Galaxy Trucker

Piraten, Sklavenhändler und Schmuggler machen einem Raumschiffkapitän das Leben schwer. Außerdem kann die fliegende Schrottmühle jederzeit von einem Meteoriten oder gut gezielten Schuss in ihre Einzelteile zerlegt werden. Was man nicht für eine Handvoll Credits auf sich nimmt!

von Peter Berneiser

In „Galaxy Trucker“ müssen die Spieler zuerst ein eigenes Raumschiff bauen und anschließend den Weltraum auf der Suche nach Waren erkunden. Je nach Zustand und Bewaffnung des Schiffes können ihnen Meteoriten, Piraten, Schmuggler oder Sklavenhändler zum Verhängnis werden. Wer am Ende noch über ein funktionierendes Raumschiff verfügt und die meisten Credits besitzt, gewinnt das Spiel. Der Hersteller Czech Games Edition hat es sich zur Aufgabe gemacht, vielversprechende Spiele tschechischer Spieleautoren zu veröffentlichen. Auf der Spiel 2007 in Essen stellte der Verlag die Erstlingswerke „Sechsstädtebund“ und „Galaxy Trucker“ vor. Letzteres wurde in die Empfehlungsliste für das Spiel des Jahres 2008 aufgenommen. In Zusammenarbeit mit Czech Games Edition hat der Heidelberger Spieleverlag beide Spiele auf Deutsch veröffentlicht.

Spielvorbereitung

Jeder Spieler nimmt sich einen Raumschiffplan zur Hand. Des Weiteren werden die Raumschiffteile verdeckt gemischt in die Mitte gelegt. Der Flugplan, die Raketenfiguren, die Credits und alle Spielfiguren und -marker werden bereit gelegt. Je nachdem, welche Etappe gespielt wird, legt man die Regelkarte auf den Raumschiffplan und verdeckt die Regeln für die 1. Etappe mit denen der 2. oder 3.

Spielablauf

Das Spiel ist in 3 Etappen unterteilt. In jeder Etappe bauen die Spieler zuerst ein Raumschiff und fliegen dann auf der Suche nach Waren durch die Galaxis. Der Raumschiffbau verläuft immer gleich, allerdings sind die Raumschiffe je nach Etappe unterschiedlich groß. Auf jedem Raumschiffplan liegt bereits ein Grundteil, an das weitere Raumschiffteile angebaut werden können. Die Spieler nehmen sich ein verdecktes (oder aufgedecktes) Raumschiffteil aus der Mitte, drehen es über ihrem Plan um, bauen es an ein bereits liegendes Teil an oder legen es aufgedeckt zurück in die Mitte. Alle Teile müssen mit dem richtigen Anschluss (es gibt drei Anschlussarten) miteinander verbunden sein. Außerdem gibt es bestimmte Bauvorschriften (Motoren müssen beispielsweise immer nach hinten zeigen) und es muss darauf geachtet werden, dass möglichst wenige offene Schiffsteile (nach außen gerichtete Anschlüsse) vorhanden sind.

Die Spieler müssen ihr Raumschiff mit unterschiedlichen Bauteilen ausrüsten. Pilotenkabinen ermöglichen es, weitere Besatzungsmitglieder mitzuführen. Wer ein Lebenserhaltungssystem für Aliens an eine Pilotenkabine anschließt, kann anstelle zweier Menschenfiguren ein Alien in der Kabine unterbringen (Aliens verbessern je nach Art die Waffen oder Motoren). Motoren erhöhen die Geschwindigkeit des Schiffes und Kanonen können Piraten, Schmuggler und Sklavenhändler abwehren oder Meteoriten abschießen. Batterien versorgen Schildgeneratoren, die das Schiff vor bestimmten Gefahren schützen können, sowie stärkere Motoren und Kanonen mit Energie. Die Ladeflächen ermöglichen die Unterbringung von Warensteinen. Gefährliche Waren, die am meisten Punkte zählen, können nur in speziellen Ladeflächen transportiert werden. Verbindungsteile haben keine besondere Funktion, verfügen aber über viele Anschlüsse und helfen beim Bau eines möglichst geschlossenen Raumschiffes.

Wer jetzt denkt, dass es nicht so schwer sein kann, ein funktionstüchtiges Raumschiff zu bauen, hat die Rechnung ohne die Sanduhr gemacht, denn der Raumschiffbau ist ein Spiel auf Zeit! Nach dem Bau werden die Raumschiffe auf Fehler kontrolliert. Bauteile, die nicht regelkonform angelegt wurden, müssen entfernt werden. Wer nicht aufgepasst hat, verlässt bereits den Raumhafen im wahrsten Sinne des Wortes mit einer Schrottmühle.

