Gabriel Burns 17: Was ist das Leben?

Stuart Blumberg ist tot – doch längst nicht das erste Opfer in Bakermans Kampf um die Wahrheit. Auch Joyce Kramers Familiengeschichte ist tief mit der Sage um die fahlen Orte, das Ila al Khalf und Steven Burns verbunden, wie Folge 17 der Hörspielserie zeigt.

von Christian Humberg

 

„Es ist der Trip und nicht die Ankunft“, steht im Booklet dieser Produktion geschrieben, und je länger man den Abenteuern des unfreiwilligen Okkultisten Steven Burns lauscht, desto programmatischer erscheint dieser Slogan. Ans Aufhören, oder zumindest ans Auflösen von offenen Handlungssträngen, scheinen die Autoren des Burnsiversums noch längst nicht zu denken. Der Weg ist das Ziel.

Und dieser Weg führt im vorliegenden Zweiteiler, bestehend aus Folge 17 („Was ist das Leben?“) und 18 („Neun Morde“) durch die Biographie der von Bianca Krahl gesprochenen Joyce Kramer. Wie Bakerman berichtet, haben schon Joyces Eltern für ihn gearbeitet. Vor 30 Jahren untersuchten die Kramers in Alaska ein Phänomen, das an die Ereignisse von Eden Creek und Fairlane erinnert und daher vielleicht von aktuellem Interesse sein könnte. Zudem scheinen die Kramers, die seit damals in einer Art zeitlosem Koma liegen, aktuell um Hilfe zu rufen. Steven und Joyce reisen umgehend nach Alaska, treffen dort zudem auf Joyces indianische Schwester Aileen und deren Freund, und geraten in die Wirren eines Vulkanausbruchs.

Etwa zur gleichen Zeit kehrt Larry Newman nach Vancouver zurück. Nach wie vor von seiner Begegnung mit Armintore Fink gezeichnet, ist Newman voller Selbstzweifel und noch immer nicht in der Lage, seine Beziehung zu Bakerman neu zu definieren. Will er – nach allem, was war und was Fink ihm so glaubhaft erzählt hat – noch immer auf Bakermans Seite kämpfen? Fink hat Zweifel gesät, und diese Saat geht auf.

Doch Bakerman ist nicht dumm. Er lässt Newman gleich nach dessen Rückkehr hopps nehmen und untersucht den wankelmütigen Mitarbeiter gründlich. Erst danach scheint zwischen den beiden Männern ein gewisses Maß an Loyalität wieder hergestellt zu sein – keine Minute zu früh, denn Bakerman braucht Larrys Hilfe: Die Wascos geben dem mysteriösen Schotten neue Rätsel auf, lässt sich durch sie doch ein Sekret erstellen, dessen Wirkung an das Ila al Khalf erinnert.

Verwirrung deluxe

Am Anfang dieses Hörspiels erhält Bakermans Büro den Leichnam Stuart Blumbergs per Paket zugestellt. Die nächste Szene schildert dessen stimmungsvoll deprimierende Beerdigung, doch fragte sich zumindest dieser Rezensent die ganze Zeit, wie denn bittesehr Blumbergs Leiche nach Vancouver gelangt sein solle – die Eröffnunssequenz ist nämlich so subtil gemacht, dass man den Inhalt des Pakets schon erwarten muss, um ihn zu erfahren. Thematisiert wird er nicht.

Und das ist in gewissem Sinne auch die Crux dieser qualitativ nach wie vor überragenden Hörspielserie: Man kommt schnell raus. „Gabriel Burns“ genießt man am besten, wenn man sich alle Episoden in möglichst schneller Reihenfolge anhört. Große Rekapitulationen und Erklärungen von vorherigen Geschehnissen bleiben aus, ihre Kenntnis wird vorausgesetzt.

Nun ist dies grundsätzlich nicht schlecht. Wer keiner die Episoden übergreifenden Handlung folgen möchte, kann ja weiter „TKKG“ hören. Wer aber noch ein Leben jenseits der Erlebnisse von Burns & Co. führt, wird sich allmählich die Hilfe eines Kompendiums als Begleitlektüre wünschen. Oder eben endlich mal definitive Antworten auf offene Fragen.

Fazit: In gewissem Sinne liefert „Was ist das Leben?“, was der Hörer erwartet: Die Verbindung zwischen den Wasco-Rätseln, dem Ila al Khalf und der Truedaut-Kommission bietet genügend Material, um dem liebsten Hobby der Burnsianer, dem Ersinnen von Zusammenhängen, wieder frischen Schub zu geben. Akustisch ist „Gabriel Burns“ auch in der 17. Episode ein Fest und steht den Vorläufern in nichts nach.

 

Gabriel Burns 17: Was ist das Leben?
Volker Sassenberg
Universal 2006
ISBN: 3-8291-1694-2
1 CD, 65 min., deutsch
Preis: EUR 6,99

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