der Uruk-hai auf die Spuren argloser Hobbits hetzt, und einen „Mouth of Sauron“-Starter, der erstmalig diesen Schurken der Extended-Edition des dritten Kinofilms von Peter Jackson präsentiert und die Evil Men gegen die Reiten von Rohan antreten lässt.

Wie der Name des Sets schon vermuten lässt, dreht sich hier vieles um die Nazgûl. Nachdem im „Return of the King“-Block vor allem die Orcs der Wraith Culture zum Zuge kamen, konzentriert man sich in „Black Rider“ wieder auf die Ringgeister. Mit besonderer Spannung wurde das Erscheinen des namensgebenden „Black Rider“-Minions erwartet, dem ersten nicht einzigartigen Nazgûl , der auch wirklich ein schlagkräftiger Vertreter seiner Art, vor allem gegen größere Gemeinschaften, ist. Aber auch eine neue Version von jedem der neun Reiter findet sich im Set.

Besonderes Augenmerk wird hier wohl „Úlairë Cantëa, Black Assassin“ erhalten, der seinem Namen alle Ehre macht und während eines Gefechts in Anwesenheit von sechs Charakteren in der Gemeinschaft einfach seinen Gegner tötet. Der „Witch-king, Black Lord“ kann aus der Hand offenbart werden, wenn der Gegner einen Gefährten spielt, um den Ringträger anzustrengen. Wenn dieser ausreichend vorgeschädigt ist, kann der Witch-king mit um 1 Zwielichtpunkt pro Wunde auf dem Ringträger reduzierte Kosten ins Spiel gebracht werden. Berittene Nazgûl dürften jetzt mit dem Erscheinen von „Steed of Mordor“ und „Shadowy Mount“ keine Seltenheit bedeuten. Und gerade „The Witch-king‘s Beast, Fell Creature“ wird für so manchen toten Gefährten sorgen. Die Nazgûl sind also auf jeden Fall die großen Gewinner des Sets. Was aber haben die anderen Kulturen zu bieten?

Die Orcs-Kultur erhält eine Menge Karten dazu, um Charaktere anzustrengen und die fetten, Schaden-intensiven Trolle auf den Gegner loszulassen. Mit Karten wie „Pitiless Orc“ ist das eine konsequente Fortsetzung der Strategie aus „Shadows“. Besondere Beachtung verdienen „The Beckoning Shadow“, was eine alternative Gewinnmöglichkeit bedeutet und einen Reprint von „The Irresistable Shadow“ (aus „The Fellowship of the Ring“) darstellt, sowie „Abiding Evil“, ein Reprint von „Enduring Evil“. Eine Karte, die in keinem auf Burdens spezialisierten Orcs-Deck fehlen wird, ist „Retribution“.

Die interessantesten Neuzugänge für die Evil Men dürften „Gríma, Betrayer of Rohan“ und „The Mouth of Sauron, Messenger of Mordor“ inklusive „Messenger‘s Mount“ sein.

Die sowieso schon nicht zu unterschätzdenden Uruk-hai erhalten mit „Berserker Torch“ und „Weapon of Opportunity“ neues Spielzeug. Obendrein muss man sich auf „Shingle in a Storm“ gefasst machen, eine Condition, die allen Uruks einen erneuten Schadensbonus verpasst.

Nach dem Ausrotieren des Fellowship-Blocks werden die „alten“ Kulturen glücklicherweise nicht ganz vernachlässigt. Neben dem Uruk-hai Saruman finden wir einen neuen Isengard „Saruman, Agent of the Dark Lord“ und Moria bleibt mit „The Balrog, The Terror of Khazad-dûm“ und einer neuen „Whip of Many Thongs“ im Spiel. Für Freunde der Sauron-Kultur gibt es auch dort eine Version des „Mouth of Sauron“.

Auf Fellowship-Seite gibt es für die Zwerge neue Spielzeuge in Form der „Dwarven Bracers“ als Reprint, mehrere Power-ups und mit „No Pauses, no Spills“ eine effektive Kartenziehmaschine. Die Elfen erhalten Verstärkung durch „Elrond, Witness to History“ und dem Schwert „Hadafang“, das sowohl von ihm als auch von seiner Tochter Arwen geführt werden kann.

Es gibt zwar keine neue Gandalf-Version, aber dafür „Járnsmid, Barding Emissary“ als Gefährten, der neben der Condition „Watch and Wait“ einen weiteren effektiven Weg, zum Entfernen von Burdens darstellt. „Travelled Leader“ ist der „Pathfinder“ für die Gandalf-Kultur und wird wohl in nur wenigen Decks fehlen.

Aus der nur um fünf Karten bereicherten Gollum-Kultur sind für die Fellowship vor allem die Stärke-steigernde Condition „There‘s another Way“ und für die Shadow-Seite „From Deep in Shadows“, mit dem Minions aus dem Draw Deck für reduzierte Zwielichtkosten gezogen werden können, interessant.

Die meisten neuen Karten erhalten Gondor und die Hobbits. Mit „Boromir, Defender of Minas Tirith“ findet sich ein weiteres Reprint, dafür aber eine neue schlagkräftige Version der „Blade of Gondor“. Der Nutzen von „Faramir, Dúnadan of Gondor“ ist eher zweifelhaft, dafür kann sich aber sein erstes eigenes Schwert, „Faramir‘s Sword“ sehen lassen. Es macht jeden Gegner im selben Gefecht roaming, ein gefundenes Fressen für „Pippin, Wearer of Black and Silver“. Auch das „Gondorian Steed“ als neues Reittier für die Ritter ist ein echter Zugewinn.

Großer Sieger auf der Fellowship-Seite sind die Hobbits. Mit „Bilbo, Melancholy Hobbit“ und „Tolman Cotton, Farmer of Bywater” finden wir zwei neue Gefährten, wobei Rosies Vater mit einer Basisstärke von 4 ein echtes Schwergewicht für einen Hobbit darstellt. Und auch sein Spieltext, mit dem Burdens verhindert werden können, ist nicht zu verachten. Besondere Beachtung verdienen aber vor allem „Simple Living“ und „Sudden Fury“. Beide sind Conditions. Erstere kann abgeworfen werden, um jeden Hobbit zu heilen, sobald ein Shire Event gespielt wird, und letztere sammelt Tokens für jeden verlorenen Kampf. Diese Tokens können dann entfernt werden, um einen Hobbit Stärke +1 zu geben. Man stelle sich 3 oder 4 dieser Condition vor, nachdem die Hobbits erstmal sich haben verdreschen lassen, um sich dann fürchterlich an ihren Peinigern zu rächen… Die Hobbits sind also spätestens nach „Black Rider“ auch im Kampf ernst zu nehmende Gegner.

Ein paar Worte noch zu den Startern. Schon mit der 1. Expansion „Shadows“ des „War of the Ring“-Blocks wurde deutlich, dass die Starter-Decks gewaltig an Bedeutung gewonnen haben. Die 2. Expansion „Black Rider“ steht ganz in dieser Tradition. So bergen die Starter Deck-only Cards häufig Spielmechanismen, die im entsprechenden Deck absolut unverzichtbar sind. Einige der Starter Deck-only Uruk-Hai etwa werden deutlich gefährlicher, wenn sie Companions mit niedriger Resistance gegenüber stehen. Und auch „Saruman, Agent of the Dark Lord“ ist nur in Startern zu finden, ebenso „The Mouth of Sauron, Messenger of Mordor“. Letztlich bergen die Starter Decks auch begehrte Locations, die durch den variablen Side Path in keinem Deck fehlen dürfen.

Diese neu gewonnene Bedeutung der Starter Decks ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits bieten sie die Möglichkeit, mit geringem Aufwand die Grundvorrausetzungen für ein funktionierendes Deck zu schaffen. Doch andererseits werden Sammler, die bisher mit dem Kauf von Boostern bzw. eines Displays die gewünschten Karten zusammen bekommen konnten, nun um den Kauf der beiden aktuellen Starter Decks nicht herum kommen. Und spätestens nach der zweiten Expansion, also nach dem vierten Starter dieses Blocks, kann der Käufer seine Wände mit „Hobbit Swords“ tapezieren. Umso ärgerlicher, dass man sich nicht die Mühe gemacht hat, diese Karte mit einem neuen Bildmotiv zu versehen. Der Reprint ist mit der Karte des „Fellowship of the Ring“-Blocks völlig identisch...

Fazit: Auch wenn auf den ersten Blick nicht viel Neues geboten wird, und mancher den Sinn der Set-Rotation, vor allem aufgrund der schon fast ärgerlich vielen Reprints, nicht ganz verstehen wird, so ist „Black Rider“ zwar kein ausgewogenes, aber ein sehr abwechslungsreiches Set. Die in „Shadows“ begonnene Linie wird konsequent weitergeführt, ohne aber vollkommen die „alten“ Kulturen aus den Augen zu lassen. Man kann nur hoffen, dass Nazgûl und Hobbits nicht zu sehr die Spielszenerie beherrschen werden. Aber mit dem baldigen Erscheinen von „Bloodlines“ werden die Schwerpunkte sicher schon wieder ganz woanders liegen.


The Lord of the Rings TCG: Black Riders (War of the Ring Block 2)
Sammelkarten-Erweiterungsset
Decipher 2005
194 Karten, englisch
Preis: EUR 132,84 (Boosterdisplay)

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