He-Man und die Masters of the Universe 2: Legenden von Eternia

Sie begannen ihren Siegeszug als von Eltern gefürchtetes Plastikspielzeug, Muskelmänner in bunten Kostümen, mit Spezialfähigkeiten und „Kampfnamen“ wie He-Man, Stratos, Skeletor oder Trap Jaw. In den Comics und der Zeichentrickserie wurden die Helden der fernen Welt Eternia, einem in den 80ern so beliebten Mischsetting aus SF und Fantasy, dann in den immer gleichen Kampf zwischen Gut und Böse verwickelt, auch nicht eben pädagogisch wertvoll. Dennoch haben diese Recken eine ganze Generation von Fantasy-Fans mit geprägt, und so wundert der aktuelle Versuch eines Comics-Reboots nicht. Während Band 1 noch ein abgeschlossenes Abenteuer erzählte, besteht Band 2 aus einer Kurzgeschichtensammlung.

von Kurt Wagner

Der Comic enthält die US-Geschichten „Masters of the Universe“ #2-#7 sowie die One-Shots „Origin of He-Man“, „Origin of Hordack“ und „Origin of Skeletor“. Geboten werden laut Klappentext die „aktualisierten Hintergrundstorys und modernisierten Herkunftsgeschichten“ (meines Erachtens genau das Gleiche) namhafter Recken dieses Universums. Doch auch zweifache Beteuerungen müssen nicht stimmen, wie man auf den Folgeseiten sehen wird.

Man-at-Arms ist die erste Kurzgeschichte gewidmet. Annehmbar gezeichnet und rund erzählt, handelt sie von einem kurzen Abenteuer, das der Waffenschmied von König Randor bei der Beschaffung eines der legendären Grayskull-Kristalle aus einem unheiligen Kloster erlebt. Die Story sagt absolut nichts über seine Herkunft aus, definiert aber den Mann an sich ganz gut.

Auch Battle Cats Geschichte ist schön in Szene gesetzt, irritiert aber ein wenig durch die eigenwillige Erzählweise aus der Sicht von He-Mans Kampftiger. Dadurch kommt es zu Sprüngen, die Leute nicht verstehen werden, die sich nicht im „Master of the Universe“-Franchise auskennen. So wird zwar Battle Cats Ursprung beleuchtet, doch die Rückverwandlung in den feigen und faulen Cringer, das „zivile“ Alter Ego, erfolgt ohne Übergang und Erklärung.

Die Story von King Randor ist einmal mehr keine Herkunftsgeschichte, sondern schlicht ein Abenteuer aus der Zeit, als der König noch jung war. Toll gezeichnet, mit einer angenehm tragischen Note und dem netten Cameo eines Ungeheuers, das Kenner sofort in Verbindung zu Hordaks Wilder Horde setzen können, ist diese Kurzgeschichte vielleicht das Highlight der Anthologie.

Auch die böse Zauberin Evil-Lyn erhält einen Beitrag. Der ist allerdings im irritierenden Crime-Noir-Stil gehalten und erzählt, sprich in Schwarz-Weiß gezeichnet (mit einzelnen expressiven Farbelementen) und von der Atmosphäre her kaum noch in der Science-Fantasy-Welt von Eternia verortbar. Positiv anzumerken ist die Verbindung zu Man-at-Arms’ Geschichte, denn erneut geht es um die Grayskull-Kristalle.

Schlecht UND aus dem Rahmen fällt der Beitrag zum unter Fans ohnehin nur wenig beliebten Orko. Die Geschichte um einen Zauber, der durch die Dusseligkeit des Comic-Relief-Charakters des „Master of the Universe“-Franchises völlig aus dem Ruder läuft, ist eindeutig auf „schreienden Irrsinn“ hin geschrieben. Je mehr die Welt nach dem missglückten Zauber aus den Fugen gerät, desto mehr tobt sich Zeichner Chris Gugliotti aus. Jedes Panel ein anderer Stil, bis hin zum Cartoon und zur 8-Bit-Grafik. Das mag lustig gemeint sein, wirkt aber vor allem total überdreht.

Nach drei reinen Abenteuerbeiträgen liegt mit Trap Jaws Geschichte wieder eine Origin Story vor. Illustrationen und Handlung bewegen sich einmal mehr auf typischem Comic-Heft-Niveau. Sehr hübsch ist die direkte Verknüpfung mit der Story von Evil-Lyn, die sozusagen in die Geschichte Trap Jaws eingebettet ist. Diese Art von Verknüpfung erzeugt in dem insgesamt sehr fragmentarischen Comic-Band zumindest einen Hauch von Zusammenhalt.

„Die Entstehungsgeschichte von He-Man“ heißt der nächste Beitrag und erzählt wird genau das. Visuell das Highlight des Comic-Bandes ist die Geschichte an sich eher simpel: Skeletor sucht im Schloss von König Randor nach dem Schwert der Macht und dabei gerät ihm Prinz Adam in die Quere. Ein Kampf um Leben und Tod entbrennt.

Gegen Ende fährt die Anthologie dann ihre schweren Kaliber auf. Die Ursprungsgeschichte von Skeletor ist düster, hervorragend gezeichnet und von der Tragik eines machthungrigen, aber stets missachteten Mannes durchzogen. Der einzige Makel ist, dass die Ausgangssituation unerklärt bleibt. Es wird von einem Verrat gesprochen, man ahnt einen Krieg oder den Einsatz von Massenvernichtungswaffen, aber ganz klar wird nicht, was Skeletor getan hat, um das Ende seines früheren Lebens einzuleiten.

Den Abschluss bildet die Ursprungsgeschichte von Hordak, dem Mentor Skeletors. Er wird als uraltes Übel vorgestellt, das schon vor einer Million Jahren gegen die Kosmischen Vollstrecker einen epischen Krieg auf der Horde World führte. Dieser gipfelt in einem furchtbaren Bruderkampf, offenbar ein gerne genutztes Motiv bei den „Masters of the Universe“. Die Geschichte darf wohl auch als Ausblick auf den kommenden Band gewertet werden, in dem Hordak eine größere Rolle spielen soll.

Fazit: Neun sehr unterschiedliche Kurzgeschichten bietet der vorliegende Sammelband. Für Kenner der Materie ist das sicher nicht unspannend, auch wenn die Einzelabenteuer sowohl optisch als auch von der Erzählung her von unterschiedlicher Qualität sind. Neulinge dürften mit der Anthologie überfordert sein, denn es wird nur sehr wenig wirklich erklärt. Die meisten Informationen muss man sich aus Momenten und Fragmenten zusammensetzen. Ein kleines „Lexikon“ am Schluss, das die einzelnen Figuren noch etwas ins Franchise einordnet, wäre hier hilfreich gewesen. Eher ein Band für echte Fans als für jene Leser, die ins Universum von He-Man und Co hineinschnuppern wollen.


He-Man und die Masters of the Universe 2: Legenden von Eternia
Comic
Keith Giffen, Kyle Higgins, Brian Keene u.a.
Panini Comics 2014
ISBN: 978-3-95798-163-9
144 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,99

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