Khitai

Vor Leuten wie Conan dem Barbaren haben die Bewohner des fernen Khitai eine Heidenangst. Aus diesem Grund haben sie eine große Mauer aus Magie und Stein zur Abwehr der Barbaren errichtet. Conan hat der Wall nicht davon abgehalten, dem Land doch einen Besuch abzustatten. Und der vorliegende Quellenband erlaubt es auch Nachwuchsbarbaren, auf den Spuren des Cimerianers zu wandern und das exotische Land im Osten zu erkunden.

von Andreas Loos

 

Wie von anderen „Conan“-Publikationen aus dem Hause Mongoose Publishing schon gewohnt, kann sich der erste optische Eindruck des vorliegenden Quellenbuchs sehen lassen. Text und Illustrationen sind schwarz-weiß. Letztere sind von mittelmäßiger bis guter Qualität und erinnern mich an die Illustrationen, die man im „Hordes“-Supplement zu den „Forgotten Realms“ für „AD&D“ Anfang der 1990er finden konnte. Die Bebilderung ist relativ mager ausgefallen, dafür wurde mehr Wert auf nützliche und vor allem sehr umfangreiche Informationen gelegt.

Khitai ist essenziell das China des „Conan“-Universums und da Howard in seinen Werken nicht allzu viel über das sagenhafte Land beizusteuern wusste, wurde das historische China zum Vorbild genommen. Auf 123 Seiten findet sich also allerhand Wissenswertes über das sagenhafte Khitai und seine Bewohner. Natürlich ist der Quellenband in erster Linie für den Spielleiter gedacht, aber es finden sich hier auch eine Menge Informationen, die für Spieler geeignet sind, und diese sind auch zusätzlich recht unterhaltsam geschrieben.

Der Aufbau ist dem des Quellenbuchs „Stygia – Serpent oft he South“ sehr ähnlich. Zunächst wird die Geschichte des Landes jenseits der großen Mauer kurz angerissen, von den bescheidenen Anfängen bis hin zu dem jetzigen Gottkaiser und der introspektiven Gesellschaft, die sich von der Außenwelt abschottet. Die einzelnen Regionen werden ebenfalls kurz beschrieben. Eine nicht maßstäbliche Karte sorgt für die entsprechende Visualisierung. Die große Mauer und die Hauptstadt Paikang werden hier neben anderen Städten und Provinzen ausführlich in den Fokus genommen. Letztere bekommt sogar neben einer groben Übersichtskarte eine eigene Tabelle für die zufällige Bestimmung von Geschäften und anderen Gebäuden der Stadt.

Nachdem das Land dem Leser nähergebracht wurde, lernt man im nächsten Kapitel die Leute und deren kulturelle Besonderheiten näher kennen. Neben dem Erscheinungsbild des typischen Einwohners über Kleidung, soziale Strukturen, die Rolle der Frauen, Benimmregeln, Handel, Sklaverei, Regierungsapparat, Religionen, Kalender etc. werden eine Menge Themen angeschnitten und kurz abgehandelt. Da kommen eine Menge Details zusammen, die dem exotischen Hintergrund Leben einhauchen. Außerdem werden die für Bewohner Khitais üblichen beziehungsweise verbotenen Charakterklassen aufgeführt und in den gesellschaftlichen Kontext des Hintergrundes eingebettet. So gibt es zwar Piraten und natürlich Adlige, Diebe und Soldaten in Khitai, aber ein geborener Khitai darf zum Beispiel niemals Barbar werden. Den Abschluss des Kapitels bildet eine Auflistung typischer Namen, sowohl männliche als auch weibliche, damit nicht jede zweite Person Wu, Ling, May oder Ping heißt.

In Khitai sind die Ahnen heilig, und auch hier ist den verehrten Vorfahren ein eigenes Kapitel gewidmet. Hier erfährt man nicht nur, wie man mittels Opfergaben die Geister der Vorfahren milde stimmen kann, sondern auch die Religion und die Rolle der Priester werden eingehend behandelt. Die wichtigsten Götter finden sich hier wieder aber auch Dämonen und Geister finden hier Erwähnung.

Das folgende Kapitel befasst sich mit der „Schwarzen Weisheit“, der Magie orientalischer Zauberer, und besteht in der Hauptsache natürlich aus Zaubersprüchen.

Das Kapitel „Khitai im Krieg“ liefert neben einer Aufzählung bedeutender militärischer Ereignisse, die sich zum Teil bereits im Geschichtsteil finden ließen, auch eine ausführliche Lektion über den Aufbau der Armeen des Landes und deren einzelnen Komponenten. Es ist genau geregelt, wer sich wie zu kleiden und zu rüsten hat, und eine sehr kleine Lernstunde in Taktik gibt es obendrein. Die einzelnen Charakterklassen des Militärs werden für Spieler und Spielleiter gleichermaßen aufbereitet.

Der „Khitai Gazeteer“ gibt im Anschluss die Spielwerte für typische NSC für den Spielleiter wieder. Vom einfachen Bandenmitglied bis hin zum Imperialen Verwalter ist alles Mögliche vertreten. Wem die menschlichen Gegner nicht ausreichen, der kann sich im „Bestiarium“ einige Gegner heraussuchen. Auch hier wird ein breites Spektrum abgedeckt.

Eine Auswahl von Abenteuern in Khitai schließt das Buch ab. Lediglich ein kleiner Index folgt noch.

Fazit: „Khitai“ ist ein gelungenes Quellenbuch, das sehr unterhaltsam geschrieben ist, und das Setting von Conan um einen fernöstlichen Schauplatz bereichert. Eine Vielzahl von Informationen ist in gut 120 Seiten gepresst worden. Der Autor hat sich viel Mühe gegeben, dem Hintergrund umfassend Leben einzuhauchen. Das Artwork wirkt auf mich etwas altbacken, aber das schmälert meinen Gesamteindruck nur unwesentlich. Und der ist gut. Spielleiter, die auf der Suche nach einem exotischen Hintergrund sind, können hier guten Gewissens zugreifen.


Khitai
Quellenbuch
Lawrence Whitaker
Mongoose Publishing 2008
ISBN: 978-1-906103-69-9
123 S., Softcover, englisch
Preis: $ 24,95

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