Hellboy – Der Teufel erwacht 1 & 2

Hellboy haut den Lukas (und andere Abscheulichkeiten)! Im zweiten Hörspiel von LAUSCH, das inhaltlich dem zweiten Comic-Sammelband „Der Teufel erwacht“ folgt, muss sich der 1993 von Comic-Autor Mike Mignola erschaffene „John McClane aus der Hölle“ mit Vampiren, Nazis, einem irren Magier und einer noch irreren Göttin herumschlagen. Doch dass ihn selbst cthuloide Schrecken nicht um einen dummen Spruch verlegen machen, beweist er einmal mehr auf zwei CDs, die kultigen Schauer in Reinkultur versprechen.

von Frank Stein

Hellboys zweiter Fall kommt ins Rollen, als der Besitzer eines Wachsfigurenkabinetts ermordet wird und eine mysteriöse Kiste verschwindet. Auf den Boden ist in Blut ein merkwürdiges Symbol gezeichnet. Nachforschungen der B.U.A.P., der „Behörde zur Untersuchung und Abwehr Paranormaler Erscheinungen“ ergeben, dass der Tote ein Altnazi war, der im Dritten Reich mit Himmlers Mysterikerfreunden auf gutem Fuß stand, darunter Ilsa Hauptstein, die für die Nazis den Vampir Vladimir Giurescu rekrutieren sollte. Dieser allerdings wurde dann mit seinen Frauen umgebracht und in hölzernen Kisten zu Hitler geschickt. Kisten, die möglicherweise nie ankamen. Kisten wie der, die aus New York gestohlen wurde.

Da die Behörde befürchtet, dass Giurescu wiedererweckt werden könnte, werden Hellboy, Liz Sherman, Abe Sapien und einige Agenten der B.U.A.P. nach Rumänen geschickt, um nach dem Stammsitz des alten Vampirs zu suchen. Denn dort soll es eine Kammer geben, die den Untoten wieder „ins Leben“ zurückrufen kann. Das gilt es mit aller Macht zu verhindern. Vor Ort überschlagen sich die Ereignisse. Hellboy sieht sich mit Untoten, Hexen und alten Bekannten konfrontiert, und dann ist da auch noch die Sache mit seiner Bestimmung... Ist der rothäutige Dämon mit den abgesägten Hörnern und der Steinfaust wirklich auf der Welt, um das Ende der Menschheit herbeizuführen?

Wie schon im Fall der ersten beiden Hörspiele, welche den ersten Comic-Band von Cross Cult vertonten, hält sich auch die Doppelfolge von „Der Teufel erwacht“ sehr nah an die Bildergeschichten-Vorlage. Wer sowohl Comic als auch Hörspiel sein Eigen nennt, kann regelrecht mitblättern, um zu den Tönen gleich die schwarz-weißen Bilder geliefert zu bekommen. Andererseits: Wer will sich schon um das Kopfkino bringen, das durch den Einsatz der Original-Synchronsprecher der „Hellboy“-Hollywood-Blockbuster – darunter Ron Perlmans (Hellboys) kernige deutsche Stimme Tilo Schmitz und Doug Jones’ (Abe Sapiens) sanft klingender Widerpart Joachim Tennstedt – praktisch wie von selbst entsteht.

Die anderen Sprecher wissen kaum weniger zu überzeugen. Insbesondere Michael Prelle als sinistrer Magier Rasputin zieht den Zuhörer in seinen Bann. Glücklicherweise muss er diesmal keine solch langen Monologe vortragen, wie noch in Hellboys erstem Abenteuer – denn durch seine getragene Sprechweise war das doch etwas ermüdend gewesen. Auch Katinka Springborn als eiskalte Ilsa Hauptstein verdient eine Erwähnung. Die akustisch manipulierten Stimmen der „überirdischen“ Entitäten gefallen durch ihren Einfallsreichtum, etwa das doppelte Echo des „Chaos“. Einzig die digital verzerrte Stimme des maskierten Wissenschaftlers von Krönen klingt in meinen Ohren etwas zu schrill und panisch. Man fühlt sich an die Daleks aus der BBC-Serie „Dr. Who“ erinnert (für die wenigen Leser hier, denen das was sagt).

Musik und Effekte sind einmal mehr krachend wo nötig, und von feiner Detailfreudigkeit, wo möglich. Hier bleibt die Hörspiel-Reihe ihrem Konzept treu. Doch trotz allem Geschick seiner Macher muss man als Hörer höllisch aufpassen, um nicht den Faden zu verlieren, denn Mignolas Comic-Vorlage springt mitunter binnen weniger Seiten von Schauplatz zu Schauplatz, und die ausufernde Riege an Helden, Schurken und zufällig irgendwie in die Geschehnisse Verstrickten macht es manchmal nicht ganz leicht, sich zu vergegenwärtigen, wo sich gerade wer befindet und warum. Da ich einige der späteren „Hellboy“-Comics kenne, blick ich mit Spannung der Zukunft der Hörspiel-Reihe entgegen, denn diese Eigenheit Mignolas, fast in einer Art Stream-of-Consciousness einen wilden Mythen-Sagen-Mix aufzutischen und weiß Gott nicht mehr alles zu erklären, was man da zu sehen bekommt, wird gegen Ende immer ausgeprägter.

Fazit: Auch das zweite Hör-Abenteuer um den roten Riesen ist ein echter Ohrenschmaus. Ein wilder Mythen-Mix, ein knochentrocken kommentierender Held und eine unheilschwangere Tonkulisse, die einfach irgendwie zu Mignolas Bildergeschichten passt, erwarten den geneigten Hörer, der im Ausgleich für die Mühen, die man sich bei LAUSCH gemacht hat, aber auch angehalten ist, genau hinzuhören. Ansonsten dürfte er nämlich schneller den Faden verlieren als Hellboy seine guten Manieren im Angesicht von Vampiren, Hexen und Nazi-Schergen.


Hellboy – Der Teufel erwacht
Hörspiel nach den Comics von Mike Mignola
Günter Merlau (Regie)
LAUSCH 2008
ISBN: 978-3-939600-49-7 / 978-3-939600-50-3
2 CDs, 67 / 66 min., deutsch
Preis: je EUR 9,99

bei amazon.de bestellen (Teil 1)
bei amazon.de bestellen (Teil 2)