von Simon Ofenloch
Die TV-Serie „Fringe – Grenzfälle des FBI“ hat sich mit der Thematik um Paralleluniversen ihren ganz eigenen inhaltlichen Bedeutungsrahmen erschaffen. Was bei „Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI“ außerirdisches Leben ist, ist bei „Fringe“ das Leben in unterschiedlichen Existenzen. Unglaubliche, gar übersinnliche Phänomene standen vor allem zu Beginn, in der ersten und zweiten Staffel, im Mittelpunkt.
So allerdings auch im zweiten Comic-Sammelband. In dessen Geschichten man einige Bekannte trifft, wie Walter und Peter Bishop, Agentin Oivia Dunham, Agent Broyles, Nina Sharp oder gar die Kuh Gene. Ansonsten viele normale Leute, die sich dann als doch nicht so ganz „normal“ entpuppen.
Da ist zum Beispiel das junge Mädchen, das sich auf einer Party dazu überreden lässt, eine seltsame Pille zu schlucken. Und dann einen Drogentrip als Killerin erlebt – irgendwo zwischen Traum und Realität. Oder der junge Nachtwächter, der einen vermeintlich ruhigen Job in der städtischen Bibliothek annimmt, wo er auf ein beängstigendes Geheimnis zwischen Buchdeckeln stößt. Was ihn zu verhängnisvollen Entscheidungen treibt.
Dies sind nur zwei der Geschichten dieses Sammelbandes, kurze, unheimliche Episoden, in denen das Außergewöhnliche oder Widernatürliche eine entscheidende Rolle spielt. Viele der Kurzgeschichten haben ein offenes Ende, einen glücklichen Ausgang nimmt keine von ihnen.
Wesentliches, Grundlegendes zur Serie trägt eigentlich keine der Comic-Episoden bei. Sie erweitern zwar Figuren und Handlungsrahmen, die man aus den TV-Folgen kennt, doch wichtige, entscheidende Neuigkeiten erfährt man nicht. Eher Banales, Überflüssiges.
Viele der Einzelgeschichten sind auch einfach zu kurz, um wirklich interessant zu sein. Ein Handlungsbogen über mehrere Episoden, eine zusammenhängende, etwas längere Geschichte wie im ersten Sammelband wäre deutlich attraktiver gewesen. Dafür wird an Grausamkeiten nicht gespart. Der Grundton aller Beiträge ist düster, pessimistisch, sympathische Handlungsträger sind Mangelware.
Jede Geschichte wurde von einem anderen Team erstellt, wobei J.J. Abrams, Alex Kurtzman und Roberto Orci, die maßgeblichen Köpfe hinter „Fringe“, deren Namen auch auf dem Cover prangen, nicht beteiligt waren. Die Zeichenstile sind abwechslungsreich, besonders anspruchsvoll sind sie alle nicht – wenn sich mitunter auch Bemühungen in dieser Richtung erkennen lassen.
Am Ende des Sammelbandes finden sich noch einige Konzept- und Vorzeichnungen. Irritierend sind die dabei abgebildeten „Variant-Cover“, die keine sind – weil sie Motive zu diversen Superhelden-Reihen zeigen. Offensichtlich ein Fehldruck. Zuletzt gibt es noch einen kurzen Artikel über die „Beobachter“, ein Mystery-Konzept der TV-Serie, dessen Rätsel mit diesem Text nicht gelöst werden.
Fazit: Inhaltlich setzt diese Kurzgeschichtensammlung mit vielfältigem Artwork einiges an Fan-Vorwissen voraus. Für Fans mag dieser zweite Sammelband eine unter Umständen reizvolle Erweiterung darstellen. Allerdings eine im Endeffekt reichlich inhaltsleere. Uneingeweihte mit einem Faible für Mystery und Science-Fiction wird alles eher an die schwächsten Kurz-Arbeiten von Stephen King erinnern.
Fringe 2: Geschichten aus der Grenzwelt
Comic
J. J. Abrams, Alex Kurtzman, Roberto Orci, Tom Mandrake u.a.
Panini Comics 2011
ISBN: 978-3-86201-226-8
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95
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