von Christian Beier
Als Architekt dieser Wiederbelebung wurde Garth Ennis ausgewählt, welcher etwa mit Serien wie „Hellblazer“, „Hitman“ und natürlich „Preacher“ sein Talent für zynische Anti-Helden bewiesen hat und auch mit klassischem Marvel-Ikonen (namentlich „Thor“ und der „Punisher“) keine Schwierigkeiten hat.
Die Story von Ennis entführt den Leser in die düstere, gewalttätige Welt von Engeln, Dämonen und Rachegeistern… eine Welt, in der diese drei sich zumindest in den Methoden, mit denen sie ihre Ziele erreichen, nicht sonderlich unterscheiden.
Der Ghost Rider ist zu Beginn dieses Bandes in der Hölle gefangen, auf ewig dazu verdammt, vor Dämonen zu fliehen, denen er nicht entkommen kann. Doch der Engel Malachi befreit ihn und gibt ihm den Auftrag, den Dämonen Kazann zu suchen und in die Hölle zurückzuschicken – ein Unterfangen, bei dem auch andere Agenten des Himmels und der Hölle ein Wörtchen mitzureden haben. Und wie nicht anders zu erwarten, spielt Malachi ein doppeltes Spiel.
Der Zeichner Clayton Crain ist in der Comicszene noch ein relativ unbeschriebenes Blatt, was sich aber bald ändern könnte, da er gerade in der „Ghost Rider“-Serie viel Talent beweist. Hier eifert er offensichtlich den Coverillustrationen von Glenn Fabry für „Preacher“ nach (welche sich ja, wie Kenner wissen, stark von den Illustrationen der Panels selbiger Hefte unterscheiden). Der Leser bekommt also ein geschicktes Spiel mit Pastellfarben, mit weichen und harten Übergängen, geboten.
Die Zeichnungen stechen da besonders hervor, wo sie das Ungewöhnliche darstellen, ob nun die Perversionen der Dämonen, den Glanz der Engel oder die Effekte von Johnny Blazes’ Motorrad. Glücklicherweise gibt die Geschichte Craig reichlich Gelegenheit, eben solche visuelle Extravaganzen zu zeichnen.
Leider sind nicht alle Zeichnungen gelungen (einige der Panels mit Kazann sind erheblich zu dunkel geraten), aber der Großteil liefert solide Kost für das optische Geschmacksempfinden.
Fazit: Um ehrlich zu sein hatte ich von Ennis mehr erwartet. Die Handlung der Serie ist geradlinig und vorhersehbar. Fans von „Preacher“ und des Films „Dogma“ können ohne Bedenken zugreifen und finden sofort zahlreiche Schmankerl, aber davon abgesehen hat die Serie keine inhaltlichen Höhepunkte zu bieten. Macht aber nichts: Die genialen Zeichnungen eines unverbrauchten Newcomer-Künstlers machen den Band dafür zu einem wahren Augenschmaus. Anschnallen und genießen lautet also die Devise: druckfertiges Popcornkino auf 148 prall gefüllten Seiten.
100% Marvel 26: Ghost Rider
Comic
Garth Ennis, Clayton Crain
Panini Comics 2007
ISBN: 4-196121-416953
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95
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