Hellboy 9: Ruf der Finsternis

Hellboy ist zurück! Nach Abenteuern unter dem Meeresspiegel und in der afrikanischen Wildnis kehrt der Höllenjunge mit der Steinfaust nach Europa zurück, um für eine Weile zur Ruhe zu kommen. Dummerweise hat noch die eine oder andere mythologische Figur eine offene Rechnung mit dem paranormalen Ermittler aus der Hölle offen. Und so wird Hellboy einmal mehr in Ereignisse verstrickt, die seine ganze Schlagfertigkeit erfordern.

von Kurt Wagner

 

 

Im neunten Sammelband der Abenteuer des „Klempners unter den Superhelden“, von Cross Cult als edel aufgemachter Hardcoverband und in Vollfarbe präsentiert, entführen uns Autor Mike Mignola und Illustrator Duncan Fegredo auf knapp 200 Seiten in die Welt der russischen Folklore. Eine Versammlung aller Hexen der Welt lockt Hellboy in ein mythisches Zwischenreich, in dem die machthungrige und rachsüchtige Baba Jaga herrscht, die sich mit dem unsterblichen Kriegerfürsten Koschej verbündet hat, um Hellboy ein für alle Mal von der Erdoberfläche zu tilgen. Auf der Suche nach einem Weg nach Hause trifft der rothäutige Monsterjäger auf die seltsamen Bewohner von Baba Jagas Reich und muss sich in einem erbitterten Kampf dem ewigen Krieger Koschej stellen. Parallel zu den Geschehnissen an diesem verwunschenen Ort bereitet Mignola die Bühne für den nächsten großen Wendepunkt im Leben des populären Dämonen. Das Fabelreich ist im Aufruhr, denn der wildschweingesichtige Usurpator Gruagach will den Krieg zwischen Menschen und Fabelwesen. Dafür geht er auch über Leichen und ist bereit, ein uraltes Übel auf die Welt herabzubeschwören. Und dann ist da noch ein kleiner, dicker Kultist namens Igor Bromhead, der versucht, sich die Macht der Hexenkönigin Hekate einzuverleiben und zum Herrscher über alle Hexen aufzuschwingen – ein Unterfangen, das seine Kräfte bei Weitem übersteigt, wie er schockiert feststellen muss. „Ruf der Finsternis“ wendet sich nach der Kurzgeschichtensammlung „Die Trollhexe“ wieder der Haupthandlung um das Schicksal Hellboys zu, die in Band 1 „Saat der Zerstörung“ begann und wesentlich in Band 2 „Der Teufel erwacht“ fortgeführt wurde. Das hat zur Folge, dass viele Ereignisse und Figuren aus diesen frühen Abenteuern hier erneut eine Rolle spielen. Der Tod von Hekate und ihre Wiedererweckung, das Schicksal der Nazi-Fanatikerin Ilsa Hauptstein, der Anhängerin von Rasputin, Hellboys Zwist mit der Hexe Baba Jaga und seine Bestimmung als Weltenzerstörer – all das spielt auf die eine oder andere Art und Weise in die vorliegende Handlung mit hinein und macht den Band somit als Einzelwerk nur bedingt verständlich und genießbar. Wer allerdings in der ganz eigenen „Hellboy“-Mythologie leidlich bewandert ist, wird die alten Fäden, die Mignola hier aufnimmt und kunstvoll weiter verflicht, mit Begeisterung registrieren. Auch die subtile, aber doch fortdauernde Ankündigung eines drohenden Krieges zwischen Fabelreich und Menschheit, die über mehrere Bände nebenher aufgebaut wurde, verleiht dem mitunter sperrigen und in allerlei mythologische Richtungen auseinanderdriftenden Kosmos des Höllenjungen ein angenehmes Gefühl der Geschlossenheit und eines großen, dramaturgischen Plans seiner Schöpfer. Ein kleiner Cameo des B.U.A.P.-Teams gegen Ende des Comics lässt zudem die vage Hoffnung aufkeimen, dass es in naher Zukunft ein Wiedersehen Hellboys mit seinen Freunden in Form eines Cross-Overs der beiden mittlerweile sehr eigenständig verlaufenden Reihen geben könnte. Eine Skizzengalerie und zwei exklusive Interviews mit Mike Mignola und Duncan Fegredo, der als neuer Illustrator Mignolas Mythenmix in wuchtigen Bildern zum Leben erweckt, bilden das willkommene Bonusmaterial, das regelrecht zum vorbildlichen Markenzeichen der Printprodukte von Cross Cult geworden ist. Fazit: Hellboys Reise geht weiter – und nach dem netten, aber eher optionalen Kurzgeschichtenband „Die Trollhexe“ wird in „Ruf der Finsternis“ die Haupthandlung um den Steinfaustträger zwar langsam und mit einigen Umwegen, aber doch spürbar vorangetrieben. Für Fans ein Muss, denn es tauchen nicht nur viele alte Bekannte auf, es werden auch die Weichen für ein großes neues Kapitel im Leben des Dämonen gestellt. Neuleser sollten zum besseren Verständnis zunächst mindestens Band 1 und 2 der Comic-Reihe gelesen haben, vielleicht auch die Kurzgeschichte „Die Truhe des Bösen“ aus Band 5.


Hellboy 9: Ruf der Finsternis
Comic
Mike Mignola, Duncan Fegredo
Cross Cult 2008
ISBN: 978-3-936480-83-2
197 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 19,80

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