Nach dem Raumschiffbau beginnt der zweite Teil einer Etappe. Der Spieler, der beim Rauschiffbau am schnellsten war, stellt seine Raketenfigur auf das Startfeld des Flugplans. Der zweitschnellste Spieler stellt seine Raketenfigur zwei Felder hinter den ersten Spieler, der drittschnellste zwei Felder hinter den zweiten usw. Der Flug durch die Galaxis wird mit Flugkarten dargestellt, die verdeckt vom führenden Spieler gezogen werden, der je nach Karte zuerst handeln kann oder muss.

Wird die Karte „Freier Weltraum“ gezogen, bewegen sich die Spieler der Stärke ihrer Motoren gemäß auf dem Flugplan vorwärts. Wer über einen stärkeren Motor verfügt, kann seine Motorenstärke mit einem Energiestein zusätzlich erhöhen. Bei allen anderen Ereignissen verlieren die Spieler jedoch Flugtage. Planetenkarten zeigen zwei bis vier Planeten mit Waren, die auf das Schiff geladen werden können. Unter Umständen gehen ein oder zwei Spieler leer aus. Wer ein verlassenes Schiff findet, kann dafür Credits erhalten. Der Spieler muss allerdings eine bestimmte Zahl Besatzungsmitglieder abgeben. Auf einer verlassenen Station kann man Waren finden. Allerdings muss die eigene Besatzung groß genug sein, um die Station erkunden zu können. Andernfalls haben die anderen Spieler die Möglichkeit, die Station zu durchsuchen.

Meteoriten stellen eine große Gefahr dar. Für jeden Meteoriten wird gewürfelt, in welcher Spalte oder Reihe er die Raumschiffe trifft. Schutzschilde schützen vor kleinen Meteoriten, bevor diese auf ein offenes Schiffsteil treffen. Von einem richtig gebauten Schiffsteil prallen sie einfach ab. Große Meteoriten können nur abgeschossen werden, ansonsten vernichten sie das Schiffsteil. Wenn ein großer Meteorit eine volle Ladefläche erwischt, ist das natürlich besonders ärgerlich. Feinde, zu denen Schmuggler, Piraten und Sklavenhändler zählen, greifen immer erst den vordersten Spieler an. Kann er die Gefahr abwehren (die Stärke seiner Waffen muss größer sein als die Stärke der Feinde), erhält er eine Belohnung. Andernfalls verliert er Waren oder Besatzungsmitglieder oder wird Ziel einiger Schüsse. Die Feinde greifen dann den nachfolgenden Spieler an. Kleine Schüsse können von Schutzschilden abgewehrt werden, große Schüsse zerstören sofort ein Schiffsteil, wenn das Schiff getroffen wird. Die Flugkarte „Kampfzone“ erfordert einen Vergleich der Mannschafts-, Motoren- und Waffenstärke aller Spieler. Ansonsten können noch besondere Vorkommnisse das Leben der Weltraumabenteurer erschweren.

Spielziel

Die Reise endet, wenn alle Flugkarten aufgedeckt wurden. Anschließend tauscht man die Waren gegen Credits und bezahlt die Kosten für verlorene Raumschiffteile. Für die Reihenfolge der Raketenfiguren erhalten die Spieler einen Bonus. Das Schiff mit den wenigsten offenen Schiffsteilen wird ebenfalls prämiert. Ein Flug muss vorzeitig abgebrochen werden, wenn man vom vordersten Raumschiff überholt wurde, über keine menschliche Besatzung oder keine Motoren mehr verfügt. Boni verfallen dann und Waren können nur für die Hälfte verkauft werden. Anschließend bereiten sich alle auf die nächste Etappe vor. Wer am Ende der letzten Etappe die meisten Credits besitzt, hat das Spiel gewonnen!

Fazit: Angefangen beim nervenaufreibenden Raumschiffbau bis hin zur Weltraumreise macht das Spiel galaktisch viel Spaß. Das Regelwerk ist verständlich und unterhaltsam geschrieben. Die angegebene Spieldauer von einer Stunde ist, sofern man mit den Regeln gut vertraut ist, realistisch, was bei vielen Spielen nicht der Fall ist. Im Herbst 2008 soll eine große Erweiterung erscheinen. Czech Games Edition hat weitere Herausforderungen, mehr Interaktion zwischen den Spielern und Materialien für einen 5. Spieler angekündigt. „Galaxy Trucker“ ist ein kurzweiliges, rundum gelungenes Spiel und verbreitet selbst im luftleeren Raum viel Atmosphäre.


Galaxy Trucker
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler
Vlaada Chvatil
Czech Games Edition/Heidelberger Spieleverlag 2007
ISBN: n. a.
1 Flugplan, 8 Raumschiffpläne, 65 Creditplättchen, 2 Würfel, 60 Flugkarten, 1 Regelkarte, 1 Sanduhr, 56 Warenwürfel, 40 Menschenfiguren, 8 Raketenfiguren, 8 Alienfiguren, 36 Energiesteine, 144 Raumschiffteile, 4 Spielmarker, Regelwerk, deutsch
Preis: EUR 39,99

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