Escape Tales – Children of Wyrmwood

Gilbert ist ein ruhiger Mann, der sich für wenig interessiert und ein geregeltes Leben führt. Mit seiner Liebe Sevilia plant er eine fröhliche Zukunft, da kann die Umgebung noch so trostlos sein. Doch plötzlich tritt eine ominöse Macht in sein Leben – und umgibt damit auch euch und breitet sich auf eurem Spieltisch aus!

von Daniel Pabst

„Escape Tales – Children of Wyrmwood“ ist ein Escape-Spiel für 1 bis 4 Personen von Jakub Caban und Bartosz Idzikowski, welches original vertrieben wird bei Board&Dice. Es beinhaltet 219 Karten, 36 grüne Holzscheiben, drei Story-Hefte, vier Spielhilfen, eine Landkarte und eine Anleitung.

Nachdem die eigenständigen Vorgänger „The Awakening“ und „Low Memory“ bei Kosmos erschienen, wurde dieser Teil der „Escape Tales“ durch die Spieleschmiede finanziert und ins Deutsche übersetzt. Genau wie bei den genannten Vorgängern wird man mit einer düsteren Handlung konfrontiert, wobei es uns diesmal ins Fantasy-Genre verschlägt. Was steckt in der Spielebox, die uns stolze 450+ Minuten Spielerlebnis ankündigt?



Vorab kurz zur Geschichte von „Children of Wyrmwood“: Eure Geliebte Prinzessin Peach … – nein, mein Fehler, natürlich muss es richtig heißen – eure Geliebte Sevilia wurde von „bösen Mächten“ geraubt und ihr wollt diese nun auf eigene Faust retten. Und so eilt ihr los durch den Wald und durch die Dörfer, bis ihr vor einem Turm stehen bleibt. Der Ausgang des Abenteuers wird fortan ganz in euren Händen liegen.

Wie man es vom Spiel „Escape Tales – Low Memory“ bereits kennt, ist die Geschichte in drei Kapitel aufgeteilt, welche jeweils eine erwartete Spielzeit von 150 Minuten haben. Jedes Kapitel hat ein eigenes „Story-Buch“. Somit bekommt man mit „Children of Wyrmwood“ im Gegensatz zum Standard-Escape-Spiel wirklich eine Erzählung mit langer Story geboten. Natürlich hängt die Spiellänge auch von der Spielergruppe und deren Fähigkeiten fürs Rätsellösen ab. Denn man sollte wissen, dass dieses Spiel kein traditionelles „EXIT“-Spiel ist, sondern aus Dutzenden Rätseln und vielen Textpassagen besteht. Somit birgt jedes der drei Kapitel in etwa so viel Stoff, wie sonst ein ganzes Spiel in diesem Preissegment.

Im Laufe des Spiels sammelt ihr verschiedene Gegenstände, welche mit anderen Objekten kombiniert werden. Dieses Element kennt man aus „Point-and-Click-Adventures“, wie zum Beispiel den „Adventure Games“ von Kosmos. Des Weiteren verfügt die Hauptfigur des Spiels über eine Karte, auf der – ähnlich eines Rollenspiels – seine Ausprägungen in den Attributen Ausdauer, Mut, Verstand und Charisma stehen. Findet ihr beispielsweise eine Engelsfeder, so steht auf der Karte: „Sie ist so weich und leuchtet regelrecht. Du könntest dich in ihrem Anblick geradezu verlieren“ und addiert +3 zum Mut und +1 zum Charisma. Besonders wichtig werden diese Ausprägungen wenn ihr neue Räume betretet, sowie für eine Prüfung in der Hälfte des Spiels.



Vom Spielmechanismus her deckt ihr stets Rätselkarten auf und versucht diese zu lösen oder sie mit anderen Rätselkarten zu kombinieren, um dann eine weitere Nummer im Story-Buch vorlesen zu können. Zusätzlich benötigt man für das Rätsellösen eine Begleit-App. Denn die Rätsel müssen durch Codes überprüft werden, welche man in die App eingibt. Auch bietet die Begleit-App die Möglichkeit, die Meinung eures Protagonisten „Gilbert“ einzuholen und die Kombination der Karten einzutippen. Vorlesen tut die App allerdings nicht, dies müssen die Spielerinnen und Spieler, wie bei den Vorgänger-Spielen, selbst übernehmen.

Wenngleich es keine Möglichkeit zum Scheitern gibt, haben eure Handlungen direkten Einfluss auf das Wohlbefinden des Protagonisten Gilbert und auf die Personen und Orte in seiner Umgebung. Je nach eingeschlagenem Weg im Abenteuer kommen einige Karten nicht vor, wodurch sich die Eigenschaften von Gilbert, die Rätsel und die Spielenden unterscheiden.

Kommt man nicht weiter bei den Rätseln und beharrt darauf, das Rätsel selbst zu lösen, statt sich durch die App einen Hinweis zu holen, kann man jederzeit „speichern“ und zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass man die Begleit-App zu Rate ziehen wird, da die Rätsel hier wirklich eine  Herausforderung sind, die über den Schwierigkeitsgrad von bekannten Escape-Spielen hinausgeht. Die Altersangabe von 16+ ist gerechtfertigt, da man bereits von Beginn an harte Nüsse knacken muss und auch für jüngere Spielerinnen und Spieler eine durchschnittliche Spielzeit pro Kapitel von zweieinhalb Stunden zu anstrengend sein wird.



Wie bei (fast) jedem Rätselspiel wird davon abgeraten, mit der maximalen Anzahl an Spielenden zu spielen, da dann nicht jeder vorlesen oder rätseln kann. Wer möchte, könnte theoretisch nach Ende des Spiels erneut Gilbert auf die lange Heldenreise entsenden. Alternativ kann die Schachtel an Freunde und Bekannte weitergereicht werden, da keine Spielelemente kaputtgemacht werden. Das ist besonders lobenswert und umweltfreundlich!

Fazit: Die Räume bei „Escape Tales – Children of Wyrmwood“ wirken teils wie Halluzinationen und bergen Rätsel, die zum Fantasy-Thema und den Wyrmwurzeln, die den Verstand rauben sollen, sehr gut passen. Ihr bekommt hier ziemlich genau das, was auf der Spieleverpackung versprochen wird. Man muss reichlich Ausdauer mitbringen, das Fantasy-Genre mögen, und darf auch nicht davor zurückschrecken, Rätsel-Hilfen in Anspruch zu nehmen. Wenn all das auf einen zutrifft, dann kann man zu diesem „Escape“-Spiel greifen und Abende voller Rätsel erleben.

Escape Tales – Children of Wyrmwood
Brettspiel für 1 bis 4 Spieler ab 16 Jahren
Board&Dice 2021
Jakub Caban und Bartosz Idzikowski
EAN: 6425453001086
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 29,99

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