King of New York

Du bist ein gigantisches Monster – und du willst König von New York werden! Bekämpfe andere Riesenungeheuer und zerstöre alles, was sich dir in den Weg stellt. Um zu gewinnen, musst du Gegner angreifen, Hochhäuser zermalmen, neue Fähigkeiten entwickeln und die Armee im Auge behalten.

von Oliver Adam

 

 

In dem Brettspiel „King of New York“ schlüpfen zwei bis sechs Spieler in die Rolle von Riesenmonstern wie man sie aus mehr oder weniger ernsten Monsterfilmen kennt. Da gibt es beispielsweise den fischigen Captain Fish, den kinghaften Kong und Rob den Roboter. Alle Monster haben das Ziel, König von New York zu werden und so ziemlich alles platt zu machen, was sich ihnen in den Weg stellt. Das sind zuerst einmal die anderen Ungeheuer, aber auch die Skyline prägenden Hochhäuser und die winzigen Armeeeinheiten dienen als Ziele der monsterlichen Wut. Zum King of New York und gleichzeitig zum Sieger des Spiels wird nach knapp 40 Minuten Spielzeit das Monster ausgerufen, das entweder 20 Ruhmpunkte erreicht oder als letztes übrig geblieben ist.

„King of New York“ erschafft kein vollkommen neues Spielprinzip, sondern versteht sich als Nachfolger von „King of Tokyo“, das seit seiner Veröffentlichung 2012 mit seinen sinnlosen und spaßigen Würfelorgien zahlreiche Spieler und auch den Ringboten überzeugen konnte. Besitzer dieses Spiels werden sich sicherlich fragen: Braucht man noch „King of New York“, wenn man bereits das Vorgängerspiel hat? Die Antwort darauf wird im Rahmen dieser Rezension ebenfalls gegeben werden.

Der Packungsinhalt fällt zuerst einmal positiv auf: Die Spielmaterialien sind sehr farbenfroh und liebevoll gestaltet und fügen sich mit ihrem humoristischen und comichaften Stil sehr schön in die Thematik ein. Ein großer Spielplan von New York zeigt die verschiedenen Bezirke dieser Stadt und wird zu Beginn des Spiels in die Mitte des Tisches gelegt. Jedes Monster wird durch aufstellbare überdimensionierte Pappfiguren repräsentiert. Die 64 Entwicklungskarten und zahlreiche damit verbundene Marker zeigen comichaft bebildert die möglichen Superkräfte, die von den Monstern erworben werden können. 45 Gebäude-/Einheiten-Plättchen zeigen die möglichen städtischen Ziele der Raserei, und die 8 großen Würfel bilden das Handwerkszeug für das Gemetzel.

Zu Beginn des Spiels wählt jeder Spieler eines der vorliegenden sechs Monster aus, wobei man sich hier gerne von seinen visuellen Vorlieben leiten lassen kann – spieltechnische Unterschiede gibt es zwischen den Monstern nicht. Das ist schade, da individuelle Sonderfertigkeiten noch einiges mehr an Spannung gebracht hätten. Das wird wohl mit einer Erweiterung ergänzt werden. Die Pappfigur wird auf eine der Außenbezirke New Yorks auf den Spielplan gestellt – Manhattan selbst muss als Innenbezirk erst einmal erkämpft werden. Zudem werden die Gebäudeplättchen auf dem Spielplan verteilt und drei Entwicklungskarten aufgedeckt. Der Aufbau ist schnell abgeschlossen und schon kann die Runde starten.

Der Spielablauf ist passfähig zur Stimmung und der Thematik sehr schnell und turbulent. Die Spieler sind nacheinander im Uhrzeigersinn am Zug. Der Startspieler beginnt, indem die sechs Würfel (die beiden weiteren Würfel in der Box sind für Spezialkräfte reserviert) geworfen werden. Die Würfel dürfen bis zu 3x erneut gewürfelt werden, und die einzelnen Seiten der Würfel haben unterschiedliche Symbole. Nach dem abschließenden Wurf zeigen die Symbole der Würfel mögliche Aktionen an. Dabei kann der Spieler Gebäude in seinem Stadtviertel angreifen, Lebenspunkte heilen, andere Monster angreifen (wobei die Monster aus den Randbezirken immer das Monster in Manhattan attackieren und das Monster in Manhattan immer alle Monster in den Außenbezirken), Energie sammeln oder von den Armeeeinheiten des Bezirks attackiert werden.

