Girls’ Last Tour 1 (II)

Chito und Yuuri scheinen die letzten Überlebenden einer verheerenden Katastrophe zu sein. Gemeinsam durchstreifen sie nun mit einem Kettenkrad die Ruinen der einstigen Zivilisation auf der Suche nach Nahrung und Treibstoff.

von Alice

Was genau zur Apokalypse geführt hat, wissen die beiden nicht, und zunächst ist dies auch zweitrangig, denn die Bewältigung des Alltags erfordert genug Aufmerksamkeit. Es ist kalt und die Lebensmittel sind knapp. Mit ihrem Kettenkrad kommen sie gut durch den Schnee, doch haben sie noch keine Ahnung, wo ihre Reise eigentlich hingehen soll. Neugierig und fasziniert untersuchen sie die Überbleibsel der Zivilisation und versuchen das beste daraus zu machen. So lange sie zusammen sind, lässt sich alles leichter ertragen.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, Chito und Yuuri gehe es gut, denn sie haben Fahrzeuge und Waffen im Überfluss. Doch mangelt es ihnen an grundlegenden Dingen wie Nahrung und Wärme, was zu einem seltsamen Kontrast führt. So begleitet man die beiden durch einen schweren Alltag, den sie überraschend leicht nehmen, und erfährt häppchenweise immer mehr über die Welt. Dadurch erhält man einen gemächlichen Einstieg in diese Reihe und zugleich ist die Neugierde, wie es weitergeht, durchgehend geweckt. Es bleiben jedoch auch Fragen offen, auf die man gern möglichst früh eine Antwort hätte, da die Handlung sonst nur bedingt logisch erscheint.

Zunächst wundert man sich, warum die Apokalypse an ihnen vorbeigegangen zu scheint. Sie wissen nicht, was geschehen ist, und viele Überbleibsel der Zivilisation sehen sie zum ersten Mal. Wo haben sie ihr bisheriges Leben verbracht? Es könnte daran liegen, dass die beiden noch Kinder sind. Ein genaues Alter ist unbekannt, doch wirken sie sowohl optisch als auch von ihrem Charakter sehr jung. Interessant dabei ist, wie furchtlos und teilweise sogar mit Humor sie sich ihrem schwierigen Überlebenskampf stellen. Man erkennt, wie viel Kraft eine tiefe Freundschaft verleihen kann und wie sie dazu führen kann, alles positiver zu sehen.

Eines Tages begegnen sie auf ihrer Reise einem weiteren Menschen und sind somit doch nicht die letzten Überlebenden. Dies wirft die spannende Frage auf, ob es noch mehr Überlebende gibt. Etwas merkwürdig erscheint, dass es die drei nicht sonderlich interessiert. Zumindest trennen sich ihre Wege wieder, obwohl sie sich eigentlich gut verstanden haben. So als hätte man nur eine flüchtige Bekanntschaft mit irgendeinem Fremden gemacht, anstatt mit womöglich einem der letzten Menschen dieser Welt. So setzen Chito und Yuuri ihre Reise mit dem Kettenkrad wieder zu zweit fort.

Dieses außergewöhnliche Fortbewegungsmittel verleiht der Geschichte Charme und bleibt gut in Erinnerung. Es verdeutlicht zudem den Kontrast, wie den beiden einerseits kostbare und nützliche Mittel im Überfluss zur Verfügung stehen und es ihnen gleichzeitig an so etwas Grundlegendem wie Lebensmittel mangelt. Ein Kettenkrad ist ein motorradähnliches Fahrzeug mit Ketten und wurde im Zweiten Weltkrieg von deutschen Streitkräften eingesetzt. Der Vorteil besteht darin, dass es sich ähnlich wie ein Motorrad leicht manövrieren lässt, aber zugleich tiefen Schlamm durchqueren kann – somit ein hervorragender Begleiter durch den Alltag der beiden.

Am Cover kann man bereits sehr gut erkennen, welcher Zeichenstil einen erwartet. Die Hintergründe wurden detailreich ausgearbeitet, wirken durch ihre inakkurate Linienführung aber eher skizzenhaft, was eine interessante Wirkung erzielt. Die beiden Hauptcharaktere sehen aus wie Puppen, was ihnen etwas Komisches verleiht, das jedoch nicht so recht in die Handlung passt. Vor allem Chito wirkt mit ihren großen, komplett schwarzen Augen gruselig, was inhaltlich keinen tieferen Sinn hat. Sie sieht einfach nur merkwürdig aus. Es gibt mehrere Szenen, die verzerrt dargestellt werden. Falsche Größenverhältnisse und seltsame Perspektiven wirken ebenfalls merkwürdig.

Das Format des Mangas beträgt 14 x 21 cm – das in etwa DIN A5 entspricht. Hiermit wählt Cross Cult ein verhältnismäßig großes Format.

Fazit: „Girls’ Last Tour 1“ bietet einen gemächlichen Einstieg in die Welt und zugleich ist die Neugierde durchgehend geweckt, was es noch zu entdecken gibt. Doch bleiben Fragen offen, auf die man gerne früher eine Antwort hätte, da die Handlung bisher nur bedingt logisch erscheint. Etwas schade ist außerdem, dass der Zeichenstil nicht zur Geschichte passt.

Girls’ Last Tour 1
Manga
Tsukumizu
Manga Cult 2024
ISBN: 978-3-75730-324-2
160 S., Softcover, deutsch
Preis: 10,00 EUR

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