Ex Machina 6: Blackout

Am 14. August 2003 kam es im Nordosten der USA zum bis dato zweitgrößten Stromausfall in der Geschichte der Menschheit. Etwa 10 Millionen Menschen im kanadischen Ontario und 45 Millionen US-Bürger in 8 Staaten waren von 4 Uhr nachmittags bis zum Teil 8 Uhr am Morgen des folgenden Tages ohne Strom. Als Grund wird allgemein ein Kaskadenversagen von Stromleitungen und Kraftwerken, ausgelöst durch unzureichende Wartung der Technik und Pflege der Leitungsstrecken, angeführt. Der „Ex Machina“-Comic „Blackout“ erzählt eine etwas andere Geschichte.

von Bernd Perplies

 

Der sechste Comic-Band rund um den Ex-Superhelden „The Great Machine“ und jetzigen Bürgermeister von New York Mitchell Hundred greift nach dem Angriff auf die Twin Towers am 11. September 2001 erneut ein historisches Ereignis auf und verleiht ihm einen kleinen Twist. Wobei „klein“ hier eigentlich eine Untertreibung ist. Ich denke vielmehr, dass dieser sechste Band der erfolgreichen Comic-Reihe von Autor Brian K. Vaughan und Illustrator Tony Harris den vielleicht bislang wichtigsten Moment der zwar zeitlich oft springenden, im Grunde aber fortlaufenden Handlung enthält.

Denn der große Stromausfall, der im heißen Sommer von 2003 einen halben Tag und eine Nacht die Nordostküste von Amerika lahm legte, ist mitnichten bloß die Folge einer unglücklichen Verkettung von nachlässiger Systemwartung, sich in der Hitze ausdehnenden Leitungen und nicht ordentlich gestutzten Bäumen. Stattdessen scheint ein mysteriöser alter Mann dafür verantwortlich zu sein, der, in einen fremdartigen Taucheranzug gekleidet, in just diesem Augenblick aus dem Hudson River steigt und voller Entsetzen auf den einen fehlenden Turm des World Trade Centers schaut.

Viel mehr darf man eigentlich gar nicht verraten, nur vielleicht so viel: Der Bursche ist auf der Suche nach Mitchell Hundred, und was er ihm erzählen wird, stellt wirklich alles bisher Gelesene auf den Kopf. Netterweise gelingt es Vaughan, den Auftritt des Alten in eine Aura ständiger Unklarheit zu hüllen, sodass man am Ende des Comics nicht genau zu sagen vermag, was jetzt Tatsache und was Täuschung war. Hat der Fremde Schuld am Blackout von New York oder nicht? Redet er mit wirklichen Menschen oder einfach nur mit sich selbst? Und ist seine Geschichte das Geplapper eines Verrückten oder enthält es eine unglaubliche Wahrheit?

Visuell muss man zu der Reihe nach sechs Bänden eigentlich nicht mehr viel sagen: Tony Harris bleibt seiner Linie treu, auf Referenzfotos basierende Zeichnungen mit blassen, aber doch expressiv eingesetzten Farben zu kombinieren. Das sieht einfach gut aus und passt zur Serie. Das letzte Bild des Comics ist übrigens der Hammer!

Fazit: Mit „Blackout“ liegt die vielleicht wichtigste Episode im gezeichneten Leben von Mitchell „The Great Machine“ Hundred vor. In vier Kapiteln wird eine abgeschlossene Handlung erzählt, die das Potenzial hat, den Wendepunkt in der ganzen Comic-Reihe darzustellen. Ich bin gespannt, wie es von hier aus weitergeht.


Ex Machina 6: Blackout
Comic
Brian K. Vaughan, Tony Harris
Panini Comics 2009
ISBN: 978-3-86607-794-2
100 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

bei amazon.de bestellen