Nachdem alle Würfel abgehandelt sind, folgt die Bewegungsphase und das Monster kann in einen anderen Randbezirk wandern oder muss nach Manhattan, falls dort noch kein Monster ist. Das bringt zwar Siegpunkte, gleichzeitig macht man sich dort aber auch zum Ziel aller Attacken der Monster in den Randbezirken. Sobald man Schaden in Manhattan einstecken muss – und dies überlebt – kann man es freiwillig wieder verlassen. In den Testrunden kam es aber häufig vor, dass ein Spieler mit wenigen Lebenspunkten nach Manhattan musste und der nächste gute Wurf dem Monster das Licht ausblies – dann ist ganz schnell Schluss mit der monsterlichen Herrlichkeit. Am Ende des Zuges kann ein Monster noch Entwicklungskarten kaufen, für die die Energiesteine des Würfelsymbols „Energie sammeln“ die Währung sind. Alle Monster spielen nacheinander und das Spiel endet, sobald ein Monster 20 Ruhmpunkte angesammelt hat oder wenn nur noch ein Monster auf den dampfenden Resten der Metropole steht.

„King of New York“ ist im Kern ein schnelles und glücksbetontes Würfelspiel mit Brettelementen. Richtig Spaß macht das wilde Gehaue bei mindestens vier Spielern (bis zu 6 Spieler werden unterstützt). Alle Testgruppen konnten sich sehr schnell auf die humorvolle Stimmung einlassen. Man mag fast von einem Partyspiel sprechen. Hierzu passt auch der sehr hohe Glücksfaktor. Die auf der Schachtel angegebene Spielzeit von 40 Minuten ist im Mittel realistisch, in der Praxis variiert die Spieldauer stark. Um „King of New York“ zu mögen, muss man auf alle Fälle eine Affinität zum Würfeln mitbringen und gleichzeitig auch Spaß daran haben, seinen Mitspielern hinterhältig und ohne Gnade eine ordentliche Trachtprügel einzuschenken.

Gegenüber dem Vorgängerspiel „King of Tokyo“ führt „King of New York“ zahlreiche sinnvolle und Spaß steigernde neue Elemente ins Spiel ein. Während es bei „King of Tokyo“ vor allem darum ging, die Monster aufeinander loszulassen und darüber hinaus kaum andere Spielaspekte möglich waren, gibt es nun einfach mehr zu tun und zu bedenken: Endlich macht der Spielplan auch wirklich Sinn, indem alle Monster auf dem Plan Platz haben. Das Randalieren in den Stadtteilen mit den verschiedenen Gebäude und Militäreinheiten macht einfach Spaß, und manchmal schießen die Militärs sogar zurück. Wer „King of Tokyo“ mochte, wird „King of New York“ lieben. Und wer sich überlegt eines von beiden zuzulegen, der sollte lieber zu “King of New York” greifen.

Fazit: „King of New York“ ist ein verrücktes und lustiges Spiel mit schön gestalteten Komponenten und hohem Glücksfaktor, das vor allem ab einer Rundengröße von vier Spielern seine Stärken ausspielen kann. Als schnelles und humorvolles Würfelspiel mit Brettelementen überzeugt es vor allem Gruppen, die zum einen Spaß am Würfeln haben und zum anderen Gefallen daran finden, den Mitspielern ohne Gnade eine ordentliche Abreibung zu verpassen. Gegenüber dem Vorgängerspiel bringt „King of New York“ zahlreiche sinnvolle Verbesserungen, sodass ohne Einschränkungen zu dieser Ausgabe geraten werden kann. Und nun viel Spaß beim Monster kloppen!


King of New York
Brettspiel für 2 bis 6 Spieler
Richard Garfield
Heidelberger Spieleverlag 2014
EAN: 4015566100251
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 34,95

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