Ex Machina 2: Zeichen

Er lebte als Bauingenieur in New York, bis er ein seltsames Wrackteil möglicherweise außerirdischer Herkunft aus dem Hudson River barg. Von diesem Zeitpunkt an änderte sich das Leben von Mitchell Hundred. Er konnte plötzlich mit Maschinen sprechen und seltsame Gadgets bauen. Er wurde zu „The Machine“, dem einzigen Superhelden der Welt. Doch irgendwann der zweischneidigen Bürde des Heldentums überdrüssig, kandidierte er für das Bürgermeisteramt, um wirklich etwas bewegen zu können. Seitdem ist sein Leben gleich doppelt kompliziert geworden.

von Bernd Perplies

 

 

Der zweite Sonderband zu „Ex Machina“ versammelt die für den GLAAD Award nominierten Episoden #6 bis #10 der gefeierten Comic-Serie von Autor Brian K. Vaughan und Zeichner Tony Harris. Nach einem kurzen und (im Falle dieses an Zeitsprüngen wahrlich nicht armen Comics) sehr hilfreichen „Was bisher geschah“, wird Hundreds Leben als Bürgermeister von New York weitererzählt und gleichzeitig eine in sich abgeschlossene Bedrohungssituation geboten, die aus der Vergangenheit in das Leben von „The Machine“ dringt.

Politisch fordert Hundred den Zorn der Konservativen heraus, indem er sich in den Kopf setzt, als Erster einem schwulen Paar die Ehe zu ermöglichen – dass einer der beiden Partner der Bruder seines Beraters Mr. Wylie ist und obendrein ein Feuerwehr-Held des 11. Septembers sorgt dabei für zusätzlichen Wirbel. Um dem Gerücht, er selbst sei schwul, entgegenzuwirken – seinen Beratern zufolge ein absoluter Killer für die nächste Wahl zum Bürgermeister – lässt er sich obendrein auf ein Date mit der Reporterin Ms. Chavero ein, das erwartungsgemäß nicht ganz so läuft wie erwartet.

Zur gleichen Zeit sucht ein unsichtbarer Schrecken die U-Bahn-Schächte von New York heim. Ein Hund wird ausgeweidet aufgefunden, dann sterben die ersten Menschen – und überall tauchen Zeichen auf, die dem Symbol entsprechen, das damals auf dem fatalen Wrackteil zu sehen war, das Hundreds Leben verändern sollte. Welcher Psychopath treibt hier sein Unwesen? Oder steckt hinter dem Wrackteil tatsächlich noch mehr? Das FBI tritt auf den Plan, um sich der Sache anzunehmen, doch die Vergangenheit findet Hundred zuerst.

Stilistisch gilt für den zweiten Band das Gleiche wie für seinen Vorgänger. Der an die Rotoskoping-Technik erinnernde Zeichenstil (beim Rotoskoping dienen Filmmaterial oder Fotos mit menschlichen Darstellern als Referenz, die dann übermalt wird) verleiht zusammen mit dem ausgewaschen wirkenden Farbspektrum der Geschichte einen faszinierenden, erwachsenen Look abseits aller Four-Colour-Superhelden-Ästhetik. Manchmal wirken die Gesichter der Figuren zwar etwas debil, aber immer ist eine ausgeprägte, sehr differenzierte Mimik zu finden.

Die Handlung ist diesmal deutlich expliziter in ihrer Brutalität als noch im ersten Band. Das ist natürlich auch in der Geschichte verhaftet, die von einem wahnsinnigen Serienmörder handelt. Aber war „Ex Machina“ bislang vor allem aufgrund seiner Komplexität kaum für Kinder geeignet, sind es jetzt auch versehrte Körper, die dem Comic ein FSK 18 einbringen würden, wäre er ein Film. Aber die Gewalt wird nie zum Selbstzweck und ist trotz allem doch auf wenige Panels beschränkt. Die Atmosphäre des politischen und privaten Kampfes, den Mitchell Hundred im Amt und mit den Geistern seiner Vergangenheit immer wieder auszufechten hat, steht nach wie vor im Vordergrund. Und zum Schluss gibt es fast ein Happy End. Und das ist gut so.

Fazit: Auch im zweiten, in sich mehr oder minder abgeschlossenen Handlungsabschnitt der Comic-Reihe „Ex Machina“ bieten Brian K. Vaughan und Tony Harris gehobene Bildergeschichtenkost für erwachsene Leser. Dabei gehen sie mit der Thematik der gleichgeschlechtlichen Ehe und den graphisch expliziten Untaten eines Psychopathen gleich in zweifacher Hinsicht noch einen Schritt weiter als in Band 1. Weder scheuen sie sich, politisch heiße Eisen anzufassen, noch gewalttätig versehrte Körper in ein Genre zu bringen, das die Unversehrbarkeit seiner Protagonisten praktisch zum Programm erhoben hat.


Ex Machina 2: Zeichen
Comic
Brian K. Vaughan, Tony Harris
Panini Comics 2007
ISBN: n. a.
132 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